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-Clairy-

Mehrmals lese ich mir die niedergeschriebenen Worte durch, bis ich erst realisiere, was da eigentlich steht. Jetzt werde ich ihn wohl wirklich nie wieder sehen. Aber er hat Interesse an mir und das lässt mein Herz zum einen höher schlagen, was mich wirklich erschreckt, und zum anderen ist da ein Hauch von Traurigkeit. Empfinde ich wirklich etwas für einen der meist gesuchtesten Verbrecher Kölns? Warum? Nach so kurzer Zeit, in der er mir gedroht hat, ja mich sogar beinahe vergewaltigt hat, aber auch gerettet hat und nach mir gesehen hat? Dabei kenne ich ihn ja kaum.

Ja, das was man übers Internet erfahren kann und die Gerüchte schon, aber wer weiß schon, ob sie wahr sind? Ob sie wirklich er sind. Das ist es ja was Gerüchte ausmacht. Man weiß nie wieviel Wahrheit dahinter steckt und ich will unbedingt seine Wahrheit erfahren, brenne darauf ihn näher kennen zu lernen, doch diese Hoffnung, dieses Verlangen wird mit diesen geschriebenen Zeilen zunichte gemacht.

Vergessen soll ich ihn...aber wie soll ich das schaffen? Nach all dem, was passiert ist...

Unser erstes Treffen, das Zweite, als er mich mitten in der Nacht besucht, die Explosion und die Entführung. Das werde ich nie wieder aus dem Kopf bekommen. Irgendwas wird mich immer daran erinnern und gleichzeitig auch daran, dass da diese erschreckende Neugier in mir ist und sogar an diese Gefühle, die ich immer empfinde, wenn er bei mir ist und die sich immer mehr verstärken je öfter ich ihn sehe. Auch wenn es mir Angst macht sind sie da, das kann ich nicht leugnen.

Verzweifelt schaue ich aus dem Fenster und beiße mir auf die Unterlippe.

Vergessen ist echt leichter gesagt als getan.

"Meine Welt sollte nicht deine sein."

Ich erinnere mich an diesen Satz und weiß was er damit meint. Gewalt, Entführungen, Raub und dieses ständige auf der Hut sein passt einfach nicht zu mir. Nicht zu diesem schüchternen Mädchen, dass keiner Fliege etwas zuleide tun kann und sich schon tagelang schlecht fühlt, wenn es mal wieder redet oder handelt bevor es nachgedacht hat und damit einen Menschen verletzt hat. Aber dieses schüchterne Mädchen ist trotzdem neugierig und diese Neugier kann nur gestoppt werden, wenn sie das bekommt, was sie verlangt zu wissen.

Er will mich beschützen. Das kann man nach dem Lesen sofort erschließen und ich verstehe das auch. Trotzdem bin ich wütend und enttäuscht, dass er es so abrupt beendet und mich einfach im Regen stehen lässt. Er glaubt doch wohl nicht, dass mich die Apes in Ruhe lassen werden? Aber so wie ich ihn bis jetzt einschätzen kann würde er seine Leute auf mich setzen und alles unternehmen, damit mir nichts widerfährt. Was er selbst jedoch tun wird kann ich nicht sagen. Sich von mir fern halten, klar, aber falls mir doch etwas passiert? Wird er mich dann wieder retten und seine Worte erneut brechen?

Seufzend erhebe ich mich und massiere meine Schläfen, da mir der Kopf vom ganzen Nachdenken schon dröhnt und ich dringend eine Dusche brauch, mich von all dem, was sich ereignet hat, reinigen muss.

Ich schnappe mir also frische Kleidung, gehe ins Bad, sperre ab und entledige mich dann meiner Klamotten, ehe ich mich unter die Dusche stelle und das Wasser betätige. Sanft rieselt die Flüssigkeit auf mich hinab und hinterlässt eine kribbelnde Wärme, doch es ist immer noch so, als ob die letzten Geschehnisse weiterhin an mir haften. Frustriert greife ich nach dem Duschgel und reibe damit meinen ganzen Körper ab, wiederhole diese Prozedur immer und immer wieder, bis es an manchen Stellen schon brennt.

"Shit ey!", ich lasse meine Fäuste gegen die Kachelwand schnellen und stütze mich an ihr ab, wende meinen Kopf zu Boden. Währenddessen spüre ich nur wie das Wasser an mir hinabläuft und den Schaum wegwäscht.

Blue Eyes | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt