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-Thaddeus-

Ein Seufzer entweicht meiner Kehle und ich starre an die Decke. Gedanken über Gedanken strömen durch meinen Kopf. Vorwürfe und Anschuldigungen. Zweifel und Frustration. Der Alkohol hat mittlerweile seine Wirkung aufgegeben und ich kann mich an jedes kleinste Detail der letzten Stunden erinnern, verfluche mich innerlich selbst dafür, dass ich mit ihr geschlafen habe, so dumm war.

Es hat sich zwar gut angefühlt, aber es ist so falsch gewesen und dann habe ich sie auch noch ohne mit der Wimper zu zucken angelogen. Nun werde ich Clairy wieder wehtun müssen, schlichtweg weil ich so inkompetent gewesen bin und einfach einen Fick aufs Sich-Von-Ihr-Ferngehalten gegeben habe. Einfach weil ich gedacht hatte, dass ich bestimmt einen Blackout haben werde, aber ich habe mich unterschätzt.

Es sind viel mehr nötig, als fünf Shots, um mich vergessen zu lassen. Ein weiterer Punkt aus meiner Vergangenheit, der mir das Leben schwerer macht, als es ohnehin schon ist, jedoch habe ich es mir selbst zuzuschreiben. Vor Jahren habe ich meinen Schmerz in Alkohol ertränkt und einen totalen Absturz gehabt. Und das nur weil...

Nein, ich werde jetzt nicht daran denken! Nicht schon wieder! Unterdrück es!

Ich beiße mir auf die Lippe und blicke zu Clairy, die seelenruhig an meine Brust gelehnt schläft. Ihre langen braunen Haare umrahmen ihr hübsches Gesicht und ihre Lippen sind leicht gespalten.

Selbst beim Schlafen sieht sie wunderschön aus...

Vorsichtig streiche ich ihr mit dem Daumen über die Wange, wische die Reste ihres Lippenstiftes weg und halte kurz inne, betrachte sie einfach nur.

Sie hat jemand besseren als mich verdient. Jemanden der nicht kaputt ist. Jemanden der nicht kriminell ist und keine Menschen umgebracht hat. Jemanden, der eine heile Vergangenheit hat. Jemanden, der genau das Gegenteil von mir ist...
Wie kann ich mich nur so zu ihr angezogen fühlen, nach so kurzer Zeit? Wie hat sie das nur geschafft?

Ich entferne meine Hand wieder von ihrem Gesicht und lehne mich kurz vor. Dann küsse ich ihre Stirn mit einer Mischung aus Bedauern, Verzweiflung, aber auch Wut auf mich selbst und rücke vorsichtig von ihr ab, ehe ich langsam aufstehe. So leise wie möglich sammele ich meine Klamotten vom Boden auf, streife sie mir über und blicke zu Clairy zurück.

Sie sieht einfach wie ein Engel aus. Ein leichtes Lächeln erscheint unwillentlich auf meinen Lippen, jedoch schüttele ich es schnell ab und gehe zu der Braunhaarigen, um sie zuzudecken.

Und dann stehe ich einfach nur da, bin hin und hergerissen von Gefühlen ins weiß einfach nicht was ich tun kann, um das, was ich vorhabe, wieder gut zu machen. Rein gar nichts wird da, was geschehen wird, wieder gut machen und ich hasse mich dafür.

"Es tut mir so leid...", flüstere ich leise, nehme mir ein Blatt und einen Stift von ihrem Tisch und beginne zu schreiben, falte das Papier danach und lege es auf ihren Nachttisch. "Es tut mir so unendlich leid..."

Dann gehe ich zum Fenster und verschwinde, verschwinde mit der Absicht ein für alle Mal nie wieder in ihrem Leben aufzutauchen. Ich würde es nur noch mehr ruinieren.

~~~

-Clairy-

Müde blinzelnd drehe ich mich zur Seite, runzele leicht verwirrt die Stirn und setze mich dann auf.

Irgendwas fehlt hier...

Nachdenkend suche ich mit den Augen mein durch Sonnenstrahlen beleuchtetes Zimmer ab und stocke.

Warum sind die Jalousien offen? Und warum ist das Fenster nicht ganz zu?

Noch verwirrter stehe ich auf und schließe es, blicke auf die Straße hinab und versuche mich daran zu erinnern was ich vermisse. Seufzend drehe ich mich um und bleibe auf einmal wie erstarrt stehen, merke erst jetzt, dass ich nackt bin.

Blue Eyes | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt