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-Thaddeus-

Wie in Zeitlupe nehme ich wahr, wie Clairys Körper an mir vorbeifliegt. Zur selben Zeit ertönt ein lauter Knall, erzeugt durch André, der soeben seinen Schuss abgefeuert hat, und es ist, als ob mir mein Herz in der Brust stehen bleibt. Ich kann weder atmen noch mich bewegen. Ich kann schlichtweg gar nichts tun, bin einfach nicht dazu fähig, bin wie zu einer Salzsäule erstarrt.

Trotzdem bekomme ich alles um mich herum mit. Clairy stößt einen schmerzerfüllten Schrei, der mir durch Mark und Bein geht, aus und kommt mit einem dumpfen Knall auf dem Boden auf, krümmt sich dort. André hingegen starrt die Braunhaarige erschrocken an. Es herrscht eine unglaubliche Spannung in der Halle und als ich mich wieder rühren kann, da ist es, als ob mein Herz gleich explodiert. Es schlägt so heftig und schnell, wie es mich nie zuvor geschlagen hat. Mein ganzer Körper wird von Angst eingenommen, Angst um Clairy, Angst davor, dass sie stirbt oder noch Schlimmer: Dass sie schon tot ist.

Mein Gegenüber fixiert sie immer noch entsetzt und ich weiß, dass dies meine Chance ist. Zwar ist mir dabei auch bewusst, dass ich dabei vielleicht sterben kann, jedoch ist mir das im Moment egal.

„Hydra!", schreie ich also, meine Hand umgreift meine Pistole fester. „Schützt mich!"

Und genau diese Worte sind das Kommando, sind der Befehl, den wir so oft besprochen haben. Denn jetzt ist es an meinen Leuten die gegnerische Gang davon abzuhalten mich umzubringen und alle von ihnen zu töten. Bei den Apes gibt es noch einen Zusatzpunkt: Sie sollen André nicht kalt machen, aber in ihre Gewalt bringen und ihm alles abnehmen, das ihm zur Flucht verhelfen könnte oder ihm die Möglichkeit gibt Menschen das Leben auszuhauchen, sprich meine Männer umzubringen.

Und schon mache ich den ersten Schritt, hebe meine Waffe, ziele auf Andrés Bein und drücke ab, werfe mich gleichzeitig zu Clairy, um sie vor dem anstehenden Kugelhagel zu beschützen.

-Clairy-

Ein gequälter Schrei dringt aus meiner Kehle und mein Körper fühlt sich so an, als ob man ihn in Brand gesteckt hätte, brennt und schmerzt wie Hölle. Tränen treten mir in die Augen und ich ringe nach Luft, rolle mich am Boden zusammen und halte mir meinen linken Arm. Meine Finger berühren dabei eine klebrige Substanz und ich weiß ganz genau um was es sich dabei handelt: Blut, und es beginnt nur so über meinen Arm zu laufen und mein Oberteil zu durchtränken.

André muss wohl eine wichtige Ader getroffen haben, vielleicht hat er ja sogar ein paar Sehnen erwischt, da ich meinen Arm überhaupt nicht bewegen kann, zumindest nicht ohne dass mein Körper wieder von einer Welle von unglaublichem Schmerz durchströmt wird.

Durch mein Leiden schirme ich so gut wie alles um mich herum einfach ab, konzentriere mich nur auf meine Verletzung, doch plötzlich vernehme ich gedämpft Thaddeus energische Stimme: „Hydras! Schützt mich!"

Gleich darauf ist sein Körper auch schon direkt über mir, sodass mich seine Größe abschirmt und erneut beginnt eine laute Schießerei. Erschrocken blicke ich ihm direkt in seine eisblauen Augen, die voller Besorgnis und Angst sind.

„Was hast du dir nur dabei gedacht?!", herrscht er mich laut an, sieht kurz auf, um die Situation zu checken und mustert mich dann wieder, jedoch ist sein Blick sanfter geworden.

„I-Ich-au...", ich beiße meine Zähne feste zusammen und sauge zischend Luft ein, betrachte dann meinen Arm.

Der ganze Stoff um ihn herum hat sich rot verfärbt und es bildet sich auch schon eine kleine Blutpfütze unter mir.

„Scheiße.", vernehme ich Thaddeus undeutlich, da immer noch Schüsse fallen und gucke ihn wieder an.

Seine Augen sind dieses Mal jedoch auf meinen Arm gerichtet und bevor ich es mir versehe hat er sich auch schon seinen Gürtel ausgezogen und klettert von mir herunter.

Blue Eyes | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt