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-Thaddeus-

Anfangs habe ich mich wirklich dagegen geweigert Clairy oder sonst wem von meiner Vergangenheit zu erzählen. Sicher, meine Freunde wissen einen Teil, wissen, dass meine Eltern ermordet worden sind.

Das weiß aber so gut wie jeder aus meinem Heimatdorf, doch was sie nicht wissen ist, dass es der Sohn des Bürgermeisters gewesen ist, der noch dazu damals mein bester Freund war, der sie umgebracht hat.

Meinen Freunden ist natürlich schon bekannt, dass es André war. Ich meine, würde schon etwas komisch kommen, wenn ich mich grundlos an André rächen will. Das ist aber auch das Einzige, das sie wissen. Was damals wirklich geschehen ist, habe ich immer für mich behalten, habe gehofft, dass dieser Schmerz in mir so vielleicht irgendwann verschwindet.

Wie naiv von mir. Er wird nie verschwinden und immer ein Teil von mir sein. Das müsste eigentlich jedem klar sein, der dasselbe wie ich durchgemacht hat oder auch nur ansatzweise denken kann.

Keine Frage, das Verdrängen hat den Schmerz etwas erträglicher gemacht, aber nur in die Länge gezogen, genauso wie Clairy es gesagt hat und wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich froh mich endlich jemandem anvertraut zu haben. Das Ganze ist wie eine Bombe explodiert, da ich es so lange zurückgehalten habe, und hat einfach nur unfassbar wehgetan, fast so als ob ich meine Vergangenheit nochmal durchlebt habe.

Eines kann ich aber nicht leugnen. Clairy hat Recht gehabt, als sie gesagt hat, dass es mir vielleicht etwas besser gehen wird, wenn ich ihr erzähle, was damals geschehen ist. Da ist zwar immer noch dieser drückender Schmerz, jedoch auch Erleichterung, da das alles wirklich mal rausgemusst hat, Dankbarkeit, dass Clairy mir zugehört hat und für mich da ist, mich jetzt in ihren Armen hält und an meiner Seite ist, und sogar etwas Stolz, weil ich mich wieder, wenn auch nur ein wenig, mit meiner Vergangenheit befasst habe.

So gut das alles auch ist, eins weiß ich trotzdem: Es wird wieder dauern, bevor ich weiter darüber reden werde und mich endlich auch meinen Freunden öffnen werde.

-Clairy-

Ich schniefe leise und wische mir dann mit meinem Handrücken über die Wangen, löse mich etwas von Thaddeus, da ich bemerkt habe, dass sein Körper nicht mehr allzu sehr zittert und auch sein Schluchzen aufgehört hat. Mit roten, leicht geschwollenen Augen blickt er mich an und ich sehe ihn eine Weile einfach nur an, ehe ich zu sprechen beginne.

"Das tut mir so verdammt leid...aber gleichzeitig bin ich dir wirklich dankbar, dass du mir davon erzählt hast. Du hast Recht. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen wie das ist, auch wenn ich meinen Vater verloren habe, aber du hast mir geholfen mich wenigstens etwas in dich hineinzuversetzen. Das war mutig von dir und ich weiß sehr zu schätzen, dass du dich mir geöffnet hast, da es heißt, dass du mir vertraust.", ich lege meine Hand an seine Wange und der Blauhaarige lehnt sich leicht gegen sie, nickt kaum merklich, guckt mir aber tief in die Augen.

"Ja, das tue ich. Du bist wirklich anders. Anders als Wiebke. Besser anders. Und du lagst richtig. Ich...ich fühle mich tatsächlich etwas besser.", er richtet sich etwas auf und lächelt mich traurig, jedoch auch dankbar an. "Danke Clairy. Manchmal muss man mich echt zu meinem Glück zwingen, huh?"

Er grinst leicht.

Schmunzelnd ziehe ich meine Schultern nach oben: "Ja, aber bei so etwas ist es auch verständlich, wenn man nicht darüber reden will. Würde ich wahrscheinlich auch nicht wollen."

"Dann würde ich dich aber auch dazu zwingen.", ein leises, immer noch etwas bedrücktes, aber echtes Kichern kommt über seine Lippen bevor er ernst wird. "Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Zusammen werden wir schon eine Lösung finden, das kannst du mir glauben."

Blue Eyes | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt