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-Thaddeus-

„Nein...", kommt es schon fast lautlos von meinen Lippen und ich klettere schockiert von Jan, beginne an seiner Schulter zu rütteln. „Nein, nein, nein! Das d-darf nicht-fuck!"

Ich werde vor Panik immer lauter und raufe mir verzweifelt die Haare. Schließlich erkenne ich, dass das ganze Gerüttele nichts helfen wird. Der Blonde ist tot. Ich habe ihn ungewollt umgebracht und kann nun nichts mehr tun. Alles ist nutzlos. Nichts, rein gar nichts kann Jan wieder lebendig machen. Mein Herz schlägt unangenehm hart gegen meinen Brustkorb und das Ziehen in meinem Bauch macht dies nicht gerade besser. Ich fühle mich hundsmiserabel. Nicht, weil ich ihn umgebracht habe. Es ist ein Unfall gewesen und irgendwie hat er es doch verdient, aber das ist genau der Punkt. Laut Clairy hat es eigentlich niemand verdient umgebracht zu werden. Sie hat es mir mehr als einmal gesagt und nach langer Zeit habe ich ihr schließlich zugestimmt und eingewilligt, dass ich nicht mehr morden werde.

Ich habe es versprochen.

Und nun habe ich erneut gegen dieses Versprechen verstoßen, auch wenn es aus versehen gewesen ist. Auch wenn ich ihr dies sagen werde, wird sie es mir nicht glauben. Ich meine: Wie wird es bitte aussehen, wenn ich zu ihr gehe und sage: „Jo Clairy, ich hab Jan aus versehen umgebracht, weil er mich plötzlich angegriffen hat und ich mich nur dagegen wehren wollte. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht umbringen." ? Es wird wie ein Lüge aussehen. Wie eine dreckige Ausrede. Ich habe es jetzt endgültig vergeigt. Ich werde Clairy verlieren, das steht fest.

Ein verzweifelter Laut entfährt mir und dieses Gefühl in mir, dieses drückende, bedrängende, üble Gefühl in mir wird so stark, dass ich sogar würgen muss, denke, dass ich mich übergeben muss. Mit verzerrtem Gesicht halte ich mir den Bauch und schiele zu Jan. Seine trüben Augen starren ausdruckslos zur Decke, was einfach nur verdammt unheimlich aussieht. Ein eisiger Schauder läuft mir über den Rücken und ich wende den Blick wieder ab. Alles in mir rumort und allmählich wird es mir immer klarer, obwohl ich es eigentlich schon weiß. Clarissa wird verschwinden, wenn sie hiervon erfahren wird. Ich werde sie nie wieder sehen, das hat sie selbst gesagt.

Ein leises Schluchzen entweicht meiner Kehle und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

Ich kann sie nicht verlieren! Ich brauche sie! Ich brauche sie mehr als alles andere, auch wenn ich gesagt habe, dass sie immer im Geiste bei mir sein wird, immer in meinem Herzen sein wird und dass ich es aus diesem Grund auch ohne sie schaffen würde. Vielleicht würde ich es tatsächlich schaffen, aber das ist nicht sicher. Ich brauche Clairy sowohl psychisch, als auch physisch bei mir! Nicht nur, weil ich mir so sicher sein kann, dass ich es schaffe, sondern auch weil ich sie liebe. Weil dieses verdammte Mädchen mir mit ihren Blicken jedes Mal den Verstand raubt. Weil sie und ihr Lächeln so unbeschreiblich schön sind und weil sie mich alleine schon mit ihrer Anwesenheit glücklich macht. Und deshalb darf ich sie nicht verlieren. Genau deshalb darf sie von diesem Unfall niemals erfahren!

Zittrig atme ich aus und zucke im nächsten Moment heftig zusammen, da sich plötzlich die Tür öffnet. Mit großen Augen starre ich Navy, Kira und Marley an, die mich ebenfalls entgeistert anblicken.

Immer wieder sieht Ivan abwechselnd von mir zu Jan, dann öffnet er seinen Mund, um etwas zu sagen, schliesst ihn dann aber wieder und holt tief Luft.

„E-Es ist wirklich nicht so, wie ihr denkt!", versuche ich mich sofort panisch zu verteidigen, doch Navy schüttelt langsam den Kopf.

„Natürlich...", seine Stimme trieft vor Sarkasmus, dann wird er auf einmal laut. „Verdammt T! Du hattest es Clairy versprochen!"

Nun kommt er direkt auf mich zu, packt mich erschreckend grob am Kragen und zieht mich auf die Beine, da ich bis eben immer noch neben Jan gekniet habe.

Blue Eyes | TaddlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt