-Clairy-
Kaum habe ich das Quartier verlassen, da läuft mir auch schon die erste Träne über die Wange. Ich habe es wirklich getan. Ich habe Thaddeus nichtsahnend zurückgelassen und ziehe das was ich vorhabe nun tatsächlich durch. Die nächsten Tränen bahnen sich ihren Weg aus meinen Augenwinkeln und ich erhöhe mein Schritttempo, beginne, als das Hauptquartier nicht mehr in meiner Sichtweite ist, sogar zu rennen und schließlich bricht wieder alles völlig aus mir heraus. Schluchzend schotte ich mich von meiner Umwelt ab, lasse nur den Gedanken nach Hause zu kommen zählen und mir ist es so egal, dass mich Leute so sehen.
Mir ist es egal, dass mich die Menschen weinen sehen und auch, dass ich nur dann auf den Verkehr achte, wenn ich wirklich muss, deshalb immer wieder Leute, die sich lautstark darüber beschweren, anrempele. Einfach, weil ich schleunigst hier weg will, weil ich jetzt am liebsten in den Armen meiner Mutter liegen würde, ihr von all meinen Sorgen erzählen würde und sie mir dann sagen würde, dass alles wieder gut werden wird und dass wir das gemeinsam schaffen werden.
Doch so weit bin ich noch nicht. Immer noch trennen uns hunderte von Kilometern und ich habe noch nicht mal mein Zeug gepackt, geschweige denn einen Zug oder ähnliches gebucht, beziehungsweise ein Ticket gekauft. Ich bin immer noch in Köln, immer noch in Thaddeus Reichweite und er wird ganz sicher als erstes im Wohnheim nachsehen, wenn er bemerkt, dass ich viel zu lange weg bin. Deshalb gebietet es jetzt dringlich Eile und so sprinte ich sogar den letzten Kilometer nach Hause.
Völlig außer Atem schließe ich die Tür zu unserer Wohnung auf, doch an Pause ist jetzt nicht zu denken. Schnurstracks gehe ich in mein Zimmer und hole mir meinen Rucksack, da ich meinen Koffer ja bei Thaddeus gelassen habe und außerdem nur das Wichtigste mitnehmen will, sprich: Geld, Ausweis, Reisepass, Laptop, et cetera. Dies habe ich ziemlich schnell erledigt, da es nicht viele Dinge sind. Als Nächstes begebe ich mich in die Küche und schalte mein Laptop kurz ein, damit ich nach Verbindungen, die zu mir nach Hause führen, suchen kann. Relativ fix habe ich einen ICE ausfindig gemacht, der in etwa eineinhalb Stunden abfahren wird und so habe ich noch genügend Zeit, um mir auf dem Weg zum Bahnhof etwas zu essen zu kaufen.
Laut ausatmend fahre ich das Gerät wieder herunter, packe es ein und sehe mich noch einmal um. Zu gerne würde ich hierbleiben, auch wegen der Uni, doch es geht einfach nicht. Sicherlich werde ich zuhause wieder einen Platz finden, da ich die Beste im Studiengang gewesen bin, aber in Köln hat es mir wesentlich besser gefallen, zumal ich hier auch wirklich gute neue Freunde gewonnen habe. Sunny, Alec und Tom werde ich wenn ich erst mal wieder zuhause bin sofort Bescheid sagen, das ist klar, und auch meine beste Freundin wird gleich davon erfahren, doch jetzt habe ich dazu keine Zeit.
Einen letzten sehnsüchtigen und traurigen Blick über meine Schulter werfend gehe ich durch die Haustür, schultere die Tasche, sperre ab und dann mache ich mich auch schon auf den Weg zum Hauptbahnhof. Während ich so laufe ist es, als ob mich mit jedem Schritt eine immer schwerer werdende Last zurückhält. Es ist fast schon so als ob mich diese Stadt einfach nicht gehen lassen will und das macht es mir nochmal schwerer als es sonst schon ist. Trotz dessen mache ich weiter. Ich muss hier weg, auch wenn es mir schwer fällt.
Etwa eine Dreiviertel Stunde später, die mir unglaublich lange vorkommt, komme ich schließlich am Bahnhof an und kaufe mir zu aller erst ein Zugticket, was aufgrund der vielen Menschen, ziemlich lange dauert, doch als ich dies erledigt habe, habe ich noch circa eine halbe Stunde Zeit, bis mein Zug eintreffen wird, weshalb ich mich dazu entscheide mir noch kurz einen Kaffee im Starbucks zu holen. Während ich mich in der Schlange einreihe blicke ich mich immer wieder nervös um.
Bald ist es soweit. Bald werde ich Köln verlassen und Thaddeus wird mich hoffentlich nicht mehr oder wenigstens nicht so schnell ausfindig machen können. Ein trauriger Seufzer entflieht mir und dann bin ich auch schon an der Reihe. Leise gebe ich einen großen Cappuccino in Bestellung, nenne der Bedienung meinen Namen, bezahle ihn und will mich gerade endlich zum Gleis begeben, als mir auf einmal jemand auf die Schulter tippt.
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Blue Eyes | Taddl
FanfictionEs hätte niemals so kommen sollen und doch traf ich auf ihn. Zuerst hatte ich eine unglaubliche Angst vor ihm, doch dann...dann war da Neugier. Ich begann ihn zu hinterfragen und erkannte, dass da viel mehr war, als dieser toughe Drogenboss, als den...