,,Wohnt ihr zusammen?"

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,,Du musst mir nichts erzählen. Ich sehe schon an deinem Ausstrahlen was da läuft." Ich schüttle meinen Kopf. Elena liegt mir schon den ganzen Tag in den Ohren. ,,Ich will nicht sagen, dass wir es alle wussten und es dir auch gesagt haben, aber wir haben es dir gesagt." Sie hebt beschwichtigend ihre Hände hoch, als ich sie angucke und trotzdem nicht ernst bleiben kann. 

,,Ja, ihr hattet alle recht und das habe ich jetzt verstanden." So und jetzt geht es an die Arbeit. 

,,Ich freue mich sehr für dich, Jess. Das hast du dir reglich verdient." Na ob das so richtig ist? Ich weiß es nicht, aber die Zeit wird es zeigen. Immerhin haben wir jetzt alle Zeit der Welt. So gegen sechzehn Uhr kommt Mila mit Gina rein. Gina rennt schnell zu mir und umklammert mein Bein. ,,Mami!" Sie sieht mich von unten aus an. ,,Wo ist Papa?", fragt sie, während ich an der Theke stehe und die Termine durchschaue. Ich knie mich zu ihr runter. Sie setzt sich auf meinen Schoß. So selbstverständlich, als wär das eine Einladung dazu gewesen. Schon interessant was Kinder so interpretieren. Ich streiche durch ihr Haar. 

,,Papa arbeitet gerade." Sie sieht mich enttäuscht an. 

,,Wie lange? Musst er wieder so lange arbeitet?" Ich lächle sie an und da fällt mir ein, dass sie doch bestimmt sein Haus sehen darf. Also mir fällt kein Grund ein, der dagegen spricht. 

,,Nein. Papa hat dir doch versprochen, dass er nie wieder so lange arbeitet. Wenn du willst, können wir ihn gleich besuchen." Gina umarmt mich. 

,,Juhu!", ruft sie. ,,Ausflug!" Ich muss lachen und ziehe sie ganz fest an mich. Solange ich den Papierkram noch machen muss, spielt Gina mit Mila und Elena hinten. Zwischendurch sehe ich unauffällig zu Lisa, die an einer Kundin schnibbelt. Anastasia hat heute frei. Es wurde auch mal Zeit, dass Lisa sich daran gewöhnt, wenn sie mal einen Kunden nach dem anderen hat. Es ist nicht immer so leicht, wie es scheint. Wenn ich darüber nachdenke, wie ich angefangen habe, da muss ich echt lachen. Das Jahr durfte ich weiterführen, aber ich wurde so hart auf die Probe gestellt. Das waren die schlimmsten Wochen meiner Ausbildung. Später hatte ich keinen einzigen Kunden, also so wie bei Bilanz - naja, schlimmer. Immerhin durfte ich da noch den Kunden die Haare waschen. Da durfte ich lediglich alles vorbereiten, obwohl die gesehen haben, dass ich es konnte. Aber das sollte mir wohl eine Lektion fürs Leben sein. Auch weil ich vielleicht immer gefehlt habe, da ich ein Kind hatte. Ich war nur am arbeiten und richtigen Mutterschaftsurlaub hatte ich auch nicht. Wann auch? Dazu hatte ich nun wirklich keine Zeit. Dass ich Mama und Papa hatte, war mir eine sehr große Stütze. Ohne die beiden hätte ich alles hinschmeißen können. Zum Glück hatte ich nie einen sehr großen Bauch. Manchmal hatte Mama Sorge, dass Gina nicht gesund wird. Das hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. 

Ich gehe nach hinten und finde Elena und Mila in der Mitte des Raumes sitzen, während Gina mit Tüchern um die beide herum tanzt. ,,Jetzt seid ihr auch Prinzessinnen!", ruft sie laut aus und Elena nimmt sie fest in den Arm. 

,,Welch ein Glück. Schon ganz lange wollte ich eine schöne Prinzessin sein." Gina lacht. 

,,Aber du bist doch ganz schön." Sie umarmt sie ganz fest und ich spüre wie die Wärme sich in meinem Inneren verbreitet. Was ein wundervolles Kind ich doch habe. Aber das sagt wohl jede Mutter zu ihrem Kind. 

,,Na, willst du nicht mehr zu Papa?", frage ich im Scherz, aber Gina macht natürlich Panik. Sie springt ganz schell auf und lässt die Tücher fallen. 

,,Doooooch!", ruft sie und sieht mich bittend an. Ich muss lachen. 

,,Ist schon gut. Komm wir räumen zusammen auf und fahren sofort." Ich rufe schon mal ein Taxi. Währenddessen räumen wir das Zimmer wieder auf, damit es betretbar aussieht. Da das Taxi noch nicht da ist, finde ich die Zeit mit Mila zu reden. 

Forgive me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt