Forgive me.

,,Es ist mir egal wie wir heiraten, Jess."

,,Dave?", frage ich und hänge mich an ihn dran, als alle weg sind und er schon seit einer Stunde an seinem MacBook sitzt. Dave befördert mich auf seinen Schoß und sieht mich interessiert an. So muss es doch sein. 

,,Ja bitte." Seine Stimme ist so sanft, dass ich am liebsten einfach nur hier bleiben und ihn anhören möchte. Es wär sicher mal spannend ihn während eines Meeting zu beobachten. Ich stelle es mir einfach unglaublich souverän und geradlinig vor. Wie er redet... Ach, welche Frau in dem Saal könnte ihm schon widerstehen? 

,,Ich weiß nicht was du so geplant hast, aber ich dachte mir, weil ich sehr ungeduldig bin, könnten wir vielleicht schon jetzt mal gucken wegen eines Termins für die Hochzeit?" Dave lacht etwas und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Na gut, dass ich doch noch ein Arbeitszimmer eingerichtet habe. Ich dachte mir, wenn ich doch mal zu Hause den ganzen Bürokram machen will, ist das ein guter Ort dafür. Aber der erste, der das Zimmer nutzt, ist Dave. Hat auch was gutes. 

,,Hast du dir denn schon Gedanken darüber gemacht, wo du heiraten willst?" Ich nicke eifrig und sitze ganz gerade. Auch weil ich ja nicht auf ihm liegen kann, da ich etwas Angst um den Stuhl habe. 

,,Ich weiß ja, dass man erst Standesamtlich heiraten muss. Naja, was heißt schon müssen, aber ich finde es wichtig, dass wir auch rechtlich gesehen verheiratet sind. Aber..." Ich mache eine kurze Pause und sehe Dave an, der mich ruhig mustert. ,,Ich stand noch nie so sehr auf diese tristen alten Standesämter. Deshalb habe ich mich mal schlau gemacht. Es gibt durchaus auch Standesbeamte, die sich breit schlagen lassen und die Eheschließung auch im Freien machen. Wir müssen nur jemanden finden, der das macht. Weißt du? Aber vielleicht willst du das ja nicht. Ich weiß nicht, wie du es dir so vorgestellt hast." Dave lächelt mich sanft an und richtet sich zu mir auf. 

,,Es ist mir egal wie wir heiraten, Jess. Ob Standesamt oder nicht, ich will einfach nur dich an dem Tag an meiner Seite haben, unzwar glücklich. Wenn du im Freien heiraten willst, dann heiraten wir im Freien. Wir werden das schon alles regeln. Mach dir da keine Sorgen." Ich strahle und küsse Dave. Ich habe den besten Mann der Welt. 

Weil ich nicht locker lasse, ruft Dave beim Standesamt an und fragt alles nach. Ich sitze gespannt daneben und höre zu. ,,Also, die machen das auf jeden Fall nicht." Ich lasse meine Schultern sinken. 

,,Warum denn?", frage ich enttäuscht. 

,,Da gab es schon einmal Probleme mit einer freien Trauung. Der Platz war dafür nicht vorgesehen. Im großen und ganzen, der Standesbeamte ist nicht bereit dazu." Ich schüttle meinen Kopf. 

,,Der sollte sich doch etwas moderner orientieren." Dave lacht und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. 

,,Das war ja nicht der einzige. Ich hab noch ein paar Nummern." Und die hat er wirklich. Heute ist ein so komischer Tag. Ich bin überaus glücklich, aber es fehlt etwas. Heute habe ich mich wie damals gefühlt. Es ist...eigenartig. Lis, Ben und Kate waren da. Dave ist bei mir, wir reden über unsere Hochzeit und... und trotzdem fühlt es sich komisch an. Wegen Gina. Wegen meiner Schwester. Ich gehe ins Schlafzimmer und setze mich ans Fenster. Sie hätte sich genauso wie Kate und Lis für mich gefreut. Sie wär nur liebend gerne wie Kate meine Trauzeugin geworden... Ich verdrücke eine Träne. Es schmerzt noch immer, wenn ich an sie denke. Es stimmt nicht, mit der Zeit vergeht der Schmerz nicht..., aber er kommt immer mal unerwartet und reißt mir den Boden unter den Füßen weg. Ich habe gelernt, mit dem Schmerz zu leben, aber ich habe nicht gelernt, was ich mache, wenn ich sie so gerne bei mir hätte. Wenn Dave bei mir ist, kann ich es vergessen, aber nicht für immer. Irgendwann holt es mich ein und ich muss mich meinem Verlust stellen. Und jetzt, wo ich eigentlich die glücklichste Frau auf Erden sein müsste, fehlt sie mir mehr denn je. Ich hoffe einfach nur, dass sie das alles sieht. Dass sie uns sieht und ihre Entscheidung nicht bereut.