Ich gehe auf Dave zu.

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,,Jess? Was machst du denn heute schon wieder hier?", fragt Elena und kommt direkt auf mich zu, um mich nach hinten zu führen. Ich bin heute wieder im Laden, weil mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Dave arbeitet und Gina ist im Kindergarten. Außerdem habe ich einen Salon, um den ich mich auch noch kümmern muss. Elena sollte das nicht alleine machen. 

,,Ich wollte nur mal gucken, wie es läuft", erkläre ich und Elena muss lachen. Ich verstehe es, denn das hätte sie schon erahnen können. 

,,Du kommst auch nicht aus deiner Haut raus. Du musst dich schonen, aber wenn du schon mal hier bist, willst du einen Tee?" Ich nicke und bin Dankbar. Elena ist ein Engel. Ich muss zugeben, dass ich vergessen habe, heute eine Schmerztablette einzunehmen. Die Schmerzen muss ich jetzt einfach ausblenden. Immerhin vergehen die wieder, irgendwann. 

Dave hat mir ausdrücklich verboten zu arbeiten. Dann hätte er mir aber einen Aufpasser da lassen müssen, damit ich seine Anweisung auch schön befolge. Ich will ihm keinen Grund zur Sorge geben, aber er hat sich auch sofort entlassen, als er angefahren wurde. Er sollte wissen, dass es sehr schwer ist einfach nichts zu machen. Wenn es mir schlechter geht, dann werde ich mich hinlegen, aber solange es mir gut geht, arbeite ich auch. 

An keinem Kunden natürlich. Das wär grob fahrlässig. Außerdem hätte ich nur eine Hand dafür. ,,Sag mal, wie gehts dir?", fragt mich Elena, als sie sich mit ihrem Kaffee zu mir setzt. Hinten arbeiten Anastasia und Lisa. Inzwischen haben wir eine Auszubildende. Sie ist achtzehn und nicht auf den Mund gefallen. Für mein dafürhalten ist sie sehr dünn und donnert sich sehr auf. Sie ist brünett, hat aber einige Blonde Strähnen. Ihr Stil wirkt lässig und sehr überzeugend. Sie passt hier auf jeden Fall rein und ich hoffe auch, dass sie Lisa ein wenig selbstsicherer macht. Ich denke, wenn ihre schüchterne Art auf solch zwei starken Persönlichkeiten trifft wie Anastasia und Ruby, dann muss sie aus sich rauskommen. 

Natürlich bin ich kein Experte was sowas angeht, aber mir hat es immer sehr geholfen, wenn mein Umkreis eine starke Persönlichkeit hatte. Kate war nicht so. Sie war immer sehr schüchtern und was ist jetzt? Sie ist viel aufgeschlossener und rennt nicht mehr naiv und blind durch die Welt. Aus ihr ist eine starke, selbstbewusste Frau geworden. Sicher war nicht wirklich ich die, die sie dazu bewegt hat, aber wenn nicht Rick an ihrer Seite wär, dann würde das vielleicht anders aussehen. Er stärkt sie. So wie Dave mich stärkt. ,,Gut. Ein wenig tut noch einiges weh, aber das ist auszuhalten. Immerhin muss das Leben weitergehen. Es bleibt nicht stehen", antworte ich auf Elenas Frage. Sie nickt bedächtig und trinkt einen Schluck aus ihrer Tasse. 

,,Da hast du recht. Falls die Frage noch kommt, der Laden läuft auch super. Ich habe ihn nicht in den Ruin getrieben. Das wär auch schwer gewesen, da ich jeden Tag neue Anweisungen von dir bekommen habe." Ja, das habe ich wirklich gemacht, aber nicht jeden Tag. Das ist jetzt wirklich übertrieben. 

,,Jeden Tag jetzt nicht, aber du hättest auch deine Einwände einbringen können", verteidige ich mich und Elena lacht herzlich. ,,Ach was. Es hat mir große Freude bereitet. Du weißt so wie ich, dass ich nur die Person in deinem Schatten bin. Es ist dein Laden."

,,Nein, auch deiner", korrigiere ich sie und Elena verdreht ihre Augen. Sie macht das immer. Immerhin ist auch sehr viel von ihr hier drinnen. Wir beide haben es groß gemacht und das werde ich nie vergessen. Egal wie sehr sie immer darauf besteht, es nicht ihres zu nennen. Damit bin ich nicht einverstanden. 

,,Du bist unverbesserlich, Jess. Aber gut. Ich will dich nicht unnötig reizen." Sehr nett. Wir reden noch ein wenig über Gott und die Welt, bis die Glocke ertönt und sich ein neuer Kunde ankündigt. ,,Hallo!", begrüßt Anastasia den Kunden, was ich sogar hier hinten höre, da sie so hoch und schrill klingt. 

Forgive me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt