Forgive me.

Ob er auch wirklich auf mich gehört hat?

,,Dave, ich bin kein Kind", meckere ich, während ich die Gänge entlanggehe. Es sind ein paar Tage vergangen und ich versuche mich nun zu bewegen. Es ist ein wenig eingerostet, weswegen ich jetzt umso mehr machen muss. Die Ärzte sind alle ganz nett und auch Carl war schon bei mir, um sich zu erkundigen. Er macht sich totale Vorwürfe, aber wenigstens konnte ich Dave davon überzeugen, dass es nicht seine Schuld ist. Ob er auch wirklich auf mich gehört hat? Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Erst wenn ich wieder ins Auto steige und Carl sehe, was ich wirklich hoffe. Sonst ist Carl wieder nur wegen mir gefeuert und das macht mir ein schlechtes Gewissen. Er kann gar nichts dafür, wenn es Idioten gibt, die kein Auto fahren können.

Es sind viele Patienten hier. Auch viele, die im Gang rumlaufen. Ich kenne niemanden, da ich hier zum ersten Mal gehe. Ein Mädchen sitzt und schaut in ihr Handy. Sie macht nichts, schaut nur in ihr Handy. Liest sie eine Nachricht, schaut sie ein Video oder es liegt nur ganz ungünstig? So ist das, man muss irgendwie mit dem Handy dasitzen. Immer muss man was machen. Langweile gibt es eigentlich nicht, weil die Pausen mit dem Handy gefüllt werden. Was haben wir gemacht? Gespielt. Wenn uns langweilig war, dann war uns langweilig. Da konnten wir nichts machen. Da hat man sich hingelegt und die Wand angeschaut. Heute ist alles anders.

Ein anderer junger Mann kommt lächelnd den Gang runter. Sein Blick strahlt, während er humpelnd einen Schritt nach dem anderen macht. Gleich danach ruft eine Frau: ,,Was machst du denn da?" Sie rennt ihm entgegen und stützt ihn. Es ist schön mitanzusehen wie er sie liebevoll ansieht. Da sehe ich Dave an.

,,Und trotzdem benimmst du dich wie eines. Selbst Gina versteht, dass du vorsichtig sein sollst", tadelt er mich und ich muss lachen. Er ist so unglaublich fürsorglich. Dave bleibt immer bei mir und ist nur für höchstens eine Stunde weg. Einige Nächte ist er bei mir geblieben. Vor allem die ersten. Gina ist im Kindergarten. Mila passt oft auf sie auf und bringt sie gegebenfalls her. Manchmal holt Dave sie auch ab. Ihr gefällt es dort, so erzählt sie. Sie spricht nur noch davon. Ich bin wirklich erleichtert, da immer alle davon reden, dass ihre Kinder nicht loslassen können und nach Hause wollen. Gina ist da anders. Sie ist wundervoll.

,,Du bist zu vorsichtig, Dave. Mir geht es super", versichere ich ihm. Er sieht nicht mich an, er schaut darauf, dass ich nicht falle. Seine Alarmglocken sind scharf gestellt und es lässt mein Herz erwärmen. Natürlich ist es so süß, aber er übertreibt. Trotzdem muss ich einfach mehr machen.

,,Jess, deine Unachtsamkeit macht mich noch verrückt." Natürlich tut sie das, aber ich bin nicht unachtsam. Wir gehen schon zurück zum Zimmer, da kommt mir ein bekanntes Gesicht entgegen. Mein Gesicht hellt sich noch mehr auf, als es eigentlich sein kann. Das habe ich nicht für möglich gehalten, aber es geht doch.

Tyler kommt lächelnd auf mich zu. ,,Da bist du", begrüßt er mich und nimmt mich sofort in den Arm. Er ist vorsichtig. ,,Hey, ich dachte schon, ich sehe dich gar nicht mehr", flüstere ich und Tyler lacht.

,,Ich wusste immer du kommst wieder", haucht er, damit nur ich es höre. Ich muss lächeln, als er mich loslässt.

,,Wer hat dir davon erzählt?", frage ich, während ich mich aufs Bett setze.

,,Kate. Sie war gestern Abend bei mir. Es ist unzumutbar, dass ihr mich so lange im Ungewissen gelassen hat", beschwert er sich.

,,Es tut mir leid. Wie war dein Urlaub?", frage ich und er erzählt mir davon. Er war mit Bella da, was mich überrascht. Sie habe ich noch nicht angesprochen. Das wird sie mir sehr übel nehmen. Jetzt wo ich weiß, dass sie viel mit Tyler macht, denke ich, dass ich nun schnell handeln muss.

Hier und da hatte Tyler eine Frau im Bett, meint er, aber Bella hat das nicht gefallen was ihn das abstellen lassen hat. Während des Gesprächs gefällt mir Bellas Verhalten ganz und gar nicht. Sie scheint sich sehr verändert zu haben und das muss einen Grund haben. Nicht nur mein Verschwinden. So wie Tyler es beschreibt, ist es nicht die Bella, die ich kennen gelernt habe.