Ich habe sowas erwartet wie eine total verwahrloste Adriana, der man ansieht, dass ihre jahrelange Ehe vorbei ist. Wenigstens ein paar Tränenspuren. Oder eine wütende. Aber sie sieht aus, als wär alles in bester Ordnung.
,,Jess, es überrascht mich dich zu sehen", begrüßt sie mich normal. Meine erwartete Reaktion war: Was willst du hier? Verführst meinen Mann und wagst es herzukommen? Zwar habe ich das nicht gewollt, aber verlassene Frauen lassen ihren Ärger gerne an Menschen aus, die eigentlich unschuldig an der ganzen Sache sind. Damit fühlen sie sich besser. Das sollte man dann auch vielleicht unterstützen, denn lange dauert es nicht, dann erkennen sie, dass der Täter die einzige Schuld trägt.
,,Natürlich bin ich hier. Ich wollte sehen, wie es dir geht", erwidere ich und Adriana lächelt mich an. Das ist das Lächeln, das Dave für seine Geschäftsleute übrig hat. Also doch. Ganz so souverän ist sie nicht. Natürlich nicht. Wenn man erst nach Jahren bemerkt, dass die Ehe eine Lüge war, dann geht das nicht spurlos an einem vorbei. Auch nicht an Adriana.
,,Mit geht es ausgezeichnet. So wie immer", antwortet sie wie einstudiert. Ich glaube ihr kein Wort.
,,Darf ich vielleicht rein kommen?", frage ich und Adriana nickt. Sobald ich drinnen bin, bemerke ich die großen Kartons in Flur stehen.
,,Du ziehst aus?", frage ich und Adriana lacht.
,,Nein. Das sind Joshuas Dinge", korrigiert sie mich. Das alles sind Sachen von ihrem Mann und sie steht wie eine Eins vor mir.
,,Er zieht also aus?" Adriana zuckt ihre Schultern.
,,Nenn es wie du willst. Ich schmeiße ihn raus. Nachdem er aus dem Krankenhaus raus ist, wird er keine Sachen von sich hier finden. Das Haus lasse ich abreißen. Es widert mich an, wenn ich denke wo er alles mit den Frauen war. Das Haus ihm überlassen werde ich auch nicht. Das gönne ich ihm nicht", erklärt sie selbstbewusst. Jetzt wo sie über ihn redet, merkt man den Inneren Kampf, den sie mit sich führt, ihre Beherrschung nicht zu verlieren. Es tut mir einfach nur unglaublich leid für sie, dass sie an so einen Mann geraten musste.
,,Adriana, es tut mir alles leid..."
,,Entschuldige dich nicht für das, was dieser Mann getan hat. Ich muss mich dafür entschuldigen, dass du das ertragen musstest", unterbricht sie mich und nimmt die Schuld auf sich. Der geschmacklose Pack hat es tatsächlich geschafft, dass seine Frau sich schuldig fühlt, für das was das Schwein gemacht hat. Ich schüttle mein Kopf.
,,Du musst dich für nichts entschuldigen, Adriana. Das was er sich geleistet hat, geht absolut nicht. Deine Schuld ist das in keinerlei Hinsicht. Wehe du denkst noch einmal darüber nach", drohe ich ihr halbherzig. Adriana lächelt, kommt zu mir und umarmt mich.
,,Jess, du bist gerade die einzige Person, die ich sehen möchte und du bist da. Mein Sohn hat einen wahren Engel gefunden. Ich hoffe sehr, dass dir nicht das gleiche passiert", meint Adriana und das macht mich stutzig. Wieso sollte mir das Gleiche passieren? Dave ist nicht so wie sein Vater.
,,Was meinst du damit?", frage ich und wir lösen uns voneinander, um uns gegenseitig anzusehen. Dave ist auf keinen Fall so. Das weiß sie auch, immerhin ist es ihr Sohn. Wie kann sie sowas dann nur sagen?
,,Joshua hat mich damals auch auf Händen getragen. Ich habe mich blenden lassen und nun, nach jahrelanger Ehe, stehen wir hier. Wir sind an diesem Punkt angekommen. Dave hat seinen Vater gedeckt, bis er sich an seine Liebe rangemacht hat. Er hat toleriert, das sein Vater gemacht hat..."
,,Nein", widerspreche ich ihr. Es kann doch nicht sein, dass sie Dave die Mitschuld daran gibt. ,,Dave wollte dich nur schützen." Adriana lacht und wendet sich von mir ab, um durch das Haus zu laufen.
,,Du liebst ihn, deswegen versuchst du ihn aus der Sache als den Guten hervorzubringen. Ich liebe meinen Sohn auch. Aber das hindert mich nicht daran, zu sehen, dass er nach seinem Vater kommt", erklärt sie und ich kann es nicht wahrhaben. Was erzählt sie da nur? Da spricht nur ihre Verzweiflung aus ihr.
,,Du hast doch selber all die Jahre mitbekommen, wie sehr er seinen Vater hasst. Es ist nicht so, dass er zu ihm aufschaut..."
,,Quatsch!", unterbricht sie mich grob. ,,Jessica ich bitte dich. Du bist eine so kluge Frau. Verschließe deine Augen doch nicht. Jeder Junge, jeder Mann sieht zu seinem Vater auf, nimmt unbewusst das an, was er ihm zeigt. Auch Dave. Nur sträubt er sich dagegen, wie er selber denkt. Aber das kann er nicht, denn so ist unsere Natur. Zwangsläufig wird es passieren. Dave ist keine Ausnahme", versucht sie mir zu verklickern. Ich schüttle meinen Kopf.
,,Du verennst dich da, Adriana", widerspreche ich ihr. Sie winkt ab.
,,Ich wollte dich warnen, bevor du den gleichen Fehler machst, wie ich", meint sie noch. Länger kann ich mir diesen Scheiß nicht anhören.
,,Denk noch mal nach, Adriana. Du kennst deinen Sohn. Ich muss dir da nichts beweisen", sage ich noch, als wir an der Tür Geräusche vernehmen. Adriana geht vor und ich bin dahinter. Da sehen wir schnell, was die Geräusche verursacht. Joshua hat sich sichtlich selber aus dem Krankenhaus entlassen.
Er will gerade klingeln, da kommen schon Daves Leute und lassen nicht einmal zu, dass er es soweit schafft. Er macht einen Aufstand, als zwei Männer ihn wegtragen. Adriana schnellt dort hin. ,,Lass ihn, Adriana!", rufe ich ihr noch hinterher, aber sie hört nicht auf mich.
,,Stopp!", ruft sie, als wir raus kommen und die Männer bleiben stehen. ,,Lasst ihn los", fordert sie. Die Männer sehen sich an und machen was sie will. Aber die beiden bleiben noch stehen und beobachten es ganz genau.
,,Danke dir Schatz...", bedankt sich Joshua und kommt näher, so wie die Männer. Adriana hebt ihre Hand.
,,Mach dich nicht lächerlich, Joshua. Was willst du hier?", fragt sie und bleibt dabei hart. Ihre Miene verrät ihm nicht wie verletzt sie ist.
,,Ich wollte herkommen, bevor dir jemand ungenaue Flusen in den Kopf setzt, Schatz. Adriana ich liebe dich. Das was gestern war, wurde ganz verzerrt dargestellt. Dave hat mich einfach plötzlich gepackt. Ohne dass ich etwas gemacht hätte", erklärt er und ich würde ihn am liebsten einfach nur schlagen. Es ist einfach widerlich, wie er denkt, dass er mit Lügen Adriana zurückgewinnt und seine Ehe rettet. Unglaublich.
,,Du bist auf ein sehr niedriges Niveau gesunken. Geh, damit ich dich nicht als kompletten Schlappschwanz in Erinnerungen habe. Die Scheidungspapiere sind beantragt. Deine Sachen kannst du wann anders abholen", erwidert sie und will gehen, aber Joshua lässt es nicht zu.
,,Nein!", meint er einfach. ,,Du kannst es nicht hinschmeißen, weil zwei Gören dir Märchen erzählen", versucht er sie zu überzeugen. Adriana wird sehr sauer.
,,Lass den Quatsch, Joshua. Du machst dich nur noch lächerlich. Du bist kein Engel. Das wusste ich immer und das unterstützt meine Annahme. Geh mit noch ein bisschen Würde." Damit geht sie wirklich und schließt die Tür mit einem lauten Knall. Aber kurz danach geht sie wieder auf und Adriana drückt mir eine Karte in die Hand, um sie Tür wieder zu schließen. Na super.
Vor Joshua habe ich keine Angst. Immerhin sind da Daves Männer. Deshalb gehe ich auch einfach. ,,Seid ihr froh mit dem, was ihr angestellt habt?", fragt er mich und ich schüttle einfach meinen Kopf.
,,Das hast du dir selber zuzuschreiben", entgegne ich. Dann geht es zu Dave. Sobald ich höre, wie Dave durch die Tür kommt, werfe ich mich in seine Arme.
,,Das Gespräch verlief wohl nicht sehr gut", mutmaßt Dave und drückt mich ebenfalls fest. Ich atme seinen Duft ein und es geht mir sofort besser, sobald ich ihn in meiner Nähe habe.
,,Ich habe dich einfach nur vermisst", erwidere ich und als wir uns ansehen, müssen wir lachen und ich küsse Dave.
Ich ziehe ihn mit mir, als wir uns voneinander lösen und zeige ihm die Karte von seiner Mutter. ,,Deine Mutter kommt nicht zur Hochzeit", informiere ich ihn. Dave berührt die Karte kurz.
,,Okay", sagt er einfach, als er das Kreuz ansieht, das ein Nein andeutet.
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Forgive me.
RomanceACHTUNG ERWACHSENENINHALT! Take Me. #1 Abgeschlossen. I'm Yours #2 Abgeschlossen. Forgive Me. #3 Abgeschlossen. Leseprobe: ,,Danke an den Gott, der ihr das Leben schenkte und sie begleitete wie ein Hirte seine Schafe. Danke, dass wir sie bei uns ha...