Forgive me.

,,Ich esse später."

Ich habe heute noch weniger Schlaf bekommen, als die Nacht davor. Kein Wunder. Ich bin um fünf Uhr erst in Bett gegangen und bis ich einschlafe, dauert es eine Weile. Dann - um sieben - klingelt der Wecker und Gina muss in den Kindergarten. ,,Noch zwei Mal schlafen, dann kommt Papi!", ruft Gina auf dem Weg und hüpft herum. Ich halte ihre Hand fest, damit sie mir nicht abhauen kann. 

Ich könnte ihr natürlich sagen, dass Dave heute schon wieder kommt, aber für sie kann es ruhig eine Überraschung bleiben. Sonst ist sie im Kindergarten ganz hibbelig. Noch hibbeliger als sowieso schon. ,,Du kannst Papa ja ein schönes Bild malen", schlage ich vor und sie nickt eifrig. 

,,Ja! Dann freut Papi sich noch ganz doll!", ruft sie begeistert. Sobald sie im Kindergarten ist, geht es für mich ins Salon. 

,,Guten Morgen. Normalerweise würde ich Sonnenschein sagen, aber du siehst nicht sehr gut aus, Jess. Hast du überhaupt geschlafen?", fragt mich Elena, als ich gerade reinkomme. Ich hatte eigentlich gehofft, man würde es nicht direkt sehen. Aber gut. Dann halt so. 

,,Ach das war einfach keine gute Nacht. Ich habe mit Glück zwei Stunden geschlafen", beichte ich ehrlich und Elena schüttelt ihren Kopf. 

,,Geh lieber wieder ins Bett. Ehrlich. Mach dir um den Salon keine Sorgen", versucht Elena mich zum Gehen zu bewegen, aber nein. Ich muss arbeiten, sonst werde ich noch verrückt. 

,,Nein nein. Ich muss mich nur kurz fertig machen. Lass mir zehn Minuten, dann bin ich wieder da. Also aus dem Bad", versichere ich ihr und gehe schnell nach hinten. Wenn ich ehrlich bin, dann würde ich mich wirklich gerne ins Bett legen, aber ich weiß, dass ich kein Auge zu kriege. 

Ich klatsche mir Wasser ins Gesicht und schminke die Augenringe weg. Besser geht es wirklich nicht und ich habe es ziemlich gut hinbekommen. ,,Was Schminke nicht alles retten kann", kommt von Elena als ich rauskomme. ,,Aber du kommst heute an keinen Kunden, Jess. Mach das was du in deiner Ausbildung gemacht hast. Magazine durchgucken." Elena lächelt mich an und ich lache. 

,,Danke. Das hätte ich ja fast vergessen. Diese schlimme Zeit", erwidere ich voller Ironie. Aber das geht auch nicht. Mich überrascht es, dass der Bericht nicht längst überall gedruckt wurde. Wie ich Finn aber kenne, hat er das gestern alles erledigt. 

Ich rufe Kate an und sie geht zum Glück auch ran. ,,Hey!", begrüßt sie mich überschwänglich. Manchmal hätte ich gerne ihre Unbeschwertheit. Kate ist ein Engel in allem was sie tut. Ich habe ihr damaliges Anhimmeln nie verstanden. 

,,Hey, wie gehts dir? Wir haben uns lange nicht mehr gesprochen", bemerke ich und Kate lacht ein wenig. 

,,Das waren erst zwei Tage, wenn ich mich recht erinnere. Ist alles gut bei dir?", fragt Kate berechtigter Weise. Echt? Erst vor zwei Tagen?

,,Fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Da fehlt mir wohl unser ständiges aufeinander hocken", spiele ich es herunter. Kate lacht. 

,,Du liebst mich halt doch. Das wussten wir doch immer. Aber du rufst doch nicht nur deswegen an. Das machst du nie." Kate ist halt nicht dumm. Also gehe ich nach hinten und erzähle ihr alles. Sie hört ruhig zu und mir zittert wieder die Hand, wenn ich nur daran denke. 

,,Scheiße, Jess. Wieso hast du gestern nicht direkt angerufen? Mein Gott, willst du, dass ich zu dir komme?", fragt sie mich besorgt und ich verneine sofort. 

,,Nein, es geht schon. Immerhin kommt Dave heute wieder. Ich weiß nicht genau wann, aber es wird nicht mehr allzu lange dauern. Man Kate, ich weiß nicht was ich mit Dave anstellen soll. Er stellt sich einfach total bockig an", meckere ich und schüttle meinen Kopf. Vielleicht über Dave oder auch über mich, weil ich es nicht schaffe ihn umzustimmen.