Kate.

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Kate

,,Hallo." Ich lache, sobald mich Rick umarmt. Er ist oft bei mir und darüber bin ich froh. Seit Jess ausgezogen war, fühlte ich mich alleine und die Wohnung ist auch zu groß für mich. Das zweite Zimmer brauche ich gar nicht. Eine neue Mitbewohnerin halte ich für falsch. Jess will ich nicht ersetzen, denn das geht gar nicht. 

,,Wieso muss der Stark dich immer so lange für sich beanspruchen? Hat er nicht genug Leute, die für ihn arbeiten?" Ich entferne mich von Rick. 

,,Er beansprucht mich nicht lange. Ich habe Aufgaben und die muss ich machen. Außerdem war Jess heute da." Rick nickt nachdenklich. Ich weiß, dass er Jess nicht ganz verziehen hat und es nervt ihn, dass sie viel mit Dave macht. Da vergisst er aber sich selber. Seit wir zusammen sind, hocken wir aufeinander. Mir gefällt es, weil ich ihn liebe. Ich dachte auch immer, dass ihn das nicht stört, weil er ja immer bei mir ist. Ich zwinge ihn zu gar nichts. 

,,Schön. Gehts ihr gut?", fragt er unmotiviert. Das will er gar nicht wissen und trotzdem fragt er mich. Das zeigt den Willen und das rechne ich ihm hoch an. Jess bedeutet ihm viel. Natürlich, die sind schon so lange beste Freunde. Die Jahre, in denen sie sich nicht gemeldet hat, haben ihn verletzt. Ich kann Jess verstehen. Die musste erst mit sich selber fertig werden. Wir, als ihre Vergangenheit, hätten dabei gestört. Die Zukunft kann man nicht angehen, wenn da deine Vergangenheit im Nacken sitzt. Jetzt fühlt sie sich bereit und lässt die Tür offen. Nicht mehr so weit wie früher, denn damit hat sie schlechte Erfahrungen. Nicht alles hat sie mir erzählt, mit Tyler war sie dahingegend sehr viel gesprächiger. Er ist sehr viel verständnisvoller und geduldiger als ich gewesen. Natürlich immer noch, aber ich versuche mich in die Lage des jeweiligen zu versetzten und das bringt mich weiter. Früher konnte ich das nicht so gut. Er musste mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Ich habe Tyler geliebt, aber das war vernünftig. Wie soll ich sagen? Rick war immer meine große Liebe, ist es immer noch und ich bin glücklich mit ihm. Tyler nimmt es mir nicht übel, er hat gerade sehr viel Spaß mit Bella. Wobei es von ihrer Seite mehr funkt, als bei ihm. Er will nur Freundschaft. Sie hat schon ein Auge auf ihn geworden. Sie sind zusammen im Urlaub. Heute kommen sie wieder. Eifersüchtig bin ich nicht. Ich freue mich für Tyler, dass er abschließen konnte. Wir sind gute Freunde und das war mit wichtig, weil mir Tyler wichtig ist, als Freund. Das ist normal, find ich, denn wir haben viel gemeinsam erlebt.

Als ich in die Küche gehe, bemerke ich, dass es dunkel ist und der Raum durch eine Kerze erhellt ist. Ich muss sofort lächeln, als ich das sehe. So viel Mühe hat er sich gegeben. Ein kleiner Rosenstrauß steht in einer Vase auf dem Tisch und dieser ist auch gedeckt. Wow,  hat er etwas verbrochen? ,,Was hast du gemacht?", frage ich lachend. Rick steht hinter mir und spricht leise.

,,Ich wollte dir etwas Gutes tun. Ich hoffe, du hast hunger." Ich nicke ganz eifrig. 

,,Natürlich habe ich Hunger!", rufe ich auch und drehe mich um, damit ich ihn umarmen kann. Das ist so lieb von ihm. So habe ich Rick nicht kennen gelernt. Zu Anfang war er immer fies zu mir, weil ich ihm zu kindisch war. Mit Jess könnte ich nie drüber reden, weil sie ja die beste Freundin war. Außerdem war es mir vor ihr auch mega peinlich. Sie hatte früher die Eigenschaft alles lächerlich zu machen. Natürlich war sie auch schon zu unserer Anfangszeit als Mitbewohnerinnen eine Romantikerin, aber ihre harte Schale wollte sie nie aufgeben, bis sie das mit Rick herausgefunden hat. Sie hatte Mitleid und seitdem erzähle ich ihr alles. Wie eine Mutter ist sie für mich. Meine Eltern wohnen sehr weit weg, weswegen ich sie nicht besuchen kann. Also ich könnte ja, aber ich weiß ja nicht. Egal, das ist ein anderes Thema.

-

Wir reden heute nicht sehr viel, aber das macht nichts. Ich bade auch gerne im Stillen. Auch wenn Rick bei mir ist. Dann besonders. Das Gekicher muss ich abstellen. Immer wenn er mich berührt muss ich lachen. Rick mag das, weil er dann weiß, dass er die Oberhand hat. Eigentlich ist das nicht so. Ich kann sehr bestimmend sein, wenn ich will.

,,Was willst du heute noch machen?", fragt mich Rick und ich zucke mit meine Schultern, sobald Rick mich an sich zieht und ich seine Brust an meinem Rücken fühle. Seine Arme sind stark und überhaupt macht er viel Sport. Sein Ehrgeiz fasziniert mich. Ich bin im Gegensatz zu Jess, Rick, Tyler, Lis, Dave und allen anderen kein Sport macher. Gut, mein Körper ist nicht so übermäßig straff wie der von Jess oder so dünn wie Lis. Trotzdem habe ich gute Gene, die mich nicht ganz so hässlich machen. Lange habe ich mich nicht hübsch gefühlt, was mit der Zeit von mir abgefallen ist. Rick gibt mir jeden Tag das Gefühl die schönste zu sein, die er kennt. Manchmal übertreibt er es, aber das stört mich gar nicht, weil es seine Liebe zu mir zeigt.

,,Ich will zu Tyler gehen. Er kommt heute vom Urlaub wieder. Willst du mitkommen?", antworte ich und Rick küsst meine Schulter. Dabei schüttelt er langsam seinen Kopf.

,,Nicht unbedingt. Dann mache ich noch ein paar Sachen fertig." Ich nicke.

-

,,Soll ich dich fahren?" Ich lache und gebe Rick einen Kuss. Er ist so süß, wenn er sich Sorgen macht. Manchmal fährt er mich, aber nur wenn es stürmt oder richtig dunkel ist. Jetzt ist es noch nicht ganz so dunkel. Naja, ach ich will einfach mal ein wenig spazieren gehen. Das ist beruhigend.

,,Ich schaffe den kurzen Weg auch alleine. Vielleicht ist Jess nachher noch da. Dann können wir zusammen nach Hause fahren. Ist ja auf dem Weg, wenn sie nicht direkt zurück fährt. Dann rufe ich dich an." Rick zieht mich noch einmal an sich und küsst mich. Ich lasse es zu, denn Tyler kann ja auch warten. Er weiß ja noch nicht, dass ich komme. Da werden die paar Minuten nicht schlimm sein.

Es kann sein, dass Rick das extra macht. Er mag es nicht ganz, wenn ich mich mit Tyler treffe. Die Vorstellung, ich wechsle meinen Partner, ist noch in seinem Kopf. Das würde ich aber nie tun.

Der Abend ist ruhig und ich höre einige Kinder rumpoltern. Nicht weit von hier ist ein Spielplatz, wo die Mütter ihre Kleinen oft spielen lassen. Manchmal steht in den Zeitungen, dass Kinder weglaufen und nicht wieder auftauchen. Das ist schrecklich. Nicht jeder guckt so achtsam nach ihrem Kind. Dass Jess jetzt Gina hat, da komme ich noch immer nicht ganz klar. Wie die mit ihr umgeht, ist traumhaft und auch Dave ist perfekt als Vater. Das ging aber so schnell, weil wir Jess lange nicht gesehen haben und sie dann so eine Neuigkeit rausbrettert. Es ist alles durcheinander zurzeit, aber es ist gut. Dave ist glücklich und das freut mich total. Als er wusste, dass Jess weg ist, kam er aus seinem strengen Machtgehabe gar nicht raus. Zu mir war er immer nett, aber die anderen haben es sehr gespürt.

So entwickeln sich die Dinge. Jetzt bin ich nur froh, dass es wieder gut ist und ich endlich Trauzeugin bin!

Gerade als ich daran denke, höre ich ein fürchterlichen Zusammenstoß von Autos. Fenster splittert und ich renne schnell weiter, um zu schauen was passiert ist. Da! Zwei Autos sind Frontal zusammengestoßen. Die sind total geschrottet, als wär jemand extra draufgefahren. Es ist ein schwarzer Wagen und ein silbernes. Die Menschen gucken alle, aber ich renne hin, um zu gucken, ob ich helfen kann. ,,Hallo?! Rufen Sie einen Krankenwagen!", fordere ich eine Passantin auf. Die nickt eifrig und wählt den Notruf. Ich schaue und da krabbelt der Fahrer vom schwarzen Auto aus dem Wrack. Ich helfe ihm. ,,Alles in Ordnung? Setzen sie sich." Er schüttelt seinen Kopf, als ich... das ist doch Carl. Geschockt davon, gucke ich nach weiter hinten im Auto, wo Carl schon hinrennt. Jess... Jess!

Forgive me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt