Forgive me.

,,Lass ihm Zeit, Jess."

Der Weg dort hin hat so einige Erinnerungen auf Lager. In jeder Ecke schießt mir eine Erinnerung in meinen Kopf. Ich hätte nicht gedacht, dass es mich emotional so trifft. Hier bin ich damals jeden Tag lang gelaufen. Selbst wenn ich nicht zu Dave wollte, war das mein täglicher Weg, um in die Stadt zu kommen. Hier ist all die Scheiße passiert. 

Hier sind die schönen Dinge passiert. 

Hier habe ich gelebt und ich war glücklich,...

...aber auch unglücklich. 

Es ist komisch wieder hier zu sein und zu wissen, dass ich so einiges verpasst habe. Joshua kommt in meine Gedanken. Heute sehe ich mit ganz anderen Augen wie das früher abgelaufen ist. So naiv wie ich war, bin ich direkt ins offene Messer gelaufen. Wenn man aber fair bleiben will, ich war total traurig. Ich habe Dave vermisst und musste mich ablenken. Außerdem wurde ich gestalkt und war einfach nur froh, dass ich nicht alleine war. Im Nachhinein sehr blöd gedacht, aber so war es nun mal und ich hatte Glück so viele Freunde gehabt zu haben. Alleine hätte ich das nicht geschafft. Auch hat die Therapeutin mir unglaublich geholfen. Die Termine hatte ich alle nicht wahrgenommen. Irgendwann habe ich mich dafür entschuldigt und sie sagte mir, dass sie einfach nur froh ist, dass es mir gut ginge. Sie hat schon das schlimmste befürchtet. Die Therapie habe ich aber nicht fortgesetzt. Gina war meine Therapie und es hat geklappt. Ich bin jetzt auf dem richtigen Weg und habe meine Vergangenheit ruhen lassen. Mit meinem Stalker, mit Joshua und Louisa habe ich abgeschlossen. In meinen Sorgen haben die drei nichts mehr zu suchen. Jetzt muss ich mich um meine Freundschaft zu einem mir sehr wichtigen Menschen retten. Von heute erwarte ich nicht einmal, dass er mir verzeiht. Ich will ihm nur alles erklären. Ich kenne Rick und er fühlt sich verraten. Das verzeiht er mir nicht direkt. Das wär auch viel zu viel verlangt. 

Kaum bin ich vor der Auffahrt, werde ich langsamer. Meine alte Wohnung. Es ist sehr komisch. Ich will rein und mit Rick reden, aber mein Verstand sagt mir, ich soll bloß nicht wieder dort hin zurück. Ich stelle mich vielleicht auch einfach nur dusselig an. Es ist immerhin nichts dabei. Diese Wohnung hat mir nichts getan, aber ich habe ein neues Leben und wenn ich da rein gehe, fühlt es sich an, als würde ich in die Zeit zurückgeworfen werden. Ach, ich muss rein. Ich gehe die Stufen hoch und bleibe vor der Tür stehen, die mal mein zu Hause hinter sich verbarg. Kurz passiert nichts, als ich klopfe, aber es dauert auch nicht lange, als ich Rick vor mir stehen sehe. Sei Blick verrät mir alles, was ich auch selber schon wusste. Dass ich die Tür vor der Nase wieder zugeschlagen bekomme, habe ich nicht vorhergesehen. Schon wieder klopfe ich. ,,Rick mach bitte die Tür wieder auf. Ich muss mit dir reden." Bestimmt stehe ich fünf Minuten klopfend und flehend da, bis er wieder aufmacht. 

,,Ich dachte, du wüsstest den Weg nicht mehr hierher." Ich lege meinen Kopf schief. 

,,Willst du mich vielleicht drinnen beleidigen?" Er sieht mich sauer an, geht aber einen Schritt zur Seite. Die Wohnung ist umgestellt und es gefällt mir. Es hat jetzt einen gewissen neuen Charme. 

,,Was hast du hier verloren?" Wir stehen mitten in der Wohnung und Rick sieht mich nur sauer an. Ich muss lächeln, weil ich erst jetzt merke, wie sehr ich ihn vermisst habe. Am liebsten würde ich ihm in die Arme springen und alles erzählen, aber das kommt wohl nicht so gut an. Naja, ich will auf jeden Fall nicht direkt wieder rausgeschmissen werden. 

,,Ich bin froh dich zu sehen. Kate hat mir erzähl, du bist mit ihr zusammen. Das freut mich sehr." Rick macht nicht den Eindruck, als würde es ihn interessieren, was ich hier von mir gebe. 

,,Was willst du hier?" Ich atme weit aus. 

,,Ich weiß, dass es lasch ist, aber ich will mich entschuldigen. Ob es eine vernünftige Erklärung gibt, bezweifle ich, denn du wirst den Grund wohl kennen. Einen anderen kann ich dir nicht liefern. Die Entschuldigung kann ich auch nicht wirklich optimieren, denn es ist so wie es ist und ich kann alles was geschehen ist nicht rückgängig machen. Du bist mein bester Freund und ich hätte es dir vielleicht sagen sollen, aber das war eine Kurzschlussreaktion, die ich selber nicht einmal fünf Minuten vorher durchdacht habe. Es tut mir einfach leid, wie blöd alles gelaufen ist." Rick schüttelt leicht seinen Kopf.