Kapitel 1 - Alles anders?

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Müde blinzelte ich gegen das helle Licht. „Wie spät ist es denn?“, murmelte ich und quälte mich aus dem Bett. Weil es meinen Augen noch zu hell war, ging ich vorsichtig zur Tür. Als ich glaubte, dort zu sein, knallte ich allerdings nur gegen die Wand, anstatt gegen die Tür. „Aua!“ Verwirrt rieb ich mir die Stirn und tastete mich weiter, bis ich die Tür gefunden hatte. Dazwischen knallte ich natürlich gegen alles Mögliche, was in einem Zimmer nur rumstehen konnte. Schnell verließ ich das Zimmer und war froh, dass sich meine Augen endlich ans Licht gewöhnt hatten, ansonsten wäre ich vermutlich die Stufen vor meinem Zimmer hinuntergefallen. Schnurstracks machte ich mich auf den Weg zum Kühlschrank, weil ich schon wieder mächtig Hunger hatte. Gerade, als ich den ersten Blick ins Paradies warf – leckeres, ungesundes Zeug überall und ein Teller voll mit Waffeln zwischendrin – hörte ich jemanden sagen: „Guten Morgen, Niall! Ich hab dir Waffeln in den Kühlschrank gestellt!“
„Dad?“, fragte ich verwirrt und ließ die Kühlschranktür langsam zufallen. „Was machst du denn…“ Ich sah mich einmal im Raum um. „Warum…bin ich zuhause?“
„Wo solltest du denn sonst sein?“, lachte Dad und setzte sich zum Esstisch. 
„Naja, in New York mit den Jungs…“
„Wieso solltest du in New York sein? Und mit welchen Jungs?“ Er lächelte mich einmal kurz an und wandte sich der Zeitung in seiner Hand zu.
„Mit Liam, Harry, Zayn und Louis natürlich!“, versuchte ich ihn zu erinnern.
„Wer sind die? Du hast noch nie von ihnen erzählt…“
„Hä?“ Spätestens jetzt verstand ich gar nichts mehr. Warum meinte Dad, dass ich ihm noch nie von den Jungs erzählt hatte? Ich tourte mit ihnen um die Welt, hallo? „Dad, komm schon! Ist heute der erste April? Du willst mich doch verarschen oder?“
„Nein, will ich nicht! Was hast du denn? Schlecht geschlafen? Iss mal was, vielleicht geht’s dir dann besser!“, meinte er allerdings nur stirnrunzelnd.
„Schieb’s nicht auf meinen Hunger, Dad!“, beschwerte ich mich. „Du wirst dich doch wohl an Zayn erinnern! Er hat diese komische alte Vase umgeworfen, die genau hier…“ Ich zeigte auf den Platz, wo mal eine ganz besondere Vase gestanden war, die meiner Meinung nach potthässlich war. Aber Dad fand, sie war antik. Aber die Vase stand dort. Sie hatte nicht einmal einen klitzekleinen Kratzer. „Aber Zayn hat sie umgeworfen! Gibt’s die etwa nochmal?“
„Nein, Niall, sie ist antik!“ Dad verdrehte die Augen, als würde ich nichts von Kunst oder Dekoration verstehen. Aber diese Vase war wirklich potthässlich. „Außerdem hab ich keine Ahnung, wer dieser Zayn ist und ich hoffe mal, dass er diese Vase niemals umwerfen wird!“
„Ohne die Vase sah das Zimmer viel schöner aus!“
„Niall, Schluss jetzt!“ Dann wandte er sich erneut der Zeitung zu und wartete vermutlich darauf, dass ich mir die Waffeln aus dem Kühlschrank nahm. Aber ich war viel zu fertig. Dad wusste nicht, wer Liam, Harry, Zayn und Louis waren und außerdem stand die potthässliche Vase da, die eigentlich von Zayn umgeworfen worden war. Das war einfach zu viel für mich und ich war ziemlich fest davon überzeugt, dass Dad mich nur verarschte. Schnell ging ich zurück ins Zimmer und suchte mein Handy, überall. Aber nirgendwo lag mein iPhone. Irgendwann fand ich ein uraltes Smartphone, das aussah, als wäre es das erste Smartphone der Welt und außerdem schon halb auseinander fiel. Der Touchscreen reagierte nicht mehr richtig und ich tippte zehntausend Mal meinen Code ein. Beziehungsweise versuchte ich es. Denn der Code stimmte nicht.-Kein Wunder, bei dem alten Teil. Das kann nicht mein Code sein!-, überlegte ich und versuchte dann rauszufinden, was der Code für dieses alte Teil war. Währenddessen ging ich wieder nach unten in die Küche, weil ich ja doch Hunger hatte und etwas essen wollte. „Dad, weißt du, was mein Code ist?“, fragte ich nebenbei.
„Welcher Code?“
„Na der von meinem Handy natürlich!“ Dad warf mir einen komischen Blick zu, aber schien erleichtert zu sein, als er sah, dass ich die Waffeln bereits in der Hand hielt.
„Dein Geburtsdatum, ist doch klar!“
„So einfach?“ Ich probierte es einmal aus und zack, war mein Handy entsperrt. Falls das wirklich mein Handy war. Während ich aß, durchsuchte ich meine Kontakte nach den Jungs, aber nirgendwo fand ich sie. Kein Liam, kein Harry, kein Louis und kein Zayn. Nichts. Nur die Nummern meiner alten Freunde und ein paar, die ich nicht mal kannte. „Hm…“
„Was ist denn?“, fragte mein Bruder Greg, der jetzt ebenfalls die Küche betrat.
„Oh, hallo, Greg! Lange nicht gesehen!“, begrüßte ich ihn, aber auch er warf mir einen verwirrten Blick zu.
„Wovon redest du? Wir haben uns gestern doch gesehen und wir wohnen im selben Haus…“
Haben wir nicht, haben wir nicht, haben wir nicht. Ich hatte Greg schon seit gut einem Monat nicht mehr gesehen, wenn nicht länger. „Kennst du Liam, Zayn, Harry oder Louis?“
„Wer? Gib mir mal was von deinen Waffeln!“
„Nein, vergiss es. Ich hab Hunger!“, murmelte ich und schob das Teller weiter von ihm weg.
„Sei nicht so knausrig, schau dir mal den Stapel an!“, beschwerte er sich und wollte mir eine meiner Waffeln wegschnappen.
„Weg da! Nimm dir ein Brot oder so, das sind meine!“ Greg seufzte und machte sich schließlich irgendein Sandwich. Währenddessen murmelte sowas wie „dass du nicht fett wirst versteh ich überhaupt nicht…“ oder „was der Junge alles essen kann…“
„Naja jedenfalls…“, lenkte ich das Thema wieder zu den Jungs zurück, „kennst du die echt nicht?“
„Nein, tu ich nicht! Wer sind die?“
„Meine besten Freunde…“ 
„Niall, geht’s dir wirklich gut?“, mischte sich jetzt wieder Dad ein.
Geistesabwesend nickte ich. „Jaja, alles klar…“ Warum, verdammt nochmal, kannte denn niemand die Jungs? Und warum waren sie nicht in meinem Telefonbuch eingespeichert? Warum war ich zuhause? Zuhause, in Irland, bei Dad und Greg, wo ich doch gestern noch in New York gewesen war, mit den anderen Mitgliedern von One Direction. -Ich muss uns googlen!-, schoss es mir durch den Kopf und ich sprang auf. Wie verrückt geworden flitzte ich nach oben und ließ die Waffeln einfach stehen, obwohl ich noch Hunger hatte und wusste, dass sie jetzt meinem Bruder zum Opfer fallen würden. „Ich mach mir extra ein Brot und jetzt lässt du sie stehen?“, schrie er mir noch nach, aber ich hörte nicht mehr drauf. Verzweifelt suchte ich nach meinem Laptop und fand schließlich noch so ein uralt Teil auf meinem Schreibtisch. Schnell drehte ich ihn auf, aber er ließ sich ziemlich viel Zeit und machte dabei Geräusche wie ein Rasenmäher. Als ich endlich, endlich, endlich Zugang zum Internet hatte, öffnete ich Google. 
Suche: One Direction.
Ein paar Millionen Aufrufe, aber nichts über One Direction, sondern nur so ähnliches Zeug.
Suche: Niall Horan.
Ein paar hunderttausend Aufrufe, aber nicht wirklich was über mich.
Suche: Harry Styles, Liam Payne, Zayn Malik, Louis Tomlison.
Nichts. Nichts. Nichts. Es gab nichts über uns. Alles wie ausgelöscht, es gab kein One Direction, kein New York, kein Madison Square Garden.
Irgendwas stimmte mit mir nicht. Das konnte alles nicht stimmen. Schlief ich noch? Ich schlug mich ein paar Mal selbst, aber das funktionierte nicht, alles blieb gleich. Zeit, mein Zimmer zu durchstöbern. Jede Lade und jedes Kästchen wurden aufgerissen, alle Fotos herausgesucht, aber Hinweise auf uns, auf One Direction, gab es keine. Nur Beweise für mein altes Leben, das weitergegangen war. Kein X-Factor. Nervös lief ich wieder nach unten, stellte mich vor Greg und Dad und fragte: „War ich jemals bei X-Factor?“
„Nein, wieso das denn?“, meinte mein Bruder kopfschüttelnd und brachte das mittlerweile leere Teller zur Abwasch.
„Gib mir mal eine Ohrfeige!“, forderte ich ihn auf.
„Was?“
„Du sollst mir eine Ohrfeige geben!“
„Aber wieso…“
„Gott, schlag mich doch einfach. Bitte!“
„Na gut!“ Greg zuckte mit den Schultern und bam, hatte ich mir eine gefangen. 
„So übertrieben auch wieder nicht!“, brummte ich, während ich mir meine brennende Wange rieb. Das war vermutlich schon immer der Traum meines Bruders gewesen, mir mit meiner Erlaubnis eine ordentliche Ohrfeige zu geben. Aber auch die hatte nichts genutzt, weil ich immer noch zuhause war. „Scheiße!“, fluchte ich verzweifelt und trottete wieder zurück ins Zimmer.







So, mal ein richtiges Kapitel 
Hoffentlich hat es euch gefallen :3
Über Abos, Kommentare und Bewertungen freu ich mich immer 

xoxo JuLy <3

Was it only just a dream?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt