Kapitel 47 - Hungersnöte

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„Ja, dann geh eben. Ich will ja nicht, dass du wegen mir noch eine schlechte Note bekommst…“, das hatte ich alles vollkommen ernst gemeint, bis auf die Worte, die ich noch hinzufügte, „oder Ethan.“

„Danke! Du findest den Weg doch alleine zurück, oder?“, rief Cathy, drückte mir einen Kuss auf die Wange, umarmte mich, küsste mich dann auf meine Lippen und machte sich davon, bevor ich überhaupt ja oder nein sagen konnte. Ein paar Sekunden später stand ich ganz alleine auf dem Campus rum und sah in den Himmel, der verdächtig nach Regen aussah. -Ich sollte mich mal lieber wieder auf den Weg nach Hause machen.-, stellte ich fest und setzte mich in Bewegung. Zum Glück war die WG nicht mehr allzu weit weg und ich hatte nicht viele Möglichkeiten, mich zu verlaufen. Trotzdem überlegte ich eine Zeit lang, ob ich mich nicht verlaufen sollte, damit ich Cathy vorwerfen konnte, dass sie mich einfach so alleine gelassen hatte. Dann beschloss ich aber, dass ich mich kindisch benahm und schon stand ich vor der Tür. Da ich keinen Schlüssel besaß, musste ich anklopften und hoffen, dass jemand zuhause war. Nachdem ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, dass noch irgendjemand kam, öffnete sich die Tür und Maddie stand in ein Badetuch gehüllt vor mir. „Ach, du bist’s, Niall! Wo ist denn Cathy?“, fragte sie, als ich eintrat. Ihre blonden Haare waren nass und das Badetuch sah so aus, als würde es jeden Moment hinunterfallen. „Sie ist zu Ethan gegangen, wegen irgendeinem Projekt!“, antwortete ich schulterzuckend und bemühte mich, nicht irgendwie beleidigt oder eifersüchtig drein zu schauen. Trotzdem grinste Maddie mich wissend an und begann dann zu erzählen, dass die beiden wirklich bloß Freunde waren. Ich saß auf der untersten Stufe und hörte ihren Erzählungen, die sie aus dem Badezimmer rief, geduldig zu. „Ich glaub sowieso nicht, dass sie und Ethan irgendwie…naja, es ist eben blöd, weil das unser letzter ganzer Tag zusammen ist und ich ihn eben mit Cathy verbringen wollte. Aber ich verstehe schon, dass diese Projektarbeit wichtig ist!“, erklärte ich Maddie meine Sicht der Dinge. Plötzlich kam sie aus dem Badezimmer und nickte verständnisvoll. Nachdem ich sie gesehen hatte, lenkte ich meinen Blick schnell auf die Wand hinter ihr, weil sie nur in Unterwäsche vor mir stand. Im Augenwinkel sah ich, dass sie mich etwas verwirrt anschaute, dann aber offensichtlich bemerkte, dass sie nichts außer ihrem BH und ihrer Unterhose trug. „Oh, sorry, ich hab nicht dran gedacht, dass ein Junge im Haus ist!“, rief sie und zog sich schnell ins Bad zurück. Etwas erleichtert atmete ich aus, schließlich konnte ich es nicht brauchen, dass Maddie Cathy erzählte, ich würde sie in Unterwäsche anstarren. „Niall, kannst du mir meine Jeans und meinen Pulli aus dem Zimmer bringen?“, fragte Maddie plötzlich.

-Kannst du sie dir nicht selber holen!?-, antwortete ich in meinen Gedanken, in Wirklichkeit stimmte ich aber zu. Sie erklärte mir, dass sie auf ihrem Bett lagen und ich stand auf, um in ihr Zimmer zu gehen. Als ich das Zimmer betrat, starrte ich direkt an die pinke Wand und eine Gänsehaut überfuhr mich. Rosa war ja noch einigermaßen okay, aber dieses knallpink war ja das Schlimmste, das ich jemals gesehen hatte! Schnell schüttelte ich es von mir ab und ging dann zum Bett, das sich im linken Bereich des Zimmers befand. Schräg gegenüber war der Schreibtisch und in der hintersten Ecke eine Kommode. Der Kasten befand sich gleich hinter der Tür und es herrschte ziemliches Chaos im Zimmer. Zögernd ging ich zum Bett, nur um dort jede Menge Kleidung vorzufinden. -Welche Farbe hat der Pulli? Blau? Pink? Rot? Nein…lila, sie hat gesagt, er ist lila!-, überlegte ich und fand dann einen lila Pulli mit V-Ausschnitt. Gleich daneben lag eine schwarze Jeans, die ich mir ebenfalls schnappte und wieder nach unten ging. „Bitteschön!“ Ich streckte die Hand mit den Sachen ins Badezimmer und Maddie nahm sie sich dankend. Dann ging ich zurück nach oben, allerdings in Cathys Zimmer, das mir eindeutig besser gefiel. Grün war schon eine viel bessere Farbe als quietschpink. Ich schnappte mein Handy und beschloss, Jake anzurufen. Er war ja immerhin noch immer mein bester Freund, was ich eigentlich im Moment nicht war. Für ihn musste das auch etwas eigenartig sein, wenn ich von einem Tag auf den anderen plötzlich komplett anders war und fast nichts mehr mit ihm zu tun hatte. Er erzählte mir von seinem Kurzurlaub, den er in Dublin machte und ich erzählte ihm von London und der riesigen Uni, die Cathy besuchte. Nach dem Gespräch ging ich nach unten und setzte mich vor den Fernseher. Maddie verabschiedete sich von mir, weil sie zu einem Freund ging, und erklärte mir, dass ich mir den Schlüssel, der in der Tür steckte, nehmen konnte, falls ich woanders hinging. Als ich komplett alleine war, bekam ich Hunger und ging in der Küche auf Futtersuche. Ziemlich schnell fand ich ein Stück Lasagne im Kühlschrank stehen, das ich mir schnappte und in der Mikrowelle aufwärmte. Damit setzte ich mich dann wieder vor den Fernseher und fand einen Musiksender, in dem es moderne Musik spielte. Nach dem Stück Lasagne, das meiner Meinung nach viel zu klein gewesen war, hatte ich immer noch Hunger und machte mir deshalb eine Schüssel Cornflakes. Währenddessen inspizierte ich die Superstars dieses Lebens. Eigentlich waren es ziemlich dieselben Personen. Leute wie Justin Bieber, Katy Perry, Taylor Swift und so weiter. Es gab sogar Little Mix und ich verschluckte mich fast an den Cornflakes, als ich Perrie sah. -Ich muss Zayn und Perrie zusammen bringen, eindeutig!-, beschloss ich sofort, denn darauf hatte ich total vergessen. Die beiden hatten einfach so gut zusammen gepasst, sie mussten einfach wieder Zerrie werden, so einfach war das. Ebenfalls in den Charts befand sich The Wanted. Ich musste grinsen, als ich sah, wie sie die gleichen Lieder performten und wunderte mich, ob sie wohl mehr oder weniger Fans hatten, wo wir nicht in den Charts vertreten waren. Kaum war ich mit meinen Cornflakes fertig, war auch die Sendung aus und es spielte irgendeinen Schwachsinn. Also räumte ich mein Zeug weg, machte mir ein kleines Sandwich und ging nach oben in Cathys Zimmer. Dort schnappte ich mir ein Buch aus Cathys Regal und begann zu lesen, während ich mein Sandwich verputzte.

Eine halbe Stunde später kam endlich Cathy wieder nach Hause. Damit hatte ich endlich eine Entschuldigung dafür, dass ich zu lesen aufhörte. Das Buch interessierte mich nämlich kein Stück, aber ich wusste mir nichts Besseres anzufangen. Was würde ich jetzt nur eine Woche lang machen, während meine Freundin in ihren Kursen war? Ich ging nach unten und begrüßte Cathy mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Seid ihr fertig geworden?“, fragte ich und folgte ihr in die Küche.

„Ja, zum Glück! Alles passt wieder!“, antwortete sie und holte dann eine Packung Chips aus einem Kästchen hervor. „Hast du Hunger?“ Ich zuckte mit den Schultern und Cathy holte ein paar Sachen aus dem Kühlschrank und machte uns Toasts.

Zweieinhalb Toasts später zogen wir uns mit der Chips-Packung in Cathys Zimmer zurück und sahen uns dort auf ihrem Laptop einen Film im Internet an und aßen Chips. Nach einer Weile hörten wir beide, wie die Wohnungstür aufging und jemand eintrat. Es wurde wieder zugesperrt und die Person ging vermutlich in die Küche. Cathy meinte, es wäre Leonie oder vielleicht auch Maddie und wir beachteten es nicht weiter. Allerdings dauerte es nicht lange, da hörten wir Leonie nach uns rufen. Wir schalteten den Film auf Pause und Cathy öffnete die Tür einen Spalt, ohne aufzustehen. „Was ist?“, rief sie nach unten.

„Cathy, wo sind die letzten beide Stücke Lasagne?“, fragte Leonie laut.

„Sie sollten im Kühlschrank sein!“

„Da sind sie aber nicht, ich hab nachgeschaut!“

-Oh shit!-, schoss es durch meinen Kopf und ich wandte meinen Blick wieder auf den Bildschirm des Laptops zurück. Das waren zwei Stücke gewesen? Niemals! „Aber Maddie hat ganz bestimmt eins übergelassen!“, meinte Cathy.

„Wie auch immer. Wo ist das Brot?“

„Na da wo es immer ist, wo sollte es bitte sonst sein?“ Cathy schien etwas genervt zu sein.

„Es gibt aber keines mehr!“

„Ich hab gestern eins gekauft, da ist bestimmt noch eins da!“

„Nein! Ich hab ja nachgeschaut! Und Milch haben wir auch keine mehr!“

„Aber die hab ich auch gestern gekauft!“

„Schön, sie ist trotzdem nicht mehr da! Haben wir wenigstens noch Toast?“

„Nein, die letzten Scheiben haben Niall und ich gegessen!“

„Was ist dann mit unserem ganzen Zeug passiert?“

„Keine Ahnung, Niall war den ganzen Tag zuhause und…“ Plötzlich kam Cathy die Erklärung in den Sinn, die Einzige, die es gab. Sie wandte sich an mich, starrte mir in die Augen und fragte leise: „Wie viel hast du heute gegessen?“

„Keine Ahnung“, brummte ich und vermied es, ihr in die Augen zu schauen. „Ich war alleine und mir war eben langweilig…“

„Sag mal, spinnst du eigentlich?“, schrie sie mich plötzlich an und sprang auf. „Du kannst uns doch nicht alles wegessen! Ich weiß, dass du viel isst, aber alles, was wir im Haus haben? Denkst du nicht, das ist etwas übertrieben? Hätte ich das gewusst, hättest du dir ein verdammtes Hotel suchen können! Du bist so…ah!“ Mit diesen Worten schlug sie die Tür hinter sich zu, als sie aus dem Zimmer stürmte. Ich schüttelte nur den Kopf und sah mir den Film fertig an. Er dauerte sowieso nur noch eine Viertelstunde und Cathy sollte sich zuerst mal beruhigen, bevor ich mit ihr reden konnte. Hätte sie mich nicht den ganzen Abend alleine gelassen, wäre das auch nicht passiert. Und normalerweise aß ich nicht so viel, aber wenn ich nicht richtig aufpasste, wurde das meist mehr, als ich eigentlich vorhatte, zu essen. Aber so war ich nun mal leider.

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Ups! :D da hat der liebe Niall das ganze Haus leer gefuttert. Tja.
Nochmal schöne Ferien und Feiertage wünsche ich euch! :)

xoxo JuLy <3

Was it only just a dream?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt