Kapitel 54 - Chartplatzierung

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Der nächste Tag war anders als sonst. Als ich die Uni betrat hatte ich das Gefühl, dass mich jeder anstarrte. Wirklich jeder. „Was ist denn da los?“, flüsterte ich Jake zu.

„Was los ist? Niall, du warst im Radio! Was denkst du denn, was los ist?“, erwiderte er und grinste mich an. Ach ja, daran hatte ich nicht so wirklich gedacht.

„Aber hören die denn alle Radio?“

„Sieht so aus!“, mischte sich jetzt auch Eric ein. Als ich vor meinem Spind stand, kam plötzlich Katie zu mir und stellte sich neben mich. Sie blinzelte ein paar Mal hintereinander, was so aussah, als hätte sie was im Auge, und hauchte dann: „Hab ich den Namen Niall Horan gestern im Radio richtig verstanden?“

Nein, das musste Hiall Noran gewesen sein, mein Nachbar! „Scheint so!“, erwiderte ich und schmiss mein Buch achtlos in den Spind hinein.

„Wie heißt deine Band? One Direction?“, fragte sie weiter, leider immer noch mit dieser eigenartigen Stimme, während sie irgendetwas aus ihren Augen blinzelte.

„So ist es!“

„Das war ein echt cooles Lied! I want you to rock me!“

Oh Gott, jetzt kam sie auch noch näher zu mir! „Äh ja, so geht das Lied. Hast du dir toll gemerkt! Du kannst die Single ja gerne auf iTunes kaufen und uns unterstützen!“ Mit diesen Worten knallte ich den Spind zu, drehte mich um und ging dann im Schnellschritt zu Jakes Spind. „Lass uns bitte schnell weitergehen, Katie ist mir gefährlich nahe gekommen!“, murmelte ich und schob ihn weiter. Jake lachte allerdings bloß und ging dann schließlich neben mir her. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen! Du warst im Radio, auf sowas fahren die Mädels eben ab!“ Schon auf den Weg in den Saal warfen mir die ganzen Mädchen, die mich vorher noch nie beachtet hatten, vielsagende Blicke und ein erotisches Lächeln zu. Richtig gruselig war das. Gerade, als ich es unbeschadet in den Saal geschafft hatte, vibrierte mein Handy und Zayn schrieb in unserer Gruppe: „Wow, die Leute starren mich alle so komisch an. Vor allem die Mädels sehen aus, als würden sie mich gleich anspringen!“ Schnell steckte ich das Handy wieder weg, weil unser Professor den Saal betrat. Ich fand es äußerst verwirrend, dass uns bereits jeder so bemerkte. Immerhin gab es noch gar keine richtigen Bilder von uns, niemand wusste wie wir aussahen. Oder?

In der Pause stellte sich plötzlich Joe neben mich. „Eine Boyband, hm?“

„Gut erkannt, Sherlock!“, erwiderte ich und verdrehte die Augen. Den Typen konnte ich jetzt gebrauchen!

„Worüber singt ihr? Wie schrecklich es sich anfühlt, wenn euch jemand verprügelt?“ Er lächelte hämisch und dachte wohl, dass ich mich jetzt irgendwie angegriffen fühlte.

„Kommt drauf an, was du in den Song reininterpretierst. Ich finde, du solltest halt die Klappe und nerv mich nicht reininterpretieren. Wir sehen uns vielleicht nie wieder, Joe. Oder ich dich zumindest nicht!“ Dann drehte ich mich um und ging weg. Heute war ich schon ziemlich vielen Leuten aus dem Weg gegangen. Ich musste mich jetzt einfach wieder an die Aufmerksamkeit gewöhnen. Immerhin war ich fast ein halbes Jahr unbekannt herumgelaufen, was zugegebenermaßen mal wieder richtig angenehm war, und jetzt musste ich mich plötzlich wieder daran gewöhnen. Bevor wir alle nach Hause gehen konnten, bekamen wir unser Semesterzeugnis. Danach verabschiedete ich mich von den Leuten, mit denen ich auf der Uni am meisten Zeit verbracht hatte, sowie von Jake, Eric und dem Direktor. Es war vorbei, morgen würde ich nach England fliegen. Wiedersehen, mein geliebtes Irland, hieß es dann.

Zuhause schaute ich mir die Charts an und stellte schockiert fest, dass wir auf Platz eins der britischen und irischen Charts waren. Platz eins! Jetzt war es aber wirklich an der Zeit, aufzuspringen, zu schreien, zu jubeln, zu singen und zu tanzen. Genau zu dem Zeitpunkt kam Dad nach Hause und stimmte kurz in mein Gejubel ein, bevor er fragte: „Warum schreien wir so?“

„Dad! WIR SIND AUF PLATZ EINS!“

„Wo auf Platz eins?“ Er schien etwas verwirrt zu sein.

Rock Me ist auf Platz eins der britischen und irischen Charts! Dad, unser Song ist auf Platz eins! Die Nummer eins! An einem verdammten Tag!“

„Wirklich? Ich gratuliere dir!“ Er umarmte mich und drückte mich fast zu Tode. „Ich bin so stolz auf dich! Und ich bin zwar traurig, dass du jetzt für längere Zeit gehst, aber lebe deinen Traum, Niall!“

„Danke, Dad! Ich hol dich schon bald zu mir, dann lernst du auch endlich mal die Jungs kennen! Und jetzt werde ich packen!“ Ich ging nach oben und begann zu packen. Währenddessen skypte ich mit Cathy, die ungefähr genauso ausflippte, wie ich. Die Jungs waren ebenfalls aus dem Häuschen und Simon meinte, er müsste uns morgen wohl zu Tode drücken. Ich ärgerte mich unglaublich, dass ich noch nicht in London war. Wieso waren wir nur auf diese dumme Idee gekommen? „Nein, veröffentlichen wir die Single lieber schon einen Tag vor Semesterende! So haben wir noch Zeit, um die Reaktionen zu beobachten!“, sprach ich Simons Worte in meinem Kopf nach. Ich wäre viel lieber schon in England und könnte dort Interviews geben und mit den Jungs zusammen jubeln. Stattdessen saß ich noch hier in Irland fest und musste mich alleine freuen. Während dem Packen hatte ich den Radio eingeschaltet, nur zur Sicherheit, falls sie etwas über uns sagen würden. Ganz plötzlich hörte ich, wie sie unseren Song erneut ankündigten. „Wer sind diese Jungs, Mike?“, fragte die Moderatorin. „Wer steckt hinter One Direction?“

„Es sind fünf Jungs, vier davon sind aus England und einer von ihnen ist ein Ire. Wir wissen noch nicht mehr über sie als ihre Namen und Herkunftsländer. Aber das Management der Boyband hat bestätigt, dass bereits morgen die ersten Interviews gegeben werden!“, antwortete ihr Mike. Wie bitte? Wir würden morgen schon Interviews geben? Davon hatte Simon uns aber noch nichts mitgeteilt! Er wollte vermutlich, dass alles schnell ging.

„Aber das ist ja großartig! Sobald wir mehr über One Direction wissen, werden wir es sofort bekannt geben! Und jetzt spielen wir ihre erste Single Rock Me!“ Gleich darauf kam unser Lied und ich warf die letzten Sachen in meinen zweiten Koffer. Ja, ich hatte zwei Koffer. Immerhin musste ich ewig in London bleiben! Zuerst würden wir die einfachen Sachen machen, Interviews, kleine Auftritte und so weiter. Wie es weiterging hatte uns Simon noch nicht gesagt. Ich erinnerte mich daran, wie schnell es im anderen Leben gegangen war. Innerhalb von 16 Tagen wurde unsere erste Tour bekannt gegeben, wobei noch nicht mal unser komplettes Album draußen war. Ob es dieses Mal wohl wieder so schnell gehen würde?

Als ich am Abend im Bett lag, dachte ich über alles nach. Ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, die Band wieder zusammenzubringen? Was, wenn wir nur ein One Hit-Wonder waren? Wenn unsere Zeit bereits vorbei war? Ich konnte das alles einfach nicht einschätzen und ich hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde. Im anderen Leben hatte zwar auch jeder von uns Zweifel gehabt und wir wussten nicht, ob es wirklich klappen würde. Und jetzt setzte ich alle meine Erwartungen, die ich von damals hatte, in dieses Leben. Was, wenn es schief gehen würde? Ich erwartete mir einfach denselben Erfolg, den wir gehabt hatten. Aber es konnte genauso gut sein, dass es diesen Erfolg einfach nicht mehr geben konnte. Das war einfach so verwirrend. Ich wusste nach wie vor nicht, wie das passieren konnte. Einfach drei Jahre meines Lebens in einem anderen Leben leben? Und dann plötzlich wieder zurück sein? Wieso passierte das? Was war Traum und was war Wirklichkeit? Darauf hatte ich einfach keine Antwort und niemand konnte mir eine dazu geben.

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BADAM! Was denkt ihr? Wird 1D wieder denselben Erfolg haben? Stellt euch mal vor, es gäbe One Direction gar nicht :O sondern erst jetzt! Das wäre was. Mir tut Niall gerade richtig leid, ich meine, er weiß gar nicht, was jetzt ein Traum ist und was nicht. Hm. Wie wünscht ihr euch, dass die Story weitergeht? :)

xoxo JuLy <3

Was it only just a dream?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt