-Ach du Scheiße!-, schoss es mir durch den Kopf und ich hielt mir die Hände an den Bauch. „Steh auf, Weichei!“, forderte mich Joe auf und ich versuchte, mich gerade aufzurichten. Nicht unbedingt die beste Idee, weil er diese Gelegenheit nutzte und mir mit der flachen Hand auf die Wange schlug. Ich wollte mich nicht prügeln. Erstens wollte ich nicht schon wieder Ärger haben und zweitens musste ich an die Prügelei zwischen Zayn und mir zurückdenken. Das war alles andere als angenehm gewesen und ich verstand nicht, warum ich plötzlich dauernd in solche Situationen geriet. Deshalb stand ich einfach nur da und starrte Joe an. „Willst du dich nicht verteidigen?“, fragte er schließlich und grinste. „Oder willst du dich einfach so geschlagen geben?“ Ich zuckte bloß mit den Schultern, weil es mir eigentlich egal war. Vermutlich würde sowieso ich die Arschkarte bei einer Prügelei ziehen, also brauchte ich es erst gar nicht zu versuchen. „Komm, das ist doch langweilig!“ Joe drehte sich einmal und zeigte auf die Menge, die sich um uns gebildet hatte. „Die wollen doch alle was sehen und du willst nichts machen?“
„So sieht’s aus!“, erwiderte ich und wandte mich zum Gehen.
„Ich lass dich in Ruhe, aber zuerst entschuldigst du dich dafür, dass du mich Arschloch genannt hast.“ Natürlich, das Ego war angekratzt, weil ich ihn Arschloch genannt hatte. Das konnte ich mir eigentlich gar nicht wirklich vorstellen, er hörte das doch bestimmt öfter. Aber ich würde mich dafür bestimmt nicht entschuldigen, also schüttelte ich den Kopf. „Vergiss es!“
„Du hast es nicht anders gewollt…“, meinte er, atmete tief ein und aus und sah mich dann so an, als würde ihm das Folgende schwer fallen. Dann holte er aus und ich hatte seine Faust auf meinem Auge. Ich stolperte ein klein wenig zurück und versuchte, den Schmerz hinunterzuschlucken. Aber ich würde nicht zurückschlagen, so viel stand fest. Schließlich wollte ich nicht noch mehr Probleme haben, als ich ohnehin schon hatte. Ich griff mir ans Auge, das vor Schmerz pochte, und musste Tränen zurückhalten. Mir tat das alles viel zu weh, ich war ein richtiges Weichei, was Prügeleien betraf. Joe sah mich abwartend an, aber ich reagierte nicht. „Hau ihm auf die Schnauze, Niall!“, hörte ich Eric rufen und musste grinsen. Allerdings tat ich trotzdem nichts, außer Joe anzustarren. „Na, willst du immer noch nichts tun, Horan?“, wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf. Da holte Joe nochmal aus, aber diesmal wich ich nach hinten aus. Im Endeffekt bekam ich trotzdem einen weiteren Schlag, diesmal auf meine Nase, die natürlich sofort zu bluten begann. Meinem Gegner schien das allerdings zu langweilig zu werden, deshalb schnaubte er bloß verächtlich und ging dann ein paar Schritte zurück. Ich hielt mir die Hand an meine blutende Nase und als ich mich an ihm und der zuschauenden Menge vorbeidrängte, raunte ich ihm zu: „Über so einem Kinderkram steh ich drüber, Arschloch!“
„Das bekommst du noch zurück, Horan!“, drohte er, aber ich hörte nicht mehr zu, sondern suchte in meinem Rucksack nach einem Taschentuch.
Zuhause erwähnte ich kein Wort von dem Vorfall. Da Joe mir nicht allzu fest aufs Auge geschlagen hatte, rechnete ich damit, dass es in ein bis zwei Tagen wieder eine normale Farbe annahm. Bis dahin ließ ich mich kaum bei Dad blicken und wenn, dann nur mit einer Snapback oder einer Kapuze, die ich tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass Dad trotzdem wusste, dass ich in eine Schlägerei geraten war, aber er fragte mich kein einziges Mal danach. Cathy hatte mir über Skype gezeigt, wie ich es schaffte, mein blaues Auge mit Make-up halbwegs zu überdecken und war zutiefst schockiert über das, was passiert war. „Es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir bin!“, meinte sie, aber ich wollte auf keinen Fall, dass sie sich irgendein schlechtes Gewissen einredete, schließlich konnte sie überhaupt nichts dafür. In der Uni ging ich Joe so gut es ging aus dem Weg, aber manchmal liefen wir im Korridor aneinander vorbei. Allerdings beachtete ich ihn kein bisschen und behandelte ihn wie Luft. Wenn er die Sache irgendwann unbedingt mit mir klären wollte, dann konnte er das doch außerhalb des Universitätsgeländes machen. Und nicht mitten in der Cafeteria.
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Was it only just a dream?
FanfictionDas perfekte Leben. Wenn man mit den besten Kumpels um die Welt tourt und weltberühmt ist. Worüber soll man sich da noch beschweren? Doch was passiert, wenn man eines Tages aufwacht und das ganze normale, alte Leben führt? War alles nur ein Traum? N...