Während ich eine Zeit lang gelangweilt auf irgendeinem Sitz rumsaß, bekam ich logischerweise mal wieder Hunger. Beziehungsweise war mir so langweilig, dass ich einfach etwas essen musste. Schließlich stand ich langsam auf, sah mich kurz um und schleppte dann den Koffer hinter mir her, bis ich zu einem Snackautomaten kam. Der war allerdings schon fast leer, aber ein verpacktes Sandwich für ein paar Euros war noch da. -Gott sei Dank! Mit so einem Snickers hab ich nicht genug. Von wegen ‚Snickers, und der Hunger ist gegessen‘…genau-Nachdem ich mein Geld herausgekramt hatte, warf ich ein bisschen was in den Automaten und wartete, dass das Sandwich runterfiel. Doch kaum hielt ich es in der Hand, hörte ich hinter mir jemanden verärgert sagen: „Oh Mann, war das das letzte Sandwich!?“ Überrascht drehte ich mich um und blickte in das Gesicht eines jungen Mädchens. Sie hatte ihre Augenbrauen etwas zusammengezogen und schaute betrübt auf den Automaten. „Sieht ganz so aus…“, antwortete ich schließlich und warf einen kurzen Blick auf meine Hand, um sicherzugehen, dass das Sandwich noch da war. Ich hielt es nach wie vor in meiner Hand. Auch das Mädchen schien das nun endgültig bemerkt zu haben und lächelte mich plötzlich zuckersüß an. Sie hatte grüne Augen und ihre braunen Haare hingen ihr etwas ins Gesicht. Ich war so von ihrem Blick gefesselt, dass ich es fast nicht mitbekam als sie mich fragte, ob ich ihr das Sandwich geben konnte. Um Gottes Willen, ich war sogar fast so weit, ja zu sagen! Im letzten Moment aber realisierte ich, was sie da gerade gesagt hatte und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich hab echt Hunger und sonst gibt’s hier nun mal…nichts!“, erklärte ich schnell. Sie schien offensichtlich ziemlich enttäuscht zu sein, dass ich ihr mein Sandwich nicht geben wollte. „Ich hab aber auch Hunger!“, erwiderte sie.
„Nicht so sehr wie ich, glaub mir!“ Genau genommen hatte ich ja nicht mal richtig Hunger, mir war nur langweilig. Aber das war trotzdem mein Essen.
„Da bin ich mir nicht so sicher!“ Sie grinste.
„Ich bin Niall!“, sprudelte es plötzlich aus mir heraus.
„Ich bin Cathy!“ Lächelnd streckte sie mir ihre Hand entgegen und ich schüttelte sie. „Willst du mir immer noch nichts von deinem Sandwich abgeben?“
Entschuldigend schüttelte ich den Kopf. „Sorry, ich teile mein Essen nicht!“
„Gut, dann nicht!“ Cathy zuckte mit den Schultern, warf etwas Geld in den Automaten und gab die Nummer des Snickers ein. Vielleicht war ihr Hunger damit ja gegessen, meiner jedenfalls nicht. Währenddessen sah ich sie genauer an. Sie trug eine schwarze Lederjacke über einem blauem Hoddie mit einem gelben Smiley darauf, eine schwarze Jeans und farblich passende blau-schwarze Vans. Außerdem hatte sie eine blaue Tasche umgehängt und hinter ihr stand ein kleiner, schwarzer Koffer. Als sie ihr Snickers in der Hand hielt, nahm sie ihren Koffer und begann, irgendwo hinzugehen, während sie mich fragte: „Und, wohin fährst du?“
„Nach Wolverhampton und du?“, antwortete ich, während ich ihr folgte.
„Sieh mal einer an, ich auch!“, erwiderte sie überrascht und setzte sich auf eine Bank. Ich nahm neben ihr Platz und öffnete mein Sandwich. „Besuchst du dort auch deine blöde Familie?“, fragte Cathy und biss ins Snickers.
„Nein, eigentlich besuche ich einen…Freund!“ Während wir aßen, unterhielten wir uns ein bisschen. Ich erfuhr, dass Cathy 17 Jahre alt war und in London wohnte, aber nach Wolverhampton musste, weil irgendjemand aus ihrer Familie Geburtstag hatte und sie ihre Tante besuchte. „Du bist nicht aus London oder? Beziehungsweise aus England?“, fragte sie schließlich.
„Nein, ich komm aus Irland!“
„Oh, ein Ire! Hätte ich mir eigentlich denken können, wegen deinem Akzent!“ Sie kicherte etwas und als sie das bemerkte, wurde sie etwas rot. Plötzlich fuhr unser Zug ein, wir schnappten unsere Koffer und stiegen ein. Irgendwo ergatterten wir einen Zweierplatz und quetschten uns hinein. Die Fahrt dauerte fast zwei Stunden und da ich mich die ganze Zeit mit Cathy unterhielt, hatte ich keine Zeit, mir zu überlegen, was ich eigentlich zu Liam sagen sollte, wenn ich plötzlich vor ihm stehen würde. Ich meine, vor fünf Tagen hatte ich ihn das erste Mal angeschrieben und jetzt konnte ich mich wohl kaum einfach so vor seine Tür stellen und hallo sagen. Kurz bevor wir in Wolverhampton ankamen, wurde mir das erst bewusst und ich musste mir so schnell wie möglich etwas überlegen. Und schließlich hatte ich die Idee. „Cathy? Kannst du mir vielleicht einen Gefallen tun?“, fragte ich sie, zugegebenermaßen etwas schüchtern.
„Ja klar, worum geht’s denn?“, erwiderte sie sofort und lächelte mich freundlich an.
„Also ich…ich, äh…“ Toll, wie sollte ich das denn jetzt erklären!? Cathy sah mich erwartungsvoll an, während ich nach Worten suchte. „Also ich besuche einen Freund, aber der weiß das noch nicht und eigentlich kennt er mich nicht wirklich…“, begann ich und als ich ihren verwirrten Blick bemerkte, plapperte ich schnell weiter, bevor sie mich was fragen konnte. „Jedenfalls kommt das ziemlich blöd, wenn ich jetzt plötzlich vor seiner Tür stehe. Ähm, also, könnte ich…könnte ich einfach sagen, dass wir zwei hier deine Familie besuchen und ich…äh, mitkomme? Also nicht wirklich mitkommen, ich meine nur, dass ich eine Ausrede habe und nicht ganz so…verrückt rüberkomme.“ Gott, vermutlich würde sie jetzt schreiend weglaufen. -Auf eine dümmere Idee kann man eigentlich auch nicht kommen, Niall!!-, meinte ich zu mir selbst, aber irgendwie hoffte ich ja doch, dass es nicht ganz so blöd rüberkam. Ich wurde etwas nervös, als sie mir ein paar nachdenkliche Blicke zuwarf und mich von unten bis oben überprüfte. Sah das bei Jungs auch so komisch aus? Schließlich war ich kurz davor, alles zurückzunehmen, als sie mit den Schultern zuckte und sagte: „Hm, ja wieso nicht. Aber nur, wenn du mir auch einen Gefallen tust!“
„O-okay…“, erwiderte ich etwas unsicher.
„Meine ganze Familie nervt, weil ich noch keinen Freund hab. Wenn du mitkommst und wir einfach so tun, als wären wir zusammen, hast du nicht nur eine Lüge als Ausrede, sondern sogar die Wahrheit.“
Okay. Damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet. Aber mit der Lüge hatte sie Recht und außerdem schien Cathy ja ganz nett zu sein. Freund spielen war vermutlich keine Strafe. „Okay, geht klar.“ Wir schüttelten Hände, um unsere Abmachung fix zu machen und dann sah ich, dass der Zug langsam in den Bahnhof einfuhr. Ganz kurz bevor er hielt und Cathy und ich aussteigen konnten, drehte sie sich zu mir um und sagte: „Also wir sind…zwei Monate zusammen, sagen wir. Dann kommt’s nicht ganz so blöd rüber, dass ich dich mitschleppe!“ Sie strahlte mich an, stand auf und schnappte sich den Koffer, bevor sie zum Ausgang ging. Nachdenklich ging ich ihr hinterher und kaum standen wir draußen, winkte sie einer etwas älteren Frau. „Das ist meine Tante!“, erklärte sie und setzte sich in Bewegung. Mein Kopf war gerade dabei, alles zu verarbeiten und festzustellen, dass das alles eigentlich eine ziemlich blöde, aber gleichzeitig geniale Idee war. „Wir kennen uns…gehst du auf die Uni?“, redete sie weiter, während wir auf die Frau zugingen. Langsam nickte ich und sie schien damit ganz zufrieden zu sein. „Also sagen wir, du studierst einfach in London, was auch immer du studierst, ja?“ Ich nickte wieder und dann standen wir auch schon vor der Frau. „Hallo Cathy!“, begrüßte sie Cathy freudestrahlend und gab ihr jeweils ein Küsschen auf die rechte und linke Wange.
„Hey! Schön, mal wieder hier zu sein!“, erwiderte Cathy erfreut und ich stand nur blöd daneben, weil ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. „Das ist mein Freund“, sie zog mich an meinem Arm zu sich, „Niall!“ Ihre Tante schien das nicht erwartet zu haben und ließ ihren Blick über mich schweifen. Das machten heute aber auch alle! Cathy stieß mir mit ihrem Ellbogen in die Rippen und ich sagte schnell: „Schön, Sie kennenzulernen! Ich hab schon viel von Ihnen gehört!“ Dann streckte ich ihrer Tante die Hand hin und hoffte, sie würde mich nicht fragen, was ich denn so über sie gehört hatte. Das Glück schien mich heute gern zu haben, denn sie schüttelte meine Hand und lächelte mich an. „Freut mich ebenfalls! Wobei ich nicht wusste, dass Cathy ihren Freund mitbringt!“ Als sie sich umdrehte, zwinkerte sie Cathy einmal zu und wir folgten ihr. -Worauf hab ich mich nur eingelassen!? Worauf!? Und warum? Damit ich nicht ganz so bescheuert vor Liam stehe ohne Ausrede. Was tut man nicht alles für Freunde!-, überlegte ich kopfschüttelnd, während wir die Koffer ins Auto luden und uns hineinsetzten. Jetzt fuhr ich also mit irgendeinem wildfremden Mädchen, das ich vor drei Stunden kennengelernt hatte, zu ihrer Familie und tat dort so, als wäre ich ihr Freund. Obwohl ich eigentlich so gut wie nichts über sie wusste. Ich hoffte, so schnell wie möglich verschwinden zu können, damit ich mit Liam reden konnte.
----------------------------------------------------------------------------
Ups, da hat sich auf einmal jemand in die Geschichte reingebaut! :D und das war nicht mal Absicht...sie war einfach auf einmal da! Meinungen zu Cathy? ;)
Danke für alle Kommentare und die vielen Votes :)xoxo JuLy <3
DU LIEST GERADE
Was it only just a dream?
FanfictionDas perfekte Leben. Wenn man mit den besten Kumpels um die Welt tourt und weltberühmt ist. Worüber soll man sich da noch beschweren? Doch was passiert, wenn man eines Tages aufwacht und das ganze normale, alte Leben führt? War alles nur ein Traum? N...