Kapitel 11 - "Nächster Halt, next stop, Holmes Chapel!"

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Niall’s Sicht

Es war halb zehn Uhr morgens und ich stand mit Cathy beim Bahnhof. Um zehn Uhr fuhr der erste Zug nach Holmes Chapel, allerdings musste ich in Crewe einmal umsteigen. Mein Ticket war bereits gekauft und ich wartete noch mit Cathy in der Wartehalle. „Wir halten Kontakt, ja?“, sagte ich zu ihr, als es langsam Zeit für mich wurde, zum Bahnsteig zu gehen.

„Natürlich! Du warst ein toller Fake-Freund!“, sie grinste mich an und schloss mich dann in die Arme. Cathy war etwas kleiner als ich und reichte mir zirka bis zur Nase. Nebenbei gesagt, sie roch echt gut und ich konnte nicht verhindern, meine Augen kurz zu schließen und meinen Kopf gegen ihren zu lehnen. „Das kitzelt!“, kicherte sie und drückte sich dann wieder ein bisschen von mir weg. Plötzlich zog sie ihr Handy aus der Tasche und schaltete die Kamera an. „Komm, lächle mal ein bisschen!“, forderte sie mich auf, hob die Hand und wir lächelten beide in die Kamera. Klick. Kaum war es geschossen, schaute Cathy sich das Bild an. Sie grinste und meinte dann: „Das ist bestimmt mal viel wert!“

„Hä? Wieso das?“, fragte ich verwirrt.

„Ich hab dich gestern unter der Dusche singen hören! Deine Stimme ist echt gut!“

„W-was?“

„Äh…ist nicht so, als ob ich dich unter der Dusche belauschen würde! Ich…ich bin nur mal vorbeigekommen und hab dich gehört und äh…also ich…“, stotterte sie und wurde rot.

„Ist schon okay!“, grinste ich und warf einen Blick auf die Uhr. „Ich…ich muss jetzt wirklich gehen! Wir schreiben, okay?“

„Klar, halt mich auf dem Laufenden!“ Cathy und ich blickten uns in die Augen, die Zeit schien irgendwie still zu stehen und ich hatte so ein richtig komisches Gefühl in der Magengegend. Unsere Gesichter kamen uns immer näher und dann…umarmte ich sie noch einmal, murmelte ein „Tschüss!“, drehte mich um und lief quasi davon, den Koffer hinter mir her. Kaum saß ich im Zug, schlug ich mir mit der Hand gegen die Kopf. -Verdammt, verdammt, verdammt. Niall, du bist so ein Idiot! Du hättest sie küssen müssen! Sie wollte es, du wolltest es, also warum!?-, schimpfte ich mit mir selbst. Klar, ich hätte sie küssen sollen. Das war mir klar, sofort. Ich wusste es. Aber irgendwie war ich zu feige gewesen, ganz einfach. Zudem wollte ich sowieso nicht gehen, aber wenn ich sie geküsst hätte, dann wäre es nur noch schlimmer gewesen. Trotzdem! Verdammt!

Eine Stunde und ein paar Minuten später stand ich in Holmes Chapel, vor dem Bahnhofgebäude. Nur – wohin jetzt? Es war Samstag und deshalb wusste ich, dass Harry theoretisch in der Bäckerei arbeitete. Leider Gottes wusste ich aber nicht, wo genau sich besagte Bäckerei befand. Schnell sah ich mich um und suchte nach einem Plan der Stadt. Es dauerte nicht lang, da hatte ich schon einen gefunden. Trotzdem dauerte es ewig, bis ich die blöde Bäckerei auf dem Plan gefunden hatte und machte ein Foto mit meinem Urwaldhandy, damit ich den Weg auch nicht vergaß. Während ich durch die Straßen von Holmes Chapel wanderte, kam eine SMS von Cathy, in der sie mich fragte, wie es lief. Schnell schrieb ich ihr zurück, dass ich gerade auf dem Weg in die Bäckerei war und nach zirka zehn Minuten war ich angekommen. Ich stand also vor der Bäckerei und musste mir überlegen, ob ich hier wirklich hineingehen wollte. Was sollte ich denn sagen? „Eine Semmel und dich für eine Boyband, bitte!“ oder was? Und was, wenn Harry nicht mal da drin stand? Das war alles viel zu kompliziert. Mich überkamen mal wieder Zweifel und die Leute, die an mir vorbeigingen, schauten mich bereits komisch an, weil ich schon Ewigkeiten auf derselben Stelle stand. Aber ich hatte ja schon Liam überzeugt, also warum nicht auch Harry? Ich redete mir noch ein bisschen gut zu, holte dann tief Luft und betrat die Bäckerei. Und wirklich, dort stand Harry, mit seinem Lockenkopf und gab gerade der Frau vor mir das Wechselgeld. „Danke, schönen Tag noch!“, sagte er zu ihr und sie lächelte zurück. Dann wandte sich Harry an mich. „Was darf’s sein?“, fragte er und ich sah mir an, was es überhaupt gab. Erstens, musste ich warten, bis die Frau weg war und zweitens hatte ich sowieso Hunger. „Ich nehm den Krapfen da!“, antwortete ich und zeigte auf den Krapfen. Er nickte und begann, ein bisschen mit mir übers Wetter zu reden. Schließlich sprach er mich auf meinen Akzent an: „Du bist aus Irland, kann das sein?“

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