Kapitel 13 - Der Zusammenprall

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„Soll ich dir irgendwas helfen?“, fragte ich Harry, weil ich einfach nur sinnlos neben ihm stand, während er das Zeug einräumte.

„Du kannst das da in den Kühlschrank räumen!“, sagte er und zeigte auf ein paar eingepackte Sachen. Ich nahm sie und ging zum Kühlschrank, noch bevor Harry mir sagen konnte, wo er war. „Das gehört übrigens da…“, begann er, brach aber sofort ab, als er sah, dass ich genau wusste, wo alles hingehörte. Ich hatte Harry und seiner Mum ein paar Mal geholfen, wenn sie einkaufen gewesen waren, also wusste ich logischerweise auch, wo alles hingehörte. Wir räumten also alles Eingekaufte still ein und gingen dann in Harrys Zimmer. Für mich fühlte es sich so an, als würde ich nach der Schule zu meinem besten Freund gehen, aber für Harry musste es sich anfühlen, als hätte er grade einen Serienmörder ins Haus gelassen. Ehrlich gesagt beneidete ich ihn im Moment nicht, aber meine Situation war auch nicht grade die Vorteilhafteste.

Harry’s Sicht

War ich eigentlich komplett bescheuert? Da saß jetzt irgendein Typ aus Irland vor mir auf meiner Couch und wollte mir ehrlich einreden, dass ich mit ihm in einer Boyband wäre, weil er das geträumt hatte. Warum hatte ich ihn überhaupt ins Haus gelassen? Wenn Mum wieder nach Hause kommen und ich ihr dann sagen würde, dass ein wildfremder Junge in meinem Zimmer saß…ich konnte jetzt schon mit Hausarrest oder Ähnlichem rechnen. „Also?“, begann ich, weil Niall einfach nur dasaß und sich unsicher umblickte.

„Naja, ich weiß nicht, was ich noch sagen soll, außer, dass ich die Wahrheit sage. Ich weiß, es hört sich unglaublich und erfunden an, aber es ist so!“, antwortete er und ich bemerkte, dass er nach Worten suchte. War auch ziemlich schwer, so etwas zu rechtfertigen.

„Und…wer waren dann die anderen? Die mit uns in einer, äh…Boyband waren?“, wollte ich interessiert wissen. Irgendwie hatte mich Niall schon neugierig gemacht.

„Zayn, Louis, Liam und wir zwei. Liam hab ich schon…sozusagen überzeugt!“

„Was? Du warst schon bei einem?“

„Ja, ich war zuerst bei meiner Mum in London und dann bin ich nach Wolverhampton gefahren, wo Liam wohnt und ja…gestern bin ich hierhergekommen!“

„Und…wie ist er so?“, erkundigte ich mich. Dann begann Niall, mir von Liam zu erzählen. Liam schien ein ganz netter Kerl zu sein und ich bekam irgendwie sofort ein schlechtes Gewissen. Liam hatte Niall ziemlich schnell geglaubt und ich startete hier so ein großes Drama um das Ganze. Ich wollte es aber einfach nicht glauben!

Als es Abend wurde, lud ich, beziehungsweise meine Mum, Niall zum Abendessen bei uns ein und danach machte er sich auf den Nachhauseweg. Ein paar Stunden später lag ich in meinem Bett und dachte ein bisschen über die ganze Situation nach. Ich war in einem Zwiespalt meiner Gefühle. Die eine Seite von mir war von dem Gedanken fasziniert, weltberühmt zu sein, vor hunderten Leuten performen zu können und dabei vier Freunde an meiner Seite zu haben. Andererseits wusste ich nicht, ob Niall auch wirklich die Wahrheit sagte. Obwohl ich es selbst nicht glaubte, könnte er ja auch ein eiskalter Mörder sein oder Ähnliches. Ich hatte schon genug Horrorfilme gesehen. Zudem hatte ich einfach dieses Gefühl, dass es richtig war, Niall zu glauben. So als würde mein Inneres mir sagen, dass ich ihm vertrauen konnte, dass er die Wahrheit sagte. Also beschoss ich, mich auf das ganze einzulassen. Womöglich fällte ich diese Entscheidung einfach, weil ich bereits verdammt müde war und fast einschlief, aber ich hatte sie trotzdem getroffen.

Als ich am nächsten Morgen mit Niall in Holmes Chapel rumlief, redeten wir weiter über One Direction. Ich fand den Namen zugegebenermaßen richtig cool und wir diskutierten gerade über unsere (damaligen?) Songs. Niall war der Meinung, dass er alle Songs einfach aufschreiben konnte, da er sie ja noch alle auswendig konnte. „Das ist gar keine schlechte Idee! Dann hätten wir schon mal…“, sagte ich gerade, als wir um eine Ecke gingen und ich mit voller Wucht in jemanden reinkrachte. Ich stolperte ein bisschen nach hinten und die andere Person wurde komplett von mir umgeworfen, Niall hatte nichts von dem Zusammenprall mitbekommen. „Oh Gott, tut mir echt leid!“, entschuldigte ich mich sofort und reichte dem Mädchen, das am Boden saß, die Hand. Erst als ich ihr aufgeholfen hatte, sah ich sie genauer an. Ihre Haare waren lang und glatt, wobei sie unten leicht gelockt waren. Zudem hatte sie einen Ombre-Look und trug ein schwarz-weiß gestreiftes Shirt, darüber einen weißen Cardigan und eine hellblaue Jeans. Ihre haselnussbraunen Augen strahlten mich an, als sie lächelte und sagte: „Kein Problem, ist ja nichts passiert!“ Ihr wunderschönes Lächeln brachte mich dazu, ebenfalls zu lächeln und aus den Augenwinkeln konnte ich beobachten, wie Niall uns wissend angrinste. „Ich…muss dann mal weiter!“, murmelte sie leise und sah etwas schüchtern auf den Boden.

„Äh, ja klar…sorry nochmal!“, antwortete ich und trat ein paar Schritte zurück, damit sie an mir vorbei gehen konnte. Ich sah ihr noch etwas hinterher, als plötzlich Niall neben mir stand und fragte: „Willst du sie jetzt echt so gehen lassen? Zuerst seht ihr euch Disney-mäßig in die Augen und dann sagst du einfach ‘äh, ja klar‘!?“ Er machte meine Stimme auf so dämliche Art und Weise nach, dass ich ihm Recht geben musste.

„Ja, aber sie ist doch schon weg…“, murmelte ich und wollte einfach weitergehen, aber Niall nahm meinen Arm, drehte mich wieder um und schubste mich in die Richtung, in die sie davon gegangen war. „Hopp, sie wartet nicht ewig!“, sagte er vorwurfsvoll und schubste mich nochmal ein Stück weiter, damit ich auch ja nicht stehen blieb. Schließlich setzte ich mich selbst in Bewegung und joggte in ihre Richtung. Bei der nächsten Ecke sah ich mich um und suchte die Gegend nach dem fremden Mädchen ab. Irgendwo musste sie doch sein! Plötzlich meinte ich, in der Ferne ihren Kopf kurz auftauchen zu sehen, und lief daraufhin zu. Als ich allerdings bei der Stelle stand, war sie nicht da. -Mist, verdammt! Irgendwo muss sie doch sein!-, ärgerte ich mich und beschloss, einfach weiterzugehen. Während ich mir meinen Hals halb verrenkte, in der Hoffnung, sie irgendwo zu sehen, ging ich weiter und rempelte dabei mehrere Leute. Ich kam mit dem Entschuldigen gar nicht hinten nach, als ich sie endlich entdeckte. Sie saß auf einer Bank, ihre Tasche daneben und schaute in ihr iPhone. Ihre Haare hingen ihr ein bisschen ins Gesicht und ich war so fasziniert, dass ich irgendwie nur dastehen und sie lächelnd ansehen konnte. Nach ein paar Sekunden schien sie sich beobachtet zu fühlen und sah auf. Mein Blick traf ihren und ich musste noch mehr grinsen. Wir sahen uns eine Weile an, bis ich es endlich schaffte, mich in Bewegung zu setzen und zu ihr zu gehen. „Oh, hi. Lange nicht gesehen!“, lachte sie und ich fuhr mir unsicher mit meiner Hand durch die Haare.

„Ja, ähm, also…“ Wieso sagte ich denn nichts Normales? Das gelang mir doch sonst auch immer! „Ich hab dich umgerannt, also würde ich dich gerne…auf ein Essen einladen? Als Entschuldigung?“

„Klar, gerne!“

„Ich bin Harry!“, stellte ich mich vor.

„Ich bin Melanie…aber du kannst einfach Melli sagen!“

„Schöner Name! Ich muss jetzt leider wieder weg, aber bekomme ich deine Nummer, damit ich dich wegen dem Essen anrufen kann?“

„Natürlich!“, antwortete sie, dann tippte sie mir ihre Handynummer ein, ich verabschiedete mich und ging wieder zurück. Niall stand allerdings nicht mehr an der Stelle von vorhin und ich entdeckte in weiter weg auf einer Bank sitzen. Als ich näher kam bemerkte ich, dass er mit jemandem telefonierte und dabei unglaublich glücklich wirkte. Erst als ich neben ihm stand, sah er mich und verabschiedete sich dann schnell von der Person. „Mit wem hast du telefoniert?“, fragte ich interessiert.

„Äh, nur mit Liam…“, murmelte er schnell und packte das Handy weg.

„Also sofern du nicht schwul und in Liam verknallt bist, glaub ich dir das nicht!“, erwiderte ich vorwurfsvoll. Anlügen konnte er jemand anders.

„Wie soll ich das verstehen?“

„So wie du gestrahlt hast, musst du mit einem Mädchen gesprochen haben…mit deiner Freundin?“

„Schön wär’s…“, murmelte er und starrte betrübt auf den Boden. „Naja, gehen wir wieder? Wir könnten anfangen, die Songs aufzuschreiben…“, wechselte Niall schnell das Thema und ich musste grinsen. Allerdings nickte ich nur und beschloss, ihn später nochmal auf das Thema anzusprechen.

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Na, der liebe Harry ahnt schon was ;) und hat sich entschieden, Niall zu glauben, yeeeeeesssss! Wer freut sich noch? :D wird es One Direction am Ende doch geben? Oder werfen sie doch hin und lassen Niall in die Irrenanstalt einsperren? :D
Danke fürs Lesen, ihr Knuffis :)

xoxo JuLy <3

Was it only just a dream?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt