Nach der ersten Stunde folgte ich Jake in einen anderen Saal, aber er starrte mich nur etwas verwirrt an, als ich mit ihm reingehen wollte. „Du hast jetzt eine andere Stunde, als ich…“, erklärte er mir, weil ich nicht wusste, warum ich nicht mit ihm reingehen sollte.
„Oh, ja klar, hab ich vergessen. Mein Orientierungssinn ist etwas…eingerostet. Wo ist mein Kurs nochmal?“
Jake kniff die Augen zusammen und zeigte dann auf eine offene Tür, die ein paar Meter von uns weg war. „Da drin…ich hol dich danach ab – dir geht’s offensichtlich nicht so gut!“, erklärte er dann und ich nickte. „Danke!“ Ich versuchte, nicht allzu erleichtert drein zu schauen, sondern setzte meinen denkst-du-ich-bin-blöd-oder-was?-Blick auf. Kopfschüttelnd ging Jake schließlich in den Saal und ich drehte um. Zu meinem Glück saßen die meisten Leute in dem Raum schon und ich hatte nur noch drei Plätze zur Auswahl. Da drehte sich plötzlich ein schwarzhaariger Typ um und deutete mir, herzukommen. Als ich mich neben ihm auf den Sessel fallen ließ, begrüßte er mich: „Hey Niall! Wie waren deine Ferien?“
„Toll, ich hab sie in England verbracht!“, antwortete ich schnell.
„Das ist ja cool! Alle drei…“ Plötzlich wurde er von einem Mädchen mit hellbraunen Haaren unterbrochen: „Hey Niall, hey Eric! Kann ich mich neben euch setzen?“ Der schwarzhaarige Typ, beziehungsweise Eric, nickte und das Mädchen rannte quasi auf meine Seite, um sich dort niederzulassen. „Wie geht’s dir?“, fragte sie mich und da fiel mir wieder ein, wer das war – Katie.
„Mir geht’s gut und wie sieht’s bei dir aus?“, antwortete ich und rückte ein Stück zu Eric, weil sie mir unglaublich nah war.
„Jetzt besser!“ Sie zwinkerte und begann dann zu kichern, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, betrat der Professor den Raum und alle wurden still. Als er zu reden begann, warf ich Eric einen die-hat-doch-nicht-alle-Tassen-im-Schrank-Blick zu und er nickte grinsend. Dann konzentrierte ich mich wieder auf den Unterricht und musste leider feststellen, dass ich keine Ahnung hatte, wovon unser Professor quasselte. Ich blätterte auch ein wenig im Buch, nur um herauszufinden, dass ich aufgeschmissen war. Letztendlich fragte mich Eric auch noch flüsternd, ob ich bereits begonnen hatte, für den Test zu lernen und ich am liebsten ich zu heulen begonnen hätte. In diesem Fach sollte ich einen Test machen? Und ihn nicht versauen? Das war sozusagen unmöglich. -Wo bin ich hier nur reingeraten?-
Kaum hatte ich meine Stunden abgesessen, brachte mich Jake wieder nach Hause und ich suchte im Kühlschrank nach Essbarem. Ich begann, etwas ungesundes Zeug in mich hineinzustopfen, und ging dann hoch in mein Zimmer. Cathy schrieb mir, dass sie ebenfalls bereits frei hatte und ob wir skypen wollten. Natürlich sagte ich sofort zu und erzählte ihr dann alles. Davon, dass ich keine Ahnung hatte, was für Fächer ich überhaupt hatte. Davon, dass ich überhaupt nicht wusste, wovon die Professoren redeten. Und am Ende davon, dass ich noch diese Woche einen Test hatte, in einem Fach, von dem ich null Plan hatte. Das Chaos war sozusagen perfekt. Cathy hingegen ermutigte mich und brachte mich dazu, dass ich aufhörte, ungesundes Zeug in mich reinzustopfen. Dann begann ich, mir den Stoff für den Test anzuschauen und wollte mich danach am liebsten aufhängen. Wie sollte ich fast 100 Seiten in drei Tagen lernen und verstehen? Schließlich riss ich mich aber zusammen und begann zu lernen. Ich konnte es immerhin versuchen.
Die nächsten Wochen vergingen so schnell, dass ich alles irgendwie abwesend miterlebte. Jeden Tag ging ich zur Uni und bekam langsam sogar ein Gefühl für meine Stunden. Den ersten Test hatte ich mit einer 3- bestanden und ich war unglaublich stolz darauf. Am Wochenende machte ich meistens etwas mit Jake und Eric oder ich skypte stundenlang mit Cathy. Eigentlich skypten wir jeden Tag, fast ununterbrochen. Währenddessen erledigten wir unsere Aufgaben oder lernten, es war einfach nur schön, zu wissen, dass Cathy hier war – über Skype. Ich zählte die Tage bis zu den nächsten Ferien. Auch mit den Jungs skypte ich öfters und wenn ich gerade nicht mit skypen, lernen oder irgendwelchen Hausaufgaben beschäftigt war, saß ich auf meinem Bett und spielte Gitarre und sang. Außerdem überlegte ich mir, zumeist während des Unterrichts, wie wir Simon überzeugen konnten. In meinem Kopf hatte ich bereits einen Zeitplan erstellt, den ich während einer Stunde schließlich aufschreiben musste, bevor ich ihn noch vergaß. Den Kurs hatte ich zusammen mit Jake und Eric, die links und rechts neben mir saßen. Ohne nachzudenken, schlug ich den Block auf und schrieb alles genau auf. Da ich eine Woche vor Cathy Ferien hatte, hatten wir beschlossen, dass ich eine Woche bei ihr bleiben würde. Dann würden die Jungs ebenfalls nach London kommen und wir würden zu Simon gehen. Und versuchen, ihn zu überzeugen. Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, dass mir unser Professor eine Frage gestellt hatte. Erst, als Eric mir den Ellbogen in die Rippen rammte, sah ich von meinem Block auf – direkt ins Gesicht meines Professors. Mit seinem eigenartigen Schnurrbart und der runden Brille, hinter der seine bösartig wirkenden grauen Augen versteckt waren, sah er mich mit zusammengezogen Augenbrauen an. „Worin sind Sie denn so vertieft, Mister Horan?“, fragte er mich laut.
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Was it only just a dream?
FanficDas perfekte Leben. Wenn man mit den besten Kumpels um die Welt tourt und weltberühmt ist. Worüber soll man sich da noch beschweren? Doch was passiert, wenn man eines Tages aufwacht und das ganze normale, alte Leben führt? War alles nur ein Traum? N...