Kapitel 50 - Wie es sich anfühlt, rausgeschmissen zu werden

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Die Jungs standen bereits vor der Station, als ich ankam. Wir begrüßten uns kurz und stiegen dann in die U-Bahn ein, um zum Standort von Simons Management zu fahren. Währenddessen redeten wir darüber, wie aufgeregt wir waren, und ich nahm Liam die Gitarrentasche samt Gitarre ab. Wir überlegten noch kurz, wie wir am besten dort reinplatzen sollten, aber kamen irgendwie doch auf keine gute Lösung. Plötzlich wurde die Station angesagt und wir stiegen aus. Schon, als ich den Fuß aus der U-Bahn setzte, fühlte es sich anders an. Heute würde sich etwas ändern, ich hatte da so ein Gefühl. Langsam, aber bestimmt, machten wir uns auf dem Weg zu dem großen Gebäude, das man schon von weiter weg sehen konnte. Meine Gedanken und Emotionen überschlugen sich, ich konnte nicht mehr klar denken. Irgendwie fühlte ich mich wie im Vollrausch. Bis ich gegen eine Straßenlaterne knallte. „Au, verdammte scheiße!“, rief ich und rieb mir die Stirn. Die anderen vier lachten bloß und ich fuhr sie an: „Hättet ihr mir nicht sagen können, dass da eine Laterne ist?“

„Ob du es glaubst oder nicht, aber Louis hat dich sogar darauf hingewiesen!“, lachte Liam und die anderen kriegten sich gar nicht mehr ein. Zuerst schaute ich sie noch böse an, aber dann musste ich selbst beginnen, zu lachen. Irgendwie war ich schon ein ziemlicher Idiot und immerhin hatte dieser Vorfall mich aus meiner ewigen Trance gerissen. Dann standen wir plötzlich vor dem Gebäude und atmeten tief durch, bevor wir hinein gingen. „Wir sind da!“, flüsterte ich und spürte, dass die anderen nickten. Dann setzten wir uns in Bewegung und ich kam mir vor, wie irgendeine Schlägergang, so wie wir da in V-Form reinmarschierten. Trotzdem versuchte ich, so freundlich und gelassen wie möglich zu wirken. Ob es funktionierte, war fraglich, denn als wir plötzlich vor einer Art Rezeption standen, bekam ich kein Wort heraus. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Frau, die dahinter saß, höflich und lächelte uns an.

„Ähm, also…“, begann ich, aber sofort verschlug es mir wieder die Sprache. Es war eine Weile still, bis Harry das Wort ergriff: „Wir würden gerne zu Mister Simon Cowell!“

„Haben Sie einen Termin?“

„N-Nein…“, stotterte ich und die Frau lächelte mich daraufhin etwas genervt an.

„Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen. Mister Cowell hat einen sehr engen Terminplan! Dürfte ich erfahren, worum es geht?“

„Wir würden uns ihm gerne…vorstellen!“, erklärte Louis leise. Die Frau begann, ein wenig zu lachen, fasste sich dann allerdings schnell wieder. „Tut mir leid, dafür benötigen Sie einen Termin!“

„Wie auch immer!“, murmelte ich schließlich finster und wandte mich zum Gehen. Die Jungs folgten mir etwas verwundert und bevor ich weg war, fragte ich die Rezeptionistin, wo sich die Toilette befand. Dann deutete ich den Jungs, mir zu folgen und wir gingen in Richtung Klo. Allerdings änderte ich unseren Pfad etwas, als wir außerhalb der Sicht von der Rezeptionistin waren. „Wir müssen sein Büro finden!“, teilte ich ihnen dann leise mit. Sie nickten und wir liefen eine Weile orientierungslos im Gebäude herum. „Hey Jungs! Da!“, rief Zayn uns plötzlich zu sich. Wir standen vor Simon Cowells Büro, direkt davor. „Und was jetzt?“, fragte Louis, als wir davor standen und auf die Tür starrten. Jetzt war es endlich soweit, wie ging’s jetzt weiter?

„Keine Ahnung, um ehrlich zu sein!“, erwiderte ich schulterzuckend. Irgendwer von uns musste jetzt den Mut ergreifen und diese verdammte Tür öffnen. Aber was sollten wir danach – plötzlich streckte Harry die Hand aus und drückte die Schnalle hinunter. Die Tür ging auf und wir sahen Simons Büro zum allerersten Mal. Es war genauso, wie es früher gewesen war. Nur eben, dass da irgendwelche unbekannten Typen herumlungerten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Simon saß wie üblich auf seinem Schreibtischsessel und starrte verblüfft in unsere Richtung. Liam spazierte als Erster in den Raum und wir folgten ihm stumm. „Kann ich euch irgendwie helfen?“, fragte Simon und lächelte uns freundlich an.

„Naja…also wir…wir sind One Direction!“, stellte ich uns vor, in Kurzversion.

„Aha und was wollt ihr hier?“

„Wir würden uns gerne vorstellen!“, rief Louis heraus. „Also ich bin Louis und das sind Harry, Liam, Zayn und Niall! Wir sind eine…ähm, Boyband. Und wir sind momentan auf der Suche nach einem Plattenvertrag, um es mal so zu sagen!“

„Ihr wisst aber schon, dass ihr dafür einen Termin braucht, oder?“, redete einer der Typen im Raum dazwischen.

„Ja, wissen wir! Das Problem ist, dass Niall hier“, Liam zeigte auf mich, „aus Irland ist und studiert. Aus diesem Grund ist es etwas schwer, dass wir mal kurz vorbeischauen. Wir kommen alle von weiter weg und deshalb ist das eben…schwerer!“

„Tut mir leid, Jungs, aber ich hab im Moment echt keine Zeit. Wie wär’s, wenn ihr mit meiner Assistentin einen Termin vereinbart und dann können wir…“

„Mister Cowell, ich hab bereits mit Ihrer Assistentin gesprochen, aber Montag in zwei Monaten ist leider etwas zu weit weg, wenn Sie das verstehen. Wir würden bloß gerne einen unserer Songs spielen und dann können Sie uns doch mitteilen, was Sie davon halten?“, schlug ich vor, aber Simon lächelte nur weiter und stand dann auf.

„Ehrlich, ich würde mir euren Song anhören, wenn ich ein wenig Zeit dafür hätte. Aber das ist im Moment nicht der Fall. Ich bin leider sehr beschäftigt!“ Er zeigte auf die Typen rund um sich herum. „Außerdem muss ich jetzt wieder weiter, also seid bitte so nett und lasst uns vorbei!“ Wir wichen instinktiv aus, als Simon und die Typen auf uns zukamen und sich durch die Tür drängten. Während sie vorangingen, liefen wir ihnen trotz allem nach und versuchten, Simon doch dazu zu bringen, sich einen einzigen Song anzuhören. So viel Zeit würde der Liebe schon haben, da war ich mir sicher. Wir waren echt hartnäckig, was dazu führte, dass ich bereits die Gitarre rausholte und mit den ersten Takten beginnen wollte. Da drehte sich aber Simon plötzlich um und drohte: „Wenn ihr mich jetzt nicht in Ruhe lasst, dann bin ich gezwungen, die Security zu holen!“ Ich warf den Jungs einen fragenden Blick zu und wir waren alle derselben Meinung: Security wollten wir echt keine riskieren.

Ein paar Minuten später standen wir betrübt vor dem Gebäude. Das hatte ich mir irgendwie um einiges leichter vorgestellt. „Na toll, wir haben unsere Chance vertan. Das Einzige, was wir tun können, ist in zwei Monaten wiederzukommen und zwar zu einem Termin!“, stellte Zayn fest.

„Das geht nicht, versteht ihr das nicht? Ich hab weder Zeit noch Geld, in zwei Monaten wieder herzukommen und das Ganze nochmal versuchen. Vielleicht haben wir nicht mal irgendeine Art von Chance! Ich meine, sind wir so gut?“, rief ich ihnen in Erinnerung. Vor drei Jahren waren wir vielleicht noch der Hit gewesen, aber das war jetzt auch alles anders. Schließlich hatte ich nach wie vor keine Ahnung von den Trends dieser Zeit.

„Niall, gib doch nicht immer gleich auf! Mann, weißt du eigentlich wie nervig das ist?“, rief jetzt plötzlich Louis. „Du bist derjenige, der das alles hier eingefädelt hat! Du bist derjenige, der uns gesucht hat! Du bist derjenige, der uns jetzt Hoffnungen gemacht hat! Und jetzt willst ausgerechnet du derjenige sein, der aufgibt? Ich mein, willst du mich verarschen oder was?“

Ich sah ihn überrascht an, denn von ihm hätte ich sowas am allerwenigsten erwartet. Die anderen hingegen grinsten, nickten mit den Köpfen und sahen ihn anerkennend an. Ja, toll, mir hatte er jetzt die Meinung gesagt. -Er hat Recht, du gibst immer viel zu schnell auf!-, sagte ich mir selbst in Gedanken. Trotzdem war das alles nicht ganz so leicht. Aber plötzlich fiel mir was ein: „Jungs, ich hab eine Idee! Und ich denke, es ist eine ziemlich Gute!“

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Na, was für eine Idee er wohl hat? ;)

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