Kapitel 4 - Bye bye Mullingar!

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„Hallo Niall, schön von dir zu hören! Wie geht es dir?“, begrüßte mich Mum.

 „Ja, mir geht’s ganz gut. Mum, kann ich dich zufälligerweise in zwei Tagen besuchen kommen?“

„Was? So schnell? Aber wir fahren nächste Woche auf Urlaub!“

„Ist egal, ich muss auch noch woanders hin“

„Wohin musst du denn?“

„Ach…nach Wolverhampton und Holmes Chapel und Doncaster und Bradford…“

„Was willst du denn da oben?“

„Naja, ich suche…Freunde!“

„Ähm, Niall bist du dir sicher, dass…“

„Jaja, bin ich mir. Zuerst können wir ja noch was machen, ich hab dich schließlich schon echt lange nicht mehr gesehen!“ Hoffte ich zumindest…

„Okay, okay! Hast du schon eine Karte?“

„Nein, ich muss mich erst umsehen und packen, Dad war nicht so begeistert von meiner Idee!“

„Ich kauf dir eine, okay? Schließlich freue ich mich immer, dich wiederzusehen. Kommt dein Bruder mit?“

„Weiß nicht, ich kann ihn fragen! Also in zwei Tagen, okay? So früh wie möglich…“

„Mach ich, mein Schatz! Ich ruf dich noch an! Bis dann!“ Mum legte auf und ich lief wieder hinunter. Dad saß im Wohnzimmer auf der Couch und las ein Buch. „Mum hat gesagt, ich kann kommen!“, teilte ich ihm mit. Überrascht blickte er auf. „Ja? Hast du ihr auch erklärt, dass du deine Freunde suchst?“

„Hab ich! Sie fahren dann in den Urlaub und ich…äh, bleib noch in England.“

„Aha.“ Er nickte und wandte sich wieder ans Buch.

„Mum hat vorgeschlagen, dass Greg auch mitkommen kann…“

„Greg muss aber arbeiten! Du kannst ihn gerne fragen, aber ich weiß nicht, ob er Zeit hat…“

Ich verdrehte die Augen. „Wo ist er überhaupt?“

„Keine Ahnung“, meinte Dad schulterzuckend und ich schrie durchs Haus: „GREG!?“ Offensichtlich war er aber nicht da und ich beschloss, mit packen zu beginnen. Schließlich wusste ich ja nicht, wie lange genau ich in England bleiben würde. -Maximal drei Wochen, dann beginnt wieder die Uni…-, fiel mir ein und ich schnappte mir einen mittleren Koffer. Wenn ich damit in ganz England rumfahren musste, durfte er nicht allzu schwer und groß sein, ich wollte keine siebentausend Kilo mit mir mitschleppen. Als Greg nach Hause kam, schlug ich ihm vor, mit zu Mum zu fliegen, aber er musste ja arbeiten. „Wann kommst du denn wieder?“, fragte er mich.

„Weiß noch nicht genau, in maximal drei Wochen, schätze ich…“, erwiderte ich. Plötzlich klingelte mein Handy, Mum war dran. „Hey Mum!“, begrüßte ich sie.

„Hallo, Niall! Kommt dein Bruder jetzt mit oder nicht?“, erkundigte sie sich.

„Nein, Greg muss arbeiten…“

„Das habe ich mir fast schon gedacht. Naja, ich hab deine Karte jedenfalls schon gekauft, du musst die Bestätigung dann nur noch ausdrucken. Du fliegst Montag zu Mittag von Dublin weg, ist das in Ordnung?“

„Klar! Danke, Mum!“

„Immer wieder gerne, mein Schatz! Wir holen dich dann vom Flughafen ab!“

„Ja, bis Montag!“ Punkt 1, abgehackt! In zwei Tagen würde ich im Flugzeug nach London sitzen und dann würde ich meine besten Freunde wiederfinden! Sofern ich sie fand – was sich doch als schwierig erweisen könnte. Woher sollte ich denn schließlich wissen, was genau sie jetzt gerade machten? Aber egal – mein Flug nach London war fix und ich musste mich einfach nur an die Wohnorte der Jungs erinnern. Schnell suchte ich eine Karte von Großbritannien und nahm sie mir dann genau vor. Konzentriert zeichnete ich ihre Städte an und begann, mir eine Route zu überlegen. Im Internet schaute ich nach, wie viel mich das ganze Herumgefahre kosten würde, außerdem musste ich zwischendurch auch noch irgendwo wohnen. Nach London konnte ich ja nicht jedes Mal zurück fahren und wer wusste schon, wie lange ich nach ihnen suchen musste. Ich musste irgendwie herausfinden, wie viel Geld ich überhaupt hatte. Normalerweise müsste ich mir darum keine Sorgen machen, aber da ich ja anscheinend niemals ein berühmtes Boyband-Mitglied gewesen war, könnte es sein, dass ich nicht so viel Geld besaß. Vielleicht ging ich nicht mal nebenbei arbeiten und das einzige Geld kam von meinem Dad jeden Monat. Taschengeld. War schon länger her, dass ich Taschengeld bekommen hatte! Also machte ich mich auf den Weg in die Bank – natürlich nicht, ohne vorher den PIN für meine Bankomatkarte herauszufinden – und druckte mir dort einen Kontoauszug aus. Nachdem ich meinen ziemlich mickrigen Kontostand beäugt hatte, fuhr ich wieder nach Hause. Das Geld war nicht viel – aber es sollte genug sein. Das Flugticket musste ich auch nicht bezahlen, also könnte sich alles ausgehen.

Montagvormittag, zuhause in Irland, Mullingar, war der totale Stress. Ich hatte natürlich mein ganzes Zeug nicht rechtzeitig gepackt und hetzte durchs Haus, um alles Mögliche aufzusammeln. „Wie lange willst du denn dortbleiben? Zehn Jahre?“, fragte Dad, der heute erst später begann, um mich zum Flughafen bringen zu können.

„Nein, aber so zwei, drei Wochen! Da braucht man nun mal viel Zeug!“, rief ich im Vorbeigehen.

„Du bist bei deiner Mutter! Sie besitzt so ein Gerät, das nennt man Waschmaschine!“

„Das ist mir schon klar, aber ich bin nicht die ganze Zeit bei Mum und ihrer Waschmaschine! Und jetzt lenk mich nicht ab!“

Eine Viertelstunde später saßen wir im Auto auf den Weg nach Dublin und dann ging’s ab nach London. Während Dad irgendeinen altmodischen Radiosender aufgedreht hatte und dazu voller Begeisterung mitsang, sah ich aus dem Fenster und versuchte an gar nichts zu denken. Eine Stunde später parkten wir vor dem Flughafen und betraten das riesige Gebäude, in dem es sich abspielte, wie verrückt. Erschrocken drehte ich mich zu Dad um und flüsterte: „Hast du die Bestätigung mitgenommen?“

„Bitte was?“, flüsterte er zurück.

„Hast du die Bestätigung für den Flug?“

„Das ist nicht dein Ernst oder?“ Dad wurde lauter. „Du hast sie nicht zuhause vergessen oder? Niall, wie soll sich das ausgehen? Ich meine, es ist dein Urlaub, aber spinnst du!?“

Jetzt konnte ich ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. „Kein Stress, Dad, ich hab sie!“, lachte ich und zog sie aus meiner Jackentasche. Dad warf mir tausend böse Blicke zu, während wir zum Check-In-Schalter gingen, aber ich konnte nicht anders als zu lachen. Nachdem ich eingecheckt hatte, verabschiedeten wir uns voneinander und ich ging in den Wartebereich, wo ich zwei Stunden totschlagen musste. Im Flugzeug saß ich am Fenster und neben mir irgendein Typen im Anzug, der total gestresst aussah, vermutlich, weil er sein Handy und seinen Laptop jetzt eine Stunde nicht verwenden konnte. Bevor er ein Gespräch über sein stressiges Leben beginnen konnte, lehnte ich mich gegen das Fenster und versuchte ein bisschen zu schlafen. Essen gab es während dem Kurzflug nicht und ich war bei der Landung bereits kurz davor, zu verhungern. Schnell, immer noch halb am Sterben, holte ich meinen Koffer und eilte nach draußen, wo hoffentlich bereits Mum auf mich warten würde. Ich sah mich eine Weile um, fand sie aber nirgendwo. Irgendwann sah ich sie und meinen Stiefvater Chris auf mich zukommen. „Tut mir leid, es war der totale Stau!“, entschuldigte sie sich, aber ich umarmte sie kurz und meinte: „Egal. Gibt’s zuhause was zu essen?“ Die beiden lachten und Mum meinte: „Du musst auch dauernd essen, hab ich Recht?“

„Absolut Recht sogar! Wo ist das Auto?“ Sie lachten erneut, aber dann lief ich ihnen bis zum Auto nach. Wir räumten den Koffer in den Kofferraum und machten uns dann im Schneckentempo – danke, Londoner Straßenverkehr! – auf den Weg in Mum und Chris‘ Wohnung. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich an und ich stürmte in die Wohnung, in der Hoffnung auf Nahrung. Ich schwöre euch, während der Autofahrt war ich schon fast ins weiße Licht gelaufen – die Chicken Burger und Waffeln haben mir schon zugewinkt! Aber in der Wohnung gab es auch nichts zu essen, zumindest nichts, was ich gefunden hätte. „Mum, Mum, Mum! Sag mir nicht, dass es hier nichts zu essen gibt!?“, rief ich verzweifelt und mein Magen knurrte zur Bestätigung.

„Es steht Lasagne im Ofen, du musst sie nur kurz aufwärmen!“, teilte mir Chris mit und ich stürmte auf den Ofen zu. Innerhalb weniger Minuten stand ein Monster-Stück Lasagne auf dem Tisch und ich schaufelte es hungrig in mich hinein. „Die ist echt gut!“, murmelte ich währenddessen.

Da mein Überleben nun gesichert war, konnte ich mich etwas mit Mum unterhalten. Allerdings bemühte ich mich, ihr unendlich viele Frage zu stellen, für die sie mindestens zehn Minuten für eine Antwort brauchte. Schließlich wusste ich nicht, was ich auf ihre Fragen antworten sollte.

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Jetzt ist Niall also bei seiner Mum in London! :D und verhungert mal wieder fast, ist ja irgendwie schon normal ;)
Danke für 8 Votes auf das letzte Kapitel und einen ersten Kommentar! Hat mich echt gefreut :)
Bis zum nächsten Mal, über weitere Votes und Kommentare freue ich mich natürlich ;)

xoxo JuLy <3

Was it only just a dream?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt