Chapter 27

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„Thor will was machen?"

„Danke, dass ist das, was ich sagen wollte." ich nickte Clint zu und Sam sprang von der Fensterbank.

„Naja, wir kennen Thor. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird er es definitiv durchsetzten." sprach Falcon „Aber wir sollten nicht vergessen, für welches Ausmaß Loki verantwortlich war."

„Du warst nicht dabei, Sam." mischte nun auch Bruce mit, welcher mittlerweile wieder bei Bewusstsein war und im Rollstuhl vor uns saß. „Du hast nicht mitbekommen, was er mit uns gemacht hat. Zu was er fähig ist. Wir haben zu fünft gegen ihn gewonnen. Also sollte er uns rein legen und das wird er mit Sicherheit, dann haben wir dieses eine Mal, keine Chance gegen ihn."

„Es ist schwer, eine richtige und angemessene Lösung zu finden. Aber wir befinden uns im Krieg. Jede Hilfe ist willkommen." Steve stand von seinem Bett auf und strich sich durch das blonde Haar.

„Hilfe, die uns auch wirklich helfen wird. Und nicht die Art von Hilfe, die uns am Ende töten wird. Auf so eine Hilfe kann ich gut verzichten." seufzte Clint und verschränkte die Arme „Aber das müsst ihr wissen. Ich folge euch, egal wohin oder mit wem."

„Bitte was?!" erschrocken sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. „Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Hast du schon vergessen, was er mit uns gemacht hat? Was er mit mir und dir gemacht hat?"

„Natürlich weiß ich das, Sina." seufzte mein Mann „Aber du darfst auch nicht vergessen, dass wir auf jede Hilfe angewiesen sind. Du weißt nicht, ob er sich geändert hat, oder ob er noch immer der gleiche Arsch ist. Ich glaube Thor, auch wenn ich meine Zweifel habe. Dann sterben wir halt und Thanos hat einen Kratzer mehr. Und? Wir können doch eh nicht mehr als verlieren."

„Deinen Optimismus hätte ich gerne." ich verdrehte die Augen und richtete sie anschließend auf Steve „Und? Was machen wir jetzt?"

„Wir geben ihm eine Chance." antwortete er.

„Was frage ich dich überhaupt?" genervt starrte ich kurz an die Decke. Bin ich nur noch von Vollpfosten umgeben? Sieht denn hier keiner die Gefahr, außer ich? Sie konnten doch nicht alle so blind sein. Sie konnten doch nicht ernsthaft glauben, dass Loki, der Gott der Lügen wohl gemerkt, sich ändern würde und auf die Seite der Guten gewandert sein soll. Das klang wie eine wirklich, wirklich schlechte Lüge eines Grundschülers, der seine Hausaufgaben vergessen hat zu machen, weil Pokemon spielen einfach ein Fluchtweg aus der realen Welt war. Und jeder wusste, wie scheiße diese Welt sein konnte.

Jetzt zum Beispiel war sie sehr beschissen. Sehr, sehr, sehr beschissen.

Der Rest der Avengers wollte Loki die Chance geben, sich uns anzuschließen und ich stand daneben, wie der Grundschüler neben seiner Welt stand.

Es konnte doch nicht wahr sein, dass sie alle so dämlich waren und den Mann in die Sache reinziehen wollten, der für eine andere, schlimme Sache verantwortlich war.

„Ich würde es vielleicht nicht so sonderlich finden, wenn wir Frank Castle gefragt hätten, aber Loki?!"

„Sina, bitte." unterbrach mich Bucky. „Es muss sein. Loki kann uns helfen, wenn...-"

„Wenn er sich geändert hat, ich weiß. Aber wer gibt uns die Sicherheit?" beendete ich seinen Satz.

„Niemand. Was haben wir schon zu verlieren?" fragte er.

„Meine Tochter. Ich habe meine Tochter zu verlieren. Und sie hat ihre Eltern zu verlieren. Eine ganze Zukunft. Wir müssen-"

„Liebling." unterbrach Clint mich „Diese Welt wird nicht mehr existieren, wenn wir gegen Thanos kämpfen. Es wird danach nichts mehr übrig bleiben. Dieser Planet ist Asche und wir werden es ebenfalls sein. Becca ist in Sicherheit, dort wo sie ist. Sie wird eine Zukunft haben. Aber ohne uns. Bitte. Wach endlich auf..."

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie dicke Tränen über meine Wangen rollten und meine Lippen zitterten. Erst als Clint mich in seine starken Arme zog, realisierte ich alles.

Ich realisierte, dass ich meine Tochter vor Wochen, Monaten zu Letzt gesehen hatte. Ich realisierte, dass ich sie nie wieder sehen würde. Niemals ihren ersten Freund, niemals ihre Kinder, dass mir nichts von ihr bleiben würde, nur die Erinnerungen. Und ich wusste nicht, ob ich diese noch haben würde, wenn ich nicht mehr wäre. Alles war so falsch. Alles so komisch. Es fühlte sich nicht richtig an, ihr nicht zusehen zu können, wie sie groß wird. Wie sie in unsere Fußstapfen treten würde. Wie sie eine Heldin werden würde.

Meine Tochter war nur noch eine verkörperte Erinnerung. Und ich hoffte, dass sie uns niemals vergessen würde.

„Schatz?" Cint's Stimme durchbrach meine Gedanken und schluchzend hob ich meinen Kopf. Sein Lächeln küsste mir buchstäblich die Tränen von der Wange.

„Mh?" fragte ich und sah mich um. Alle hatten den Raum verlassen. Sogar Steve hatte sich aus dem Raum gequält.

„Ich weiß, dass es schrecklich ist. Ich vermisse sie auch. Aber dort wo unser Mädchen jetzt ist, ist sie sicher." er strich mir lose Strähnen hinter mein Ohr und ich nickte schniefend.

„Ich weiß." krächzend legte ich meinen Kopf zurück auf seine Brust und presste meine Augen aufeinander. Dieses Leben gleichte einem Traum. Einem schlechten, grauenvollen Albtraum, aus dem es kein Erwachen mehr gab.

„Wir werden sie wieder sehen. Wir werden ihr von oben zu sehen, wie sie groß wird. Wie sie erwachsen wird, heiratet, Kinder bekommt. Und so sehr mich dieser Gedanke verletzt, so erfreut er mich." er küsste meinen Kopf und schlang die Arme um mich „Und weißt du warum?"

„Warum?" hauchte ich leise und klammerte mich an seine Schultern.

„Weil sie überlebt, woran wir Schuld sind. Sie überlebt uns. Sie überlebt die Katastrophe. Und mit uns wird auch Thanos sterben. Es werden noch viele weitere Gefahren kommen, aber sie wird sie immer wieder überleben. Denn sie hatte die beste Mutter der Welt. Du hast ihr beigebracht, wozu die Zeit dich gelassen hat. Und ich bin so verdammt stolz auf dich, auf unsere Tochter. Auf was, was wir beide geschafft haben. Und wenn wir sterben, dann sterben wir zusammen. Nebeneinander. Ich lass dich nicht gehen, so lange ich dich am Leben erhalten kann."

Dieser Mann tat so viel für mich, wobei ich ihm so dreckig ins Gesicht lügte.

Ich war vielleicht eine gute Mutter, was Becca betraf, aber ich war kein guter Mensch. Ganz und gar nicht.

Ordinary Girl [Hawkeye ff] Buch 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt