Ich wusste nicht, wann ich hier her gekommen war. Ich wusste auch nicht, wie ich dieses Zimmer betreten hatte. Ich wusste nur, das Pietro dort auf dem bett lag und um sein Leben kämpfte.
Nachdem Pietro auf den Boden fiel, verging alles an mir so schleierhaft und unklar vorbei. ich wusste noch, dass Quill dazu kam, dass Gamora mich in den Jet gebracht hatte, wie auch immer ich dort hin kam. Auf der rechten Liege lag mein Mann, auf der Linken Pietro.
Dann waren da Wanda's Tränen. Sie waren einfach überall.
Ich saß vor seinem Bett, hier im Krankenhaus und hoffte, dass er wieder zu sich kommt. Sie haben ihn operiert, es ist auch alles gut gegangen, aber seine Organe versagen nach und nach. Mir war klar, dass er nicht mehr lange zu leben hatte.
So böse das auch klingen mag und so sehr ich hoffte, dass er wieder vollkommen gesund werden würde, wusste ich, dass das nicht der Realität entsprach, in welcher ich mich befunden hatte.
Vorsichtig strich ich über seine Hand, zitterte dabei und schluckte. Pietro war so kalt gewesen...
Der sonst so warme Russe war so eiskalt, wie andere es vom Charakter waren.
"Pietro.." hauchte ich leise und schluckte meine Tränen runter "Bitte. wach auf..." leise bettelnd fuhr ich mit seiner Hand über meine Wange und wünschte mir dass er dadurch wach werden würde, aber das tat er nicht. Pietro blieb kalt. Und bewusstlos.
Wanda hatte es nicht geschafft, in seinem Zimmer zu bleiben. Was ich auch, dummer weiße, sehr gut fand. So konnte ich viel mehr zeit mit ihm verbringen. Auch wenn es vielleicht seine letzten gewesen waren, ich war bei ihm. Er wäre auch bei mir geblieben.
"Piet..." versuchte ich es noch einmal, leiser, bettelnder, flehender...doch er bewegte sich einfach nicht. Nichts tat sich. "Pietro, verdammt...du kannst mich doch nicht einfach so alleine lassen. Es tut mir so Leid, ich hätte eingreifen müssen. Ich hätte nicht nur zu sehen müssen. Aber die Gefahr, dich zu verletzen, sie...sie war einfach zu hoch..."
Ich erschrak, denn plötzlich öffnete er die Auge und sah mich an.
Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an, dann fiel ich ihm um den Hals und weinte.
Ich weinte, als hätte ich Jahre nicht geweint. Als hätte ich ihn Jahrzehnte nicht gesehen, als wäre er bereits gestorben...
"Du lebst..." schluchzte ich "Du lebst noch..."
"Wie....sieht es um mich aus?" fragte er und musste direkt danach husten.
Ich wischte die Tränen von meinen Wangen, sah ihn an und lächelte.
"Willst du das wirklich wissen? Du bist wach und-"
"Sina, bitte...wir...wir wissen beide, dass ich das...nicht überlebe...." plötzlich verschwand mein Lächeln. Musste er das sagen? Musste er mich in die bittere Realität zurück werfen?
"Deine...deine Organe versagen...deine Lunge arbeitet nur noch mit zusätzlich Sauerstoff. Dein Herz schlägt immer langsamer und deine Galle funktioniert nicht mehr. Du vergiftest....dich selbst..."
"Und was ist...das Schlimmste?" wollte er wissen und nahm meine Hand fest in seine.
"Dein...Du...es.." ich fand einfach nicht die passenden Worte "Der Arzt sagt, wenn du wach wirst, wirst du deinen Tod spüren." wieder sammelten sich Tränen in meinen trüben Augen "Und...dein Herz...würdest du schlafen, dann...es...es hört einfach auf zu...schlagen.."
Blass starrte ich auf meine Hände, auf seine Hand die meine ganz fest hielt und dabei zitterte.
Noch immer war er kalt...er würde auch nicht mehr warm werden. Niemals wieder.
"Sina.." Pietro riss mich aus den Gedanken und traurig hob ich den Kopf. "Ich...will meine letzten..Stunden mit dir verbringen, meine Süße..." etwas schwer lächelte er, was meine Augen noch mehr zum Tränen brachten. "Schließ ab...und leg dich zu mir. Ich will...deine Nähe spüren."
Ohne weitere Worte stand ich auf und lief zur Tür, schloss sie ab und legte mich vorsichtig neben Pietro. Ohne dass ich etwas sagen konnte, musste oder wollte, drehte er sich etwas auf die Seite und legte seinen Kopf auf meine Brust.
"Wenn ich...meinen Herzschlag nicht ausmachen kann, dann...will ich deinen hören, bis ich...einschlafe.."
"Wir werden bestimmt einen Weg finden, dich-"
"Sina. Sieh der Wahrheit ins Auge. Ich...überlebe das nicht. Lass uns über das reden, was wir...erlebt haben..."
"Okay..." hauchte ich leise und biss mir auf die Unterlippe, während Pietro durch meine Haare strich und meine Wange küsste.
"Was glaubst du, wäre eigentlich passiert, wenn wir uns ohne SHIELD kennen gelernt hätten?" fragte er in einem Zug und lächelte mir entgegen. "Wir ganz normal wären, ohne Kräfte, ohne diese Vergangenheit?"
Ich wusste nicht so Recht, ob es gut war, wenn Pietro seine ganze restliche Kraft für sinnlose Gespräche opfern würde. Doch dann fiel mir wieder ein, dass es kein zurück gab. Er würde sterben. Ganz gleich, ob wir miteinander sprachen oder nicht.
"Sina?" seine Stimme riss mich zurück in die unschöne Realität. Ich sah ihn an und lächelte kurz.
"Wie meinst du das, Pietro?"
"Was wäre passiert, wenn wir uns kennen gelernt hätten und wir nicht bei SHIELD wären? Hättest du...dich in mich verliebt?"
"Ich liebe dich auch jetzt. Aber ja. Ich hätte mich in dich verliebt. Spätestens dann, wenn ich in deine Augen gesehen hätte."
Pietro rückte näher an mich heran, blieb dennoch vorsichtig und legte eine Hand ein meinen Rücken.
"Ich hätte mich auch in dich verliebt, Sina. Unter tausenden wärst du mir aufgefallen. So jemanden wie dich kann man einfach nicht übersehen"
"Sicher?" fragte ich und legte meine Stirn gegen seine.
Noch immer konnte ich nicht glauben, dass es das letzte Mal sein würde, dass er mich so berühren würde. Dass er mich je wieder berühren würde.
Erneut kamen mir die Tränen. Wir waren Thanos im Moment so fern, obwohl er so nah war. Pietro und ich waren in unserer eigenen Welt. In einer Welt ohne SHIELD, einer Welt ohne Clint, Steve und die restlichen Avengers. Wir waren einfach zwei Menschen, verliebt in den jeweils anderen.
Viel zu schön um wahr zu sein.
"Warum weinst du?" der schöne Russe strich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah betrübt in meine Augen "Ich will nicht, dass du weinst. Du bist so ein schöner Mensch, Sina. Du verdienst das nicht."
"Ich weiß." sprach ich nur "Ich weiß, Piet..."
"Glaubst du, wir hätten Finn trotzdem gehabt?" lenkte er ab und sah mir wieder in die Augen.
"Definitiv. Und Becca. Nur wärst du ihr Vater geworden." lächelte ich, um meine Trauer zu umspielen.
"Und ein großes Haus, irgendwo weit weg von der Stadt. Am besten in einem kleinen Dorf."
"Mit großer Wiese, damit unsere Kinder jeden Tag spielen können." ergänzte ich und brachte ihn dadurch zum Grinsen.
"Genau. Und wir hätten einen Hund. Und vielleicht noch ein drittes Kind. Jeden Winter würden wir mit einem Kamin heizen und ich würde unserem Sohn beibringen, wie man sich als Mann um seine Familie kümmert."
Kurz lachte ich. Das war alles viel zu schön um wahr zu sein. Viel zu schön...
"Ich hätte Becca gezeigt, wie wichtig es ist, eine Familie zusammen zu halten. Und dass sie sich immer für ihr Herz entscheiden muss. Alles andere ist falsch."
"Was sagt dein Herz jetzt?" fragte er und sah kurz auf meine Lippen.
"Es sagt, dass wir im nächsten Leben genau das haben werden, wovon wir träumen.."
"Also dich?" langsam strich er durch mein Haar und hustete. Ich biss auf meine Unterlippe und nickte langsam.
"Uns..."
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Ordinary Girl [Hawkeye ff] Buch 4
FanfictionIn diesem Buch wird die Geschichte der 19 jährigen Sina Flynn erzählt, die kurz nach ihrem Geburtstag von der Army zu S.H.I.E.L.D versetzt wird. Dort lernt sie kennen, wer sie wirklich ist und geht zusammen mit den Avengers durch Höhen und Tiefen, s...