Chapter 38

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Mein Erwachen war nicht ganz so sanft, wie ich es mir erhofft hatte.Oder wie es bei mir üblich war.

Mit schmerzenden Rippen lag ich auf einem sterilen Bett, irgendwo im Palast. Irgendwo in einem Krankenabteil.

Ich hoffte, irgendwo Clint entdecken zu können, doch er war nicht da. Nicht einmal ansatzweise. Stattdessen saß Rocket auf meinem Bett und sah mich an.

„Du bist wach. Das ist schön." lächelte er kurz und ich blinzelte.

„Was ist passiert?" fragte ich heiser.

„Du bist einfach so weg gekippt. Der Typ, der so schnell rennen kann, hat dich her gebracht."

„Pietro?!" fragte ich verwundert.

„Ja, ich glaub so hieß der Kleine. Und dieser Blonde Gott war hier, er wollte später noch einmal kommen."

„Thor? Was wollte er denn?" verwirrt sah ich ihn an und Rocket ließ die Beine von der Matratze baumeln. Den Rucksack fest an sich gepresst.

„Weiß ich nicht. Ich denke, dass wird er dir später sagen."

„Sina." wir hoben die Köpfe und sahen auf Pietro, der zwischen Tür und Angel stand „Du bist wach. Sehr gut."

„Was gibt es denn?" fragte ich und setzte mich etwas auf.

„Steve, dein Mann und Lang sind auf eine Art Mission verschwunden. Sie hatten Thor geschickt, aber du hast noch geschlafen." sagte er.

„Mission? Welche Mission?"

„Sie hätten jemand, der den Leichnam von Cull untersuchen könnte. Und vielleicht wichtige Informationen liefern könnte, im Bezug auf Thanos. Sofern er das Hirn des Brocken flicken und anschließen kann."

„Klingt...ekelhaft." ich seufzte „Aber warum hat sich Clint nicht verabschiedet?"

Es traf mich schon ein wenig, als ich hörte, dass Clint mit Steve und Scott auf eine Mission waren und Clint sich nicht von mir verabschiedet hatte. Ganz gleich, ob ich bei Bewusstsein war oder nicht.

„Hat er. Er hat dir einen Brief geschrieben." er warf mir einen Umschlag aufs Bett „Ich wollte ihn dir erst nicht geben, aber ich bin kein Arsch."

„Danke..." schluckte ich, doch sah Pietro nicht an.

Manchmal konnte Clint echt ein Idiot sein. Ich dachte, zwischen uns wäre alles wieder gut? So konnte man sich irren.

Ich hoffte dennoch, dass ich mich nicht irrte und es einfach wichtig war. Ich mein, das Leben aller Leute stand auf dem Spiel und wir sind Superhelden. Wir haben Verpflichtungen. Schwere und große Verpflichtungen.

Verpflichtungen, die wir nicht hinter unsere Familien stellen können.

„Ich geh mal nach den anderen schauen. Sie hat das auch ziemlich mit genommen." sagte Rocket, sprang vom Bett und lief nach draußen. Den Rucksack fest an seinen Körper gepresst. Piet sah ihm hinter her, während ich nur weiter an die Wand starrte.

Dieses sinnlose Sterben hörte einfach nicht auf. Egal wie viel wir taten, egal wie viel wir in Bewegung setzten. Es brachte alles einfach nichts. Nach und nach würden wir alle sterben. Ohne, dass jemand von uns etwas dagegen unternehmen konnte. So spielte nunmal das Leben.

Und ein Kampf gegen den Tod ging meist nie gut aus.

„Weinst du?" fragte er, ich schüttelte den Kopf „Das musst du nicht. Er wollte sich wirklich verabschieden, aber der König hat ihn nicht rein gelassen." sprach Pietro weiter und es beruhigte mich wirklich, dass er doch versucht hatte, sich zu verabschieden. Dennoch zerriss es mir das Herz. Ich wusste nicht, wie lange er bleiben würde oder wann er wieder zurück kommen würde. Oder ob er das überhaupt tat, so wie sich momentan alles abspielte, da draußen.

„Sina, bitte." ich verstand Pietro genauso wenig. Warum nahm er Clint so in Schutz? Sah er, wie ich litt? Dumme Frage, natürlich tat er das. Dennoch rechnete ich es ihm hoch an, dass er mir genau das sagte, was mich jetzt am meisten beruhigen konnte. „Ich hasse es, wenn du weinst."

„Ich weiß nicht, ob ich ihn noch einmal sehen werde..." schluchzte ich. Pietro schloss die Tür ab und setzte sich zu mir.

„DU wirst ihn wieder sehen." er strich mir über die Wange und sah auf meine blasse Haut „Auch wenn ich hoffe, dass er nie wieder zurück kehrt." sprach er leise und ich drehte den Kopf zu ihm „Dort wo sie sind, kommt kein Thanos hin. Dort ist nicht einmal Gedankenkontrolle möglich. Also mach dir keine Gedanken, schöne Frau." lächelnd nahm er die Hand runter und sah in meine Augen.

Wieder einmal faszinierte mich der Mann.

Es zerbrach ihn, mich mit Clint zu sehen, dennoch tat er alles daran, dass ich bei ihm bleiben konnte.

Das nennt man wohl heut zu Tage, wahre Liebe.

Dennoch reichte es von meiner Seite aus nicht, dass ich Clint verlassen würde. Wir hatten eine Tochter. Und auch wenn sie uns nie wieder sehen würde, wir waren ihre Eltern. Und ich wollte, dass sie uns so in Erinnerung hat, wie wir waren.

„Sie fehlt dir, oder?" fragte er und ich nickte. Dieser Mann kannte mich einfach.

„Sie fehlt mir so unglaublich arg. Ich kann das gar nicht in Worten beschreiben. Ich vermisse es, mit ihr zu reden, ihre Geschichten zu hören. Ihre schönen Augen und ihr zartes Wesen." eine Träne entwich meinem Auge und ich schluchzte laut „Sie ist doch noch so jung. Sie braucht ihre Eltern."

„Dort wo wir bald sind, wird sie euch wieder haben." Pietro legte die Arme um mich und zog mich an sich.

Wie Recht er doch hatte.

Dort wo wir bald sein würden, hätte sie wieder jeden um sich herum.

So fern es so etwas wie ein Leben nach dem Tod gibt.

Ganz gleich ob jetzt oder später, ich musste sie wieder sehen. Und wenn sie es hier raus schaffen würde, dann würde ich ihr von oben zu sehen und sie beschützen. Kein Schutzengel wäre besser für sie geeignet.

„Ich weiß jetzt, wie du dich fühlst." hauchte ich leise und schluckte. Doch der Russe strich mir nur weiter über den Rücken, als hätte ich nichts gesagt „Es ist schrecklich, dass Kind zu verlieren, was sein eigen Fleisch und Blut ist. Und glaub mir, hätte ich es ändern können, ich hätte es getan."

„Ich weiß." flüsterte er leise und schloss die Augen „Ich weiß, Sina."

„Es tut mir so, so unglaublich Leid, Pietro.." schluchzte ich wieder und krallte mich an ihn.

„Hör auf, du weißt, dass ich das nicht mag. Du kannst nichts dazu. Du wolltest deinen Mann nicht verlieren. Und ich könnte es sowieso nicht ertragen, mein Kind kennen zu lernen und dann zu wissen, dass es stirbt."

Er war so ein schlechter Lügner...

Ordinary Girl [Hawkeye ff] Buch 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt