Chapter 36

4.1K 266 14
                                    

"Hier deine Geige", ich lächelte Aiden an und nahm meinen Koffer entgegen.
Ich packte sie aus und nahm sie in meine Hände. Ich drehte sie einmal um und war beruhigt, als ich eine weiße Oberfläche erkannte. Ohne irgendetwas rotes.

"Fühlt sich gut an", lächelte ich und er sah bedrückt zu mir hin.

"Geht es dir wirklich gut?", ich sah zu Aiden und lachte.

"Natürlich!", grinste ich.

"Lass uns nach draußen, Aiden", lächelte ich und er nickte. Er nahm mir meine Sachen vom Schoss und ich deckte mich auf und stand auf. Schnell zog ich meine Schuhe an, die meine Mutter mir hier gelassen hatte. Ebenso zog ich mir noch eine lange Jacke an und ging dann gemeinsam mit Aiden aus dem Zimmer. Es freute mich, so mit Aiden spazieren gehen zu können. Als wir in den Flur kamen, roch es viel intensiver nach Desinfektionsmittel.
Es war schon spät nachmittags, weshalb nichtmehr soviele im Flur waren. Um erlich zusein, waren Aiden und ich die einzigen. Ich summte gerade ein Lied vor mich hin, dass Aiden und ich gespielt hatten und tänzelte ein wenig dazu, als ich plötzlich ohne Vorwarnung hinfiel.

"Kira!", rief Aiden aufgeregt, doch ich starrte einfach auf meine Beine. Hey... Hey... w-was ist... Was ist gerade passiert? W-was? Warum steh ich den nicht?

"Kira?", Aiden tauchte neben mir auf und ich sah einfach weiterhin geschockt auf meine Beine. Hey hey was passiert hier gerade? Ich versuchte aufzustehen, doch meine Beine bewegten sich einfach nicht. Hey...
Sprachlos schaute ich runter zu meinen Beinen. Warum bewegt ihr euch nicht? Langsam wurde alles wieder verschwommen und alles fokussierte sich nicht. Immer war es im Wechsel verschwommen und dann scharf.

"Kira?", unkontrolliert liefen mir Tränen aus den Augen. Ich- ich...

"Was ist los?", als ich immernoch nicht reagierte, sprintete er irgendwohin, vermutend mein Zimmer um den Knopf zu drücken, dass Krankenschwestern kommen sollten.
Doch ich starrte nur auf meine Beine. Warum bewegt ihr euch nicht! Warum!
Immer weiter liefen die Tränen und ich schlug mir auf die Beine.
Geht! Steht auf! Los jetzt! Steht auf verdammt nochmal!
Doch es tat sich nichts. Ich wusste wie man ging, doch meine Beine wollten es einfach nicht.
Aiden kam wieder zu mir und versuchte mich aufzuhalten, meine Beine weiter mit meinen Fäusten zu schlagen.

"Warum steht ihr nicht auf!", schrie ich und verzweifelte an mir selber. Ich wusste doch wie man ging! Ich wusste wie man die Beine steuerte!
Aiden redete auf mich ein, was ich aber garnicht mitbekam. Erst als Schwestern und ein Arzt kamen, um mich auf einen Rollstuhl zu tragen, bekam ich wieder irgendwas mit.
Der Arzt machte in meinem Zimmer, noch diese Tests, wo er mit einem kleinen Hammer auf meine Kniee leicht schlug. Doch meine Beine rührten sich nicht. Ich spürte nicht einmal den Schlag von dem Doktor. Als er dann alles gemacht hatte, verließ er das Zimmer und ließ Aiden wieder rein. Ich saß immernoch auf dem Bett und starrte einfach auf meine Beine.

"Kira?", er stand noch bei der Tür, somit war nur mein Rücken zu sehen. Ich schaute ihn nicht an. Ich konnte nichtmehr laufen. Ohne es zu merken, stützte ich mich vom Bett ab, um neben diesen stehen zu können. Ich hielt fest meine Decke, in der Hoffnung, dass diese mir irgendwie Halt gab. Aiden reagierte schnell, denn als meine Beine den Boden berührten, knickten sie sofort ein und die Decke fiel mit mir nach unten. Doch als ich dachte ich treffe mit dem Boden zusammen, fing mich noch Aiden auf und über uns fiel die Decke, wie eine kleine Höhle.

"Alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

"Alles in Ordn-", ich stoppte und mir kamen die Tränen. Ich kann das nichtmehr. Ich kann nichtmehr gehen! Ich kann verdammt nochmal nichtmehr gehen!

"Wie soll es mir gut gehen!", schluchzte ich und legte meine Stirn auf seine Brust.

"Mir geht es beschissen, Aiden!", schrie ich und hielt mich an seinem Oberteil fest.

"Ich kann nicht mehr gehen und werde bald sterben! Wie kann es mir gut gehen!", schrie ich ihn an, auch wenn ich wusste, dass er nicht Schuld ist. Du bist nur an einer Sache Schuld, Aiden...

Du bist daran Schuld, dass ich nicht einfach so sterben will.
Du bist der Grund, warum ich weiterleben will.
Du bist der Grund, warum ich nichtmehr akzeptiere einfach so zu gehen.

Weil ich dich liebe...

Lie to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt