Beide sahen wir uns an.
Schweigend.
Kein Geräusch der Stimme halte in diesem Zimmer.
Keiner sagte etwas.
Man hörte nur wie meine Geräte ihre piependen Töne von sich gaben.
Er sah schlimm aus. Noch tiefere Augenringe, als Aiden. Blasse Haut, als würde er seit Tagen nicht raus gehen. Als würde er seit Tagen nichts essen oder trinken. Leicht ungepflegt.
Ich nahm den Mut zusammen. Atmete kurz ein und aus.
Ich wollte gerade mich entschuldigen, als Sam mich unterbrach."Bitte entschuldige dich nicht... Das könnte ich nicht verkraften", er sah zu Boden.
Leicht wie am Anfang, als wir uns anschwiegen, saßen wir uns gegenüber."Sam-", fing ich wieder an, doch er nahm sein Kopf in die Hände.
"Tut mir leid", murmelte er.
Und ich nickte. Alle haben sich entschuldigt. Sie hatten am Anfang nicht so reagiert, wie sie wollten. Kamen nicht auf die Wahrheit klar. Wollten sie verdrängen. Doch jetzt wo alle es verstehen, bereuen sie es. Es ist als ob sich jeder so von mir verabschieden möchte."Ich hab all die schlimmen Dinge gesagt", er rieb sich seinen Kopf. Vielleicht konnte er deshalb kaum schlafen.
"Ich hab soviele falsche Sachen gesagt!", lass es raus Sam. Fühl dich besser. Bitte. Ich möchte dich nicht so verlassen.
"Ich hab dir die Schuld gegeben"
"Ich hab dir all diese Sachen unterstellt"Es freute mich, dass wir anfingen uns wieder zu vertragen. Anders könnte ich die Welt auch nicht verlassen.
Sam redete immer weiter, als ob er sich selbst ruhig anschreien würde."Sam!", geschockt sah er hoch zu mir, weil ich ihn anscheinend so erschreckt hatte.
"Alles gut", lächelte ich.
"Ich kann dir sowieso nicht lange böse sein, weißt du doch", lachte ich leise und seine Lippe fing an zu zittern.
"Ja, dass weiß ich", versuchte er stark zu sagen, doch er scheiterte und weinte auch wie alle anderen. Wie alle hatte er das Leere in sich und vorallem die Angst.
"Ich hatte immer die Hoffnung, dass du es mir an einem Tag sagst", murmelte er und weitere Tränen fielen auf den Boden.
"Warum", murmelte er und sah weiterhin auf den Boden.
"Warum Kira?", er sah hoch und man sah an seinem Gesichtsausdruck, wie verzweifelt er war. Er wollte die Antwort nochmal hören? Ich hatte es ihm doch schon gesagt. Entschlossen schluckte ich kurz bevor ich ihm fest in die Augen sah.
"Weil ich versucht habe, die Zeit mit euch noch zu genießen"
"Weil ich euch schützen wollte"
"Weil..-", ich zögerte kurz.
"Weil ich mir selbst die Lüge einreden wollte""Die Lüge, dass es mir gut geht", nickend sah mich Sam an, stand dann auf und umrundete mein Bett. Plötzlich zog er mich in eine Umarumung.
"Tut mir leid, dass ich so spät komme"
"Ich wollte das schon machen, seitdem du ins Krankenhaus gekommen bist", ich lächelte leicht in seinen Armen und vergrub mein Gesicht in seine Schulter."Vor mir brauchst du nicht stark zutun, Kira", flüsterte er und nickte in seinen Armen.
"Wir haben alle Angst", murmelte er weiter und meine Finger verkrampften sich.
"Vielleicht haben zu dir, dass ganze viele gesagt, aber...", ich horchte auf.
"Es ist okay", geschockt riss ich die Augen auf.
"Wenn du Schmerzen hast, ist es okay", ich spürte richtig, wie meine Pupillen immer kleiner wurden.
"Wir möchten nicht, dass du wegen uns leidest", er wusste es.
"Wir möchten nicht, dass du wegen uns diese Schmerzen erleidest", verzweifelt traten Tränen aus meinen Augen.
"Wir möchten nicht, dass du dich quälst, okay?", ich nickte in seine Schulter.
Er wusste es. Sie alle wussten es.
Ich blieb doch nur wegen ihnen weiterhin am leben. Würden meine Freunde und Familie nicht hier sein, hätte ich doch schon längst aufgegeben. Sie wussten, dass ich nur wegen einer Sache hier bleibe."Es ist okay", ich nickte weiter und fing an zu schluchzen. Ich glaube ich brauchte das. Es hört sich komisch an, aber es tat gut sowas zu hören. Das ich loslassen kann. Das ich loslassen kann, wenn es nichtmehr geht. Ich nickte einfach weiter, auch wenn er nichtsmehr sagte. Ich krallte mich an sein Oberteil. Danke... Danke Sam..
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Lie to me
Teen FictionLie to me. Lüg mich an. Kira lebt mit einer Lüge. Jeden einzelnen Tag. Sie schützt damit ein bisschen ihr Umfeld, doch vorallem schützt sie sich damit selbst. Es ist keine Lüge wie, dass man immer seine Hausaufgaben vergessen hat. Es ist eine Lüge...