Lie to me

Chapter 48

Lieber Bruder,

man könnte sagen, dass ich die stolzeste kleine Schwester bin. Ich bin sooo stolz auf dich, dass ich das garnicht in Worte fassen kann. Es tut mir leid, dass ich dich wie alle anderen angelogen habe. Tut mir leid, dass ich es verheimlicht habe. Tut mir leid, dass ich dir nie was gesagt habe.
Tut mir leid, dass ich nach dir eine Vase geschmissen habe.
Ich weiß doch, dass du dich nur um mich gesorgt hattest. Das weiß ich!
Ich bin dir so unglaublich dankbar, dass du meinen Auftritt aufgenommen hast. So konnte ich nun immer an den Moment zurückdenken und blicken.
Du sahst so glücklich aus. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass du auch auf mich stolz warst. Stolz, dass deine kleine Schwester auf der Bühne stand. Ich fand dich so süß mit Amanda. Ich finde Euch immernoch so süß.
Ich bin froh so einen Bruder zu haben!
Ich weiß noch, dass du mich soviele Male beschützt hast. Immer hattest du mir geholfen.
Wenn ich mal bei Hausaufgaben nicht weiterkam. Wenn mich jemand geärgert hat.
Der beste Bruder.
Es tut mir leid, dass du wegen mir leiden musstest. Soviele mussten dies und dafür muss ich mich entschuldigen. Aber ich will mich nicht nur entschuldigen für soviele Sachen. Wie ich dich immer wecken musste. Wie ich soviel Sorge verbreitet habe. Wie du dich so oft um mich gesorgt hast. Tut mir leid, dass du dich immer um mich kümmern musstest. Dennoch. Ich möchte danke sagen. Danke für die schöne Zeit. Danke, dass du verdammt immer bei mir warst. Danke, dass ich dich wecken durfte. Danke, dass wir uns gegenseitig immer aus Spaß angezickt haben. Danke, dass du immer für mich gekocht hast. Danke, dass ich mit dir lachen konnte. Danke, dass du mich soviele Male zum Lachen gebracht hast. Danke für jede einzelne Minute. Danke, dass du mir bei meiner Musik zugehört hast.

Danke, dass du mein Bruder bist!
Ich hätte mir keinen anderen gewünscht.

Ich weiß, wie als ob es erst gestern gewesen ist. Dein Wunsch. Dein Wunsch war es immer ein weltberühmter Filmregisseur zu werden. Weißt du noch?
Du hattest zum Geburtstag eine Kamera bekommen. Du wolltest, dass die erste Aufnahme von mir war. Es war draußen und ich sollte einfach wie immer im Garten spielen.
Ich hatte mir die Aufnahme immer so gerne angeschaut. Filmregisseur...
Sam Baskerville.
Der beste Filmregisseur der Welt.
Klingt das zu übertrieben? Du würdest warscheinlich nur die Augen verdrehen, aber gleich danach wieder lächeln.
Du warst immer in den Film- AGs. Doch eines Tages hast du einfach aufgegeben...
War das vielleicht der Tag als du mein Geheimnis herausgefunden hattest? Du hattest deine Kameras in einen Karton gepackt und nie wieder angeschaut.
Ich weiß genau wie gerne du gefilmt hast! Ich weiß es einfach! Also sei jetzt mutig und nimm sie wieder in die Hand. Nimm deine Kamera in die Hand und mache wunderschöne Aufnahmen. Aufnahmen mit denen du die Menschen erreichen kannst, ja?
Nimm deine Träume in die Hand. Nimm sie und halt sie fest in der Hand, okay?
Wenn einer mal versucht zu entwischen, nimm die andere Hand zur Hilfe.
Wirf wegen mir nicht alles weg.
Und irgendwann... erzählst du mir, wie toll deine Filme sich verkaufen!
Und wie weltberühmt deine Filme geworden sind, okay?
Ich weiß genau wie du an deiner Kamera hängst! Schließlich bin ich deine Schwester!
Aber... hey-

Leb auch du dein Leben. Bitte...
Machst du das?...
Ich hab dich lieb.
Vergiss das nicht, kapiert?!;D

Deine zuckersüße Schwester!

"Wie würden Sie auf diesen reagieren?", sagte er und sah hinauf.

"Ich vermisse dich doch auch, verdammt", jetzt kamen auch seine Tränen.
"Warum bist du so, Kira", schluchzte er und ich musste auch mir verkneifen zu weinen. Ich versuchte den Kloß im Hals runterzuschlucken, doch er war einfach da.

"Ich hab dich auch lieb, Kira... Aber so einfach du es auch gesagt hast in deinem Brief... Ohne dich, kann ich nicht das Leben genießen... Wie du mich geneckt hast. Wie du mich immer angegrinst hast. Wie du mich geweckt hast. Wie du immer irgendwie bei mir warst.
Und ja..", er sah fest mit tränenden Augen in die Menge.

"Ich bin so stolz auf dich, egal ob auf der Bühne oder nicht. Ich war es schon immer. Bewunderung könnte man es auch nennen. Stolz, dass ich so eine kleine Schwester wie dich hatte. Bewundert, weil du jeden Tag gelebt hast, als ob es dein letzter sein könnte. Mit dieser Angst... so ein Gefühl der Geborgenheit auszustrahlen, wenn man bei dir war... Ich bewundere dich gleichzeitig... und das Schlimme ist, ich konnte es dir nichtmehr direkt sagen... Tut mir leid...", er faltete seinen Brief zusammen und sah noch einmal in die Menge.

"Wir sind viele, die nun ein leeres Herz haben und trotzdessen möchte ich das die besten Freunde von meiner Schwester nochmal die Möglichkeit haben sich zu verabschieden", er sah zu uns rüber und lächelte ein zerbrechliches aber gleichzeitig ein aufmunterndes Lächeln zu uns.
Amanda und ich standen auf und lösten Sam ab. Amanda hatte schon Tränen in den Augen und faltete mit zittrigen Händen nun auch ihren Brief aus.

"Ich- ehm", stotterte sie und schluckte kurz.

"Zu Beginn möchte ich meinen Brief von Kira auch vorlesen!", fasste sie den Mut und sah fest auf den Zettel.