Lächelnd blätterte ich durch meine Zeitschrift. Es war nun eine Woche vergangen und da ich nun stärkere Schmerzmittel hatte, ging es mir eigentlich richtig gut. Ich war schon solange unter Drogen, dass ich kaum noch wusste, wo unten und oben war.
Immer besuchten mich welche und ich hatte schon vor ein paar Tagen, die Briefe geschrieben. In meinem jetzigen Zustand wäre es wohl kaum möglich gewesen. Ich zitterte wenn ich einen Stift in der Hand hatte. Ich konnte nichtmehr gehen. Ich konnte ohne Schmerzmittel nicht einschlafen. Ich kicherte und sah mir ein Bild genauer an. Ich hatte ein handeln, wie eine dreijährige.
Wielange geht das wohl noch gut?
Heute sollte mich Aiden und Sam wieder besuchen, diesesmal auch wieder mit Amanda. Ich lächelte bei diesem Gedanken. Sie waren gestern auch schon hier. Ich nickte und blätterte um.
Sie versuchten es zu verstecken, dass merkte ich sofort. Aber ich weiß, wie man drauf ist, wenn man etwas versucht zu verstecken. Ich hatte vielleicht schon das handeln, wie eine dreijährige, aber mein Verstand war zur Verwunderung noch sehr klar. Ich konnte jeden Gedanken von mir noch nachvollziehen. Wusste was ich mir gerade dachte und auch warum. Ich wusste auch, dass ich bald mein Limit erreicht hatte. Ich wusste, dass nurnoch die Schmerzmittel mich am Leben hielten. Unter den Schmerzen wäre ich warscheinlich schon eher gestorben. Ich sah während ich blätterte auf meine Hand. Knochig. Weiß. Ich ass doch regelmäßig? Oder tat ich das etwa nicht? Ich konnte doch fast nur Suppe essen, oder? Ich schüttelte den Kopf. Hatte ich vergessen, ob ich was gegessen habe? Ich hielt mir leicht mein Kopf. Welcher Tag war heute nochmal? Ich schüttelte den Kopf und schaute wieder auf meine Zeitschrift. Ich kann es leider spüren. Die Zeit ist bald für mich vorbei. Ich hoffe, dass die Menschen mich in guter Erinnerung halten werden. Ich lächelte leicht. Bleibe ich bei jemanden im Gedächtnis? Habe ich die Leute erreicht? Ich sah zu meiner Geige. Ich hoffte so. Ich konnte dich leider nichtmehr spielen, tut mir leid...Ich schaute auf die Uhr und nickte, sie müssten eigentlich gleich da sein. Lächelnd schnappte ich mir einen Stift und sah mir schonmal das Kästchen mit den vielen verschiedenen Buchstaben an. In den Zeitschriften gab es doch immer neben dem Soduko auch Felder, wo man Wörter einkreisen und suchen konnte. Ich hatte gerade ein Wort gefunden und umkringelt, als ich urplötzlich das Gefühl hatte Jemand schnürrte mir die Luft ab. Mein Brustkorb brannte und es war, als ob jemand darauf saß, der diesen erdrückte. Ich bekam Kopfschmerzen, was ich aber in der Verzweiflung nach Luft kaum merkte.
Schnell drückte ich den Knopf so gut, wie es mir noch gelang, neben meinem Bett. Ich versuchte irgendwie nach Luft zu schnappen, doch ich bekam einfach keine. Ich legte mich wieder schnell auf den Rücken und sah hoch zur weißen Krankenhausdecke. Ich hörte wie mein Herz schneller schlug und daraufhin sah ich zum Gerät. Bitte nicht. Ich riss meine Augen auf und hielt mir mein Krankenzimmerhemd an der Brust. Nach Luft schnappend versuchte ich alles um mich herum wahrzunehmen. Das letzte Mal? Werde ich das letzte Mal das Zimmer sehen können? Die Stadt? Die Wälder? Ich will nicht sterben! Ich hab Angst. Ich hab so Angst! Warum den jetzt? Ich will nicht! Ich brauch Hilfe... Bitte...Bitte... irgendwer...
Das eingekringelte Wort...
Das Wort in der Zeitschrift...Aiden Pov.
Ich freute mich heute wieder Kira zu sehen. Wir hatten in den letzten Tagen soviel geredet. Ich war so froh, dass sie mir noch gesagt hat, wie sie wirklich fühlte. Meine Gefühle... erwiderte sie. Ich lächelte innerlich. Man sollte wohl im jetzt und hier leben. Sie hatte nur an mich gedacht... dass sie mir nicht die Möglichkeit nahm, ein neues Leben nach ihrem Tod zu beginnen, aber... Ich seufzte. Kira Baskerville. Du bist mein Leben. Schon seit ich dich kennenlernen durfte. Ich sah die zwei Personen neben mir an.
Man sah, dass Sam kaum ein Auge zu tat, genauso wie Am. Alle drei erging es uns scheiße. Doch irgendwie hielten wir es gemeinsam aus. Wir sprachen nicht vom Tag, wenn 'es' passierte. Nein. Wir wollten jeden Tag mit ihr miterleben. Seid rund zwei Wochen war sie schon hier. Und Anfang dieser Woche sah man auch äußerlich was die Krankheit anrichtete. Sie war blass. War dünner geworden und ihre Haare wurden kaputter. Gerade als wir auf ihren Flur kamen, wo ihr Zimmer lag, stürmten drei Krankenschwestern und ein Arzt an uns vorbei. Sie schubste Sam mit der Schulter beiseite und hatten es eindeutig eilig.
Geschockt blieben wir stehen, als sie dort einbogen, wo auch Kiras Zimmer lag.
Wir sahen uns an und rannten dann ebenfalls zum Zimmer. Geschockt blieben wir alle drei davor stehen und sahen wie alle vor Kiras Bett standen.
Man sah wie ihre Beine verrückt spielten, als ob sie gegen jemanden kämpfte. Ebenfalls hielt sie ihr Bettgitter, was sie bekommen hatte, verkrampft fest. Man hörte nur, wie ihre Herzfrequenz unkontrolliert schneller wurde und das rascheln, der Bettdecke, da sie mit ihren Beinen rumzappelte. Wir alle drei blieben einfach nur geschockt dort stehen. Nichts tun könnend. Ich sah wie ein Stift an ihrer Hüfte herunterkullerte. Bis dieser letztendlich runterfiel. Ich hatte das Gefühl, dieser Ton, wie er auf den Boden aufprallte, war dreimal so laut, als das er es sein sollte.
Nach einiger Zeit in der die Personen versuchten irgendwas zu machen, sah man wie ihre verkrampfte Hand am Gitter, wie in Zeitlupe nach unten auf das Bett fiel. Langsam wurden ihre Beine ruhiger, bis diese am Ende komplett aufhörten sich zu bewegen. Meine Augen wurden sofort leer und das einzige was ich hörte war der monotone Ton, des Herzschlags, der nichtmehr vorhanden war.
Der Herzschlag, der einem zeigte, wie sie noch lebte. Wie sie atmete. Wie ihr Herz noch schlug. Doch jetzt wo dieser weg ist...
Jetzt wo dieser weg ist.
Weiß man, dass ein Menschenleben weg war. Ausgelöscht.Als ob man nie existiert hätte.
Es war Leben.
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Lie to me
Teen FictionLie to me. Lüg mich an. Kira lebt mit einer Lüge. Jeden einzelnen Tag. Sie schützt damit ein bisschen ihr Umfeld, doch vorallem schützt sie sich damit selbst. Es ist keine Lüge wie, dass man immer seine Hausaufgaben vergessen hat. Es ist eine Lüge...