Chapter 44

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"Hier", lächelte Kira's Mum und alle drei saßen wir bei ihr hier Zuhause. Sie hatte uns Pfannkuchen hingestellt und erwartete das wir welche essen. Doch keiner rührte sich. Keiner nahm ein Pfannkuchen.
Es waren inzwischen ein paar Tage vergangen. Wieviele waren es nochmal? Ich wusste es nicht. Ich wusste garnichts mehr.
Welcher Tag war heute? Wie war das Wetter?
Ich sah einfach nur gerade aus. Ich war wie eine Puppe, die man bewegen musste, damit sie sich irgendwie orientieren konnte.
Ich schielte leicht neben mir. Keiner rührte auch nur eines der Pfannkuchen an. Amanda saß auch nur da. Jede Sekunde die Warscheinlichkeit, dass sie wieder einen Nervenzusammenbruch erleidet. Sam. Sam saß nichtmal an diesem Tisch. Stattdessen war es der Vater, der langsam aber sicher wach wurde. Zögernd war er der erste der einen Pfannkuchen nahm. Leicht angewidert sah er das Ding vor sich an. Er hatte keinen Appetit, sowie jeder hier im Raum. Keiner hatte zu irgendwas noch Lust.
Die Einzige, die versuchte uns zu helfen war die Frau, die Ihr eigenes Kind verloren hatte.
Da sah man, wozu Frauen wirklich in der Lage sind. Doch... ich fragte mich, wielange sie das aufrecht halten konnte. Sie wird zerbrechen. Zerbrechen, wie wir.
Zerbrechen.
Das wird jeder, der Kira lange kannte und sie ins Herz geschlossen hatte. Ich hatte Angst weiter zu leben. Ich hatte Angst weiter in die Zukunft zu sehen.
Ohne Sie.
Gab es da überhaupt eine Zukunft?

"Egal was passiert. Du musst an deine Zukunft denken, okay?"

Geschockt riss ich meine Augen auf und ballte meine Hände zu Fäusten.
Verdammt! Da warst du noch bei mir! Du warst da verdammt nochmal bei mir!
Ich stand vom Tisch auf und ging ohne ein weiteres Wort. Gerade als ich die Schuhe anzog, hielt mich die Mutter von Kira auf.

"Hier", sie reichte mir einen Briefumschlag.

"Sie wollte, dass alle den Brief vor Ihrer Beerdigung bekommen", zuerst sah ich lange Zeit den Brief an, bevor ich dann in die selben braunen Augen starrte, wie Kira sie einst hatte.
Langsam nahm ich den Umschlag und sah dann zu ihr. Aufeinmal nahm sie mich in den Arm und streichelte mir über den Rücken.

"Ich weiß, wie du dich fühlst"
"Geh daran aber nicht kaputt, dass hätte sie nicht gewollt", ich erwiderte die Umarmung und nickte leicht in ihre Schulter.

"Danke", hauchte ich und sie ließ mich los, bevor ich auch durch die Tür verschwand.
Ich ging Nachhause und atmete die nachmittags Luft ein.
Als ich dann auch mein Zuhause erreichte, ging ich in mein Zimmer und legte mich auf mein Bett. Ich will nur noch schlafen, um alles zu vergessen.
Ich hielt den Umschlag hoch und setzte mich gleich danach wieder auf. Unbewusst fingen an meine Hände zu zittern. Sollte ich Ihn wirklich jetzt lesen?
Hielt ich das aus? Konnte ich das jetzt schon? Doch meine Neugier siegte und langsam machte ich den Brief auf. Er bestand aus mehreren Seiten und ich drehte ihn kurz. Die Rückseiten waren auch alle beschrieben. Ich schluckte kurz. Und fing bei der ersten Zeile an zu lesen.

Lieber Aiden.

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