Chapter 37

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"Die Krankheit von Ihrer Tochter schreitet schneller voran als gedacht. Die Medikamente können es auch nichtmehr zurückhalten", sagte der Arzt zu meinen Eltern, während er in eine seiner Akten sah. Ich lag derweil in meinem Bett und hielt verkrampft meine Bettdecke. Dieses Weiß, dieser Raum. Er kotzte mich an. Alles kotzte mich an.

"Was-Was werden Sie jetzt tun...", versuchte meine Mutter mit einer festen Stimme zu sagen, woran sie jedoch kläglich scheiterte.

"Es tut mir Leid", murmelte der Arzt und ich schloss meine Augen. Ich wusste was jetzt kommt. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus.

"-wir können nichtsmehr tun", geschockt sah der Arzt zu mir rüber, weil ich wortwörtlich mit ihm zusammen diesen Satz beendet habe. Ich hatte es satt.

"Mal so eine Frage", murmelte ich und er sah zu mir hin. Er lächelte um mir vielleicht irgendeinen Mut zu geben.

"Warum sind Sie eigentlich Arzt geworden?", ich sah zu ihm nach oben, fest in seine Augen. Ich hatte das Gefühl mein Glanz aus meinen Augen wurde mit diesem Satz weggenommen. Er hatte es so ruhig gesagt. Ein Satz, der so ein Gewicht trug, dass er es nichtmal mehr mitbekam. Wie oft hatte er diesen Satz schon gesagt? Er hatte das Gefühl verloren, wie es ist der Familie ins Gesicht zu sagen, dass sie jetzt zuschauen müssen wie eines ihrer Mitglieder elendig stirbt.
Er wusste anscheiend darauf auch keine Antwort. Bis er sich räusperte und sich zu mir drehte. Meine Eltern sahen geschockt zu mir. Wollten etwas sagen, wie;"Kira! Was sollte das den?". Doch der Arzt antwortete viel schneller.

"Um Menschen zu helfen", ich sah aus dem Fenster und lächelte leicht.

"Ich bin anscheinend eines dieser Fälle, denen Sie nichtmehr helfen können, was?", ich sah gefasst in seine Augen, konzentriert auf seine nächste Antwort. Meine Eltern wollten gerade wieder etwas sagen, doch der Arzt kam dazwischen.

"Leute kriegen was sie kriegen. Das hat nichts damit zutun, was sie verdienen", sagte er und ich lachte leise.
Der Arzt verabschiedete sich von meinen Eltern und ebenfalls auch von mir.

"Bleib stark, Kira", ich sah zu ihm hin, bevor er die Tür zu machte. Wie ich diesen Satz doch hasste.
Mein Motto hatte ich schon ganz vergessen. Meine Energie zum Leben? Ich wusste nicht, wo oder wer diese war. Meinen Glanz, wenn ich überhaupt einen besaß, war spätestens jetzt weg. Verdammt nochmal weg.
Meine Eltern standen auf und meine Mutter setzte sich auf den Stuhl, wo mein Bruder mal saß. Mein Vater dagegen stellte sich neben den Stuhl und rieb Mum's Rücken.

"Kira-", sie nahm mein Hand, die ich aber sofort zurück zog. Verletzt sah sie zu ihrem Mann und lehnte sich dann wieder zurück.

"Falls du irgendwas möchtest-", ich unterbrach sie.

"Wie wärs mit noch einem Leben?", ich sah zu ihr hin. Ernst. Ohne legliche Emotion.
Geschockt sah sie zu mir. Das war die echte Kira. Die echte Kira, die keine Rücksicht auf andere nahm. Die genug hatte von schlechten Narichten. Die genug von der Krankheit hatte. Die genug von diesen lieblichen Getue hatte.
Innerlich schrie ich mich an, dass ich meinen Frust gefälligst nicht an meinen Eltern oder sonstigen auslassen soll. Es schrie. Schrie so dolle, dass ich auf der Stelle mir die Ohren zu halten möchte und flehen möchte, dass es leise sein soll.

"Tut mir leid", murmelte ich gleich danach und sah auf meine Decke.

"Ich hätte gern... Papier... Stifte und Umschläge", sagte ich lächelnd und drehte mich zu den Beiden. Ich nahm die Hand von meiner Mutter und drückte sie einmal.

"Das wäre schön", lächelte ich aufmunternd und beide nickten verwirrt.

"Wofür den-", ich unterbrach meinen Vater und richtete meinen Blick nach vorne.

"Abschiedsbriefe"

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