Chapter 52

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"Ich hab doch gesagt, dass ihr verschwinden sollt!", plötzlich hörte ich wie die Bettdecke wieder anfing zu rascheln und der schwarze Schatten meines besten Freundes sich vor mir aufbaute. Hinter mir hörte ich ein erschreckendes einsogen der Luft, das von Amanda kam.
Sam war nicht viel größer als ich. Eigentlich waren wir fast gleich groß, außer ein paar Millimeter.

"Verschwindet!", schrie er plötzlich.
Und ich spürte wie hinter mir Amanda zusammen zuckte.
Ich dagegen schaute nicht zurück. Ich erkannte zwar nur seinen Umriss, aber immer noch soviel, dass ich erkennen konnte wo sein Gesicht war. Ich wollte seinem Blick standhalten. Ich würde keine Schwäche zeigen. Ich hatte mein Ziel, Sam. Davon werde ich mich nicht trennen.

"Amanda mach doch bitte das Licht an", sagte ich ernst. Ich sah wie Sam's Kopf leicht nach oben richtete, damit er Amanda sehen konnte.

"Amanda wehe-", doch da hatte sie schon das Licht angemacht. Das Licht erhellte sofort den ganzen Raum und auch Sam. Er drehte sich weg und hielt sich sein Gesicht. Es blendete ihn und um nicht Schmerzen in den Augen zu haben, drehte er sich weg. Schnell ergriff ich die Chance und sah mich im Zimmer um. Als erstes nach unten auf den Boden. Überall lagen Klamotten und auch Energie Drinks. Dann sah ich mir Sam an. Ich erkannte, dass er fettige Haare hatte, dass ihm ein dunkleres Braun verschaffte. Sie waren in alle Richtungen ungepflegt verzaust.

"Amanda kannst du bitte die Schalosienen hoch ziehen und das Fenster öffnen?", fragte ich nochmal Amanda und ich spürte wie angespannt sie hinter mir war. Sie zog einmal mit ihrer verstopfte Nase hoch, da sie anscheinend weinte. Es machte auch sie traurig Sam so aufzufinden. Ich hörte ihre Schritte und sah aus meinem Augenwinkel, wie sie an mir vorbei ging.

"Amanda! Nein!", hörte ich Sam plötzlich und sie erstarrte für kurze Zeit. Er hatte sein Kopf leicht zu ihr gedreht, während sie ihre Tränen nicht mehr anhalten konnte.

"Tut mir Leid", murmelte sie und fasste gerade das Band an womit sie die Schalosie hoch ziehen konnte, als Sam eine hektische und schnelle Bewegung machte. Er schnappte sich das Handgelenk von Amanda, um sie somit zu stoppen.
Sam musste schlimm aussehen, denn Amanda riss ihre Augen auf und hielt sich die andere freie Hand an den Mund, um nicht schluchzen zu müssen. Vorsichtig sah Amanda zu mir herüber. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während ich einfach nur nickte. Sie verstand und zog mit einer schnellen Bewegung die Schalosie hoch. Entnervt drehte sich Sam vom Fenster weg. Kiras beste Freundin öffnete schnell das Fenster und sofort spürte man eine frische Brise durch den Raum. Ich schaute die ganze Zeit Sam an und wusste, dass er gleich seine Kontrolle verlieren würde. Er drehte sich zu mir um, ging auf mich in ein paar Schritten zu und ergriff meinen Kragen. Bedrohlich sah er mir ins Gesicht.
"Was wollt ihr eigentlich hier!?", schrie er.
"Was!? Verdammt was wollt ihr!", er fing an mich zu rütteln.
"Du hast uns rein gelassen", sagte ich ruhig. Er stoppte in seiner Bewegung und sah mich mit leicht offenem Mund an. Langsam versagte seine Kraft und er ließ seine Hände fallen. Weißes, bleiches Gesicht, dass Verzweiflung zierte. Augenringe, die ihn mager und energielos wirken ließen. Er starrte mit seinen Augen auf den Boden und keiner füllte diesen Raum mit Wörtern.
Ich wartete mit Amanda das er irgendwann etwas sagen würde, doch so kam es nicht. Er starrte den Boden an.
"Komm Sam. Wir müssen jetzt zusammen-", ich wollte ihm gerade an die Schulter fassen, als auch er mein Handgelenk nahm und fest drückte.
"Was!? Zusammenhalten!? Ich- Ich", schrie er zuerst, doch stotterte am Ende.
"Ich kann nicht mehr", murmelte er.
"Ich kann einfach nicht mehr", der Druck an meinem Handgelenk ließ nach und ich sah wie Sam mit den Knien auf den Boden landete.
"Ich habe aufgegeben"
"Ich habe alles verloren. Was wollt ihr den noch von mir?", hauchte er.
Amanda neben mir am Fenster fing an immer weiter zu schluchzen.
"Ich wollte das sie bleibt"
"Aber sie ist mir einfach aus den Händen entglitten... einfach so"
"Ich wollte sie beschützen"
"Doch ich habe versagt", ich sah wie schwarze einzelne Punkte auf seine Hose aufkamen. Langsam kniete ich mich auch zu ihm hin.
Auch Amanda kam zu uns und umarmte Sam von hinten.
"Wir vermissen sie alle, Sam", murmelte ich.
"Wir alle"
"Aber du hast nicht alles verloren, okay? Du hast uns und deine Eltern!", fügte ich ermunternd zu. Es war so ruhig, dass ich auch hörte was Amanda ihm ins Ohr flüsterte.
Ich glaube dies öffnete ihm entgültig die Augen. Es hätte nichts gebracht zu sagen, dass Kira wollte das Sam lebt. Das wollte er nicht hören. Diese drei Worte von Amanda gaben ihm die Wärme, die er vermisste. Die er suchte. Die er brauchte. Ich sah zu Amanda. Danke...
Danke das du meinen besten Freund gerettet hast, Am.
Nachdem er diese Worte gehört hatte, brach sein Herz und er ließ alles raus. Seine Tränen hörten nicht mehr auf und er schluchzte wie ein kleines Kind. Keiner sagte mehr etwas. Allein die Berührung von Amanda gaben ihm Kraft.
Diese drei Worte.
Die waren wie ein Schlüssel zum Herzen.

Ich liebe dich.

Stimmt doch, oder Kira?
Du hast die Leute erreicht.
Das kann ich mit Sicherheit sagen.
Du wirst nicht vergessen.
Wir werden dich nie vergessen.
Ich werde meine erste Liebe nie vergessen, Kira.

Ich sah nach draußen wie die Sonne in das Zimmer von Sam hinein schien.
Wir habens geschafft, Kira.
Gemeinsam.

Lie to meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt