Kapitel 12 - der Rückblick

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Wir waren gerade auf dem Heimweg von unserem Wochenendausflug. Die Zeit in Portland war wunderschön. Sam war wie immer der Grund dafür, dass ich in Wolke 7 schwebte und mich rundum wohl fühlte.

„Haben wir nichts vergessen?", Sam schaute nochmal durch das Hotelzimmer, um sicher zu gehen. „Nein, wir haben alles dabei.", versicherte ich und hielt den Henkel des Koffers in meiner rechten Hand.
Ich war ein wenig enttäuscht und traurig, wieder hier weg zu müssen. Zurück in die Realität ohne die ungestörte Zeit mit Sam.

„Na dann lass uns gehen. Um 17:00 Uhr müssten wir spätestens ausgecheckt haben und es ist schon 17:15 Uhr.", meinte Sam und öffnete die Tür. Er ließ mir Vorrang und folgte mir dann aus dem Raum.

Unten angekommen gaben wir unsere Zimmerschlüssel ab und verließen das Hotel.
Wir begaben uns Hand in Hand auf den Parkplatz zu Sams silbernem Auto. Er legte die Koffer in den Kofferraum und schloss ihn.

Ich ging zur Beifahrertür und wollte sie öffnen, aber Sam zog mich am Arm zu sich und stellte sich dich vor mich hin. Mein Rücken berührte bereits das Auto, weshalb ich keine Möglichkeit hatte mich zu bewegen. „Was machst du da?", hinterfragte ich seine Tat und lächelte dabei.
„Ich möchte meine Freundin betrachten.", meinte er und legte seine Hände auf meine Taille. Meine Hände legte ich auf seine Brust und blickte tief in seine blauen Augen.

Er zog mich noch näher zu sich, sodass nicht mal ein Blatt Papier zwischen uns gepasst hätte. Sam studierte mein Gesicht und brachte mein Herz zum rasen. „Du bist so wunderschön, Alice.", sagte er und kam meinem Gesicht näher. Sein verführerischer Blick wechselte zwischen meinen Lippen und meinen Augen her.

Sanft legte er seine Lippen auf meine. Meine Finger krallten sich in seiner Brust fest, da er mich verrückt machte. Ich öffnete meinen Mund ein wenig und gewährte seiner Zunge Zutritt. Sam ging einen Schritt nach vorne und presste meinen Körper gegen das Auto. Mit einer Hand lehnte er sich gegen das Auto und mit der anderen fuhr er über meinen Körper.
Der Kuss wurde leidenschaftlicher und wilder.

„Sie stehen vor einem Hotel. Mieten Sie sich doch ein Zimmer anstatt auf dem Parkplatz rumzumachen!", nörgelte eine ältere Dame und sorgte für eine Unterbrechung unseres Kusses. „Ja, sie haben recht. Das tut uns leid.", entschuldige sich Sam für uns beide und log dabei wie gedruckt. Die alte Dame nickte und verschwand wieder. Ich drehte meinen Kopf wieder zu Sam und schmunzelte.
„Ach, es tut uns also leid.", sagte ich spielerisch und grinste. „Nein, es tut uns ganz und gar nicht leid.", erwiderte er und lächelte.

Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn und öffnete dann die Beifahrertür. Ich setzte mich in den Wagen und wartete darauf, dass er ebenfalls einstieg. Als er auch eingestiegen war, startete er das Auto und fuhr los.

„Ja Mama, wir sind in einer halben Stunde Zuhause.", erklärte ich meiner Mutter am Telefon. „Okay, dann sehen wir uns später.", meinte sie am Telefon und klang erleichtert.
„Bis dann.", sagte ich und legte auf.

„Sie kann es einfach nicht lassen jede 10 Minuten anzurufen.", meckerte ich und verdrehte meine Augen. „Lieber hast du eine Mutter, die jede 10 Minuten anruft, als eine Mutter, der du egal bist.", sagte Sam und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Ja, das stimmt.", stimmte ich ihm zu und lächelte.

Ich drehte meinen Kopf zu ihm und betrachtete sein Seitenprofil. Er sah so friedlich und glücklich aus. Doch als ich meinen Kopf zurück drehte, sah ich wie einen Jeep auf unsere Straßenseite zu raste.

„Pass auf!!", rief ich ängstlich. Sam versuchte noch auszuweichen, schaffte es aber nicht.
Der Jeep krachte an die linke Seite unseres Wagens und brachte uns zum überschlagen. Ich realisierte nicht, was gerade passierte. Alles drehte sich und Glassplitter flogen durch die Luft. Wir überschlugen uns mehrmals, bis wir wieder auf den Reifen standen.

Sofort drehte ich meinen Kopf so schnell es ging in Sams Richtung. Sein ganzes Gesicht war voller Blut und seine Augen waren geschlossen. Seine Autotür war nach innen eingedellt und quetschte seine Beine ein.
„Sam...", sagte ich leise. Ich versuchte mit meiner linken Hand an seine Hand heran zu kommen. Die höllischen Schmerzen, die ich dabei hatte, blendete ich aus und kämpfte.

Als ich endlich seine Hand berührte, kreuzte ich unsere Finger und spürte einen widerstand. Sam drückte leicht meine Hand und versuchte etwas zu sagen. Einen kleinen Spalt seiner Augen konnte er öffnen, um mir in die Augen zu schauen. I..Ich..liebe..dich, A..Alice.", quälte er sich mit kratziger Stimme zu sagen. Seine Worte trafen direkt mein Herz und ließen eine Träne meine Wange herunterlaufen. „Ich liebe dich auch..über alles.", erwiderte ich und strich mit meinen Daumen leicht über seinen Handrücken. „Wir schaffen das, Sam. Wir kommen hier wieder gesund raus.", meinte ich und hoffte es mit Leib und Seele.

Doch kurz nachdem ich diese Worte gesagt hatte, lockerte sich seine Hand und seine Augen vielen zu. „Sam.", sagte ich, aber er reagierte nicht. „Sam!", ich wurde lauter, aber er reagierte immer noch nicht. „SAM.", schrie ich und Tränen flossen über mein Gesicht. Das Salz meiner Tränen brannte in den Wunden meines Gesichts.

Ich drückte mich nach vorne und zurück und rief immer weiter seinen Namen. „Sam!!", seine Hand ließ ich dabei nicht los.
Die Sirenen der Krankenwagen und der Polizei hörte ich laut und deutlich, genauso wie ein durchgängiges Hupen.

Meine Autotür wurde von einem Feierwehrmann geöffnet. Ein Sanitäter war auch da und versuchte mich anzusprechen. Aber ich rief immer weiter Sams Namen.
„Beruhigen Sie sich.", versuchte der Mann mich ruhiger werden zu lassen.
„Helfen Sie ihm zuerst! Los!!", rief ich. „Meine Kollegen kümmern sich darum, aber ich bin für Sie zuständig. Wie heißen Sie?", fragte er.
„Alice.", antwortete ich knapp und hielt immer noch die Hand von Sam. „Ich bin Brian und werde Sie jetzt aus dem Auto holen. Ist das okay?", fragte er mitfühlend. Ich blickte zu Sam und schüttelte meinen Kopf. „Erst wenn ihm geholfen wurde." Genau in diesem Moment öffnete sich seine Tür und mehrere Sanitäter standen bereit. Ihm wurde eine Halskrause umgelegt und er wurde aus dem Auto geholt. Unsere Hände wurden langsam getrennt und ich versuchte seine Finger so lang wie möglich zu berühren.

Als er auf eine Trage gelegt wurde, drehte ich meinen Kopf zu Brian und nickte. „Jetzt können Sie mich raus holen."
Daraufhin öffnete er meinen Gurt und fragte ob mit etwas weh tun würde. Das bestätigte ich und erzählte von meinem Arm. Außer ein paar Schürfwunden und einem gebrochenen Arm, fehlte mir soweit nichts. Der Mann brachte mich zum Krankenwagen. Dort setzte ich mich auf das Hinterteil des Wagens und wurde mit einer Decke zugedeckt. Immer noch hörte ich dieses durchgehende Hupen, welches mir auf die Nerven ging und ein Gefühl in mir auslöste, das mir nicht gefiel.

Erst jetzt sah ich das ganze Ausmaß des Unfalls. Das Auto von Sam war vollkommen zerstört und der Jeep war nur vorne Kaputt. Jetzt wusste ich auch woher das Hupen kam. Der Fahrer des Jeeps war nicht angeschnallt gewesen und lehnte gegen dem Lenkrad.

„Warum ist er in uns rein gefahren?", fragte ich wütend einen Polizisten, der in meiner Nähe stand. „Der Fahrer des Jeeps ist stark alkoholisiert Auto gefahren.", meinte er und ging dann wieder zu seinen Kollegen.

Ich sah ihm hinterher und merkte, wie er zu der Trage ging, auf der Sam lag. Sofort stand ich auf und ging ebenfalls dort hin. Mehrere Polizisten und Sanitäter standen um ihn herum. „Sam..", flüsterte ich und griff nach seiner Hand. Ich sah in sein Blutüberströmtes Gesicht und versuchte eine Reaktion zu erkennen. „Wird er wieder gesund?", fragte ich in den Kreis, ohne meinen Blick von Sam abzuwenden. Keiner sagte ein Wort, pures schweigen lag in der Luft. „Ich habe gefragt ob er wieder gesund wird!", würde ich lauter, starrte aber immer noch auf Sam.

„Es tut uns sehr leid, Alice. Aber Sam ist hat es leider nicht geschafft.", Brian legte seine Hand auf meine Schulter.
„Nein...", sagte ich entsetzt. Ich wollte es nicht wahrhaben. Er konnte nicht tot sein wegen des Fehlers eines Idioten. „Wir müssen ihn jetzt weg bringen.", meinte ein anderer Sanitäter.
Tränen überfluteten mein Gesicht und es fühlte sich so an, als würde jemand eine Schnur um meine Kehle zusammen ziehen.

Ein weißes Laken wurde über seinen Körper gelegt. Und er wurde weg gebracht. Ich stand da wie angewurzelt und schaute ihm hinterher.
Ich fiel auf meine Knie und schrie mit Tränen in meinem Gesicht. „Neeeiiinnn!! SAAAM!!"

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt