Kapitel 71

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Sicht von Alice

Nichts als die Dunkelheit und Umrisse von Liams Körper konnte ich erkennen, als ich in der Nacht aufwachte, weil mein Hals ausgetrocknet war. Ich lag auf der Seite und grinste, während ich immer mehr von seinem Gesicht erkennen konnte. Er schlief friedlich und hatte seinen Arm um mich gelegt. Ich fuhr mit meiner Hand über seinen muskulösen Arm und legte ihn auf seine Seite, damit ich aufstehen konnte.

Leise und vorsichtig stieg ich aus dem Bett und versuchte ein Oberteil zu finden. Mit zugekniffenen Augen analysierte ich den Boden und fand das zerrissene Hemd. Verdammt, ich will gar nicht wissen wie viel dieses Hemd gekostet hat, wahrscheinlich mehr als mein ganzer Kleiderschrank.

Ich zuckte mit den Schultern und zog es mir über, immerhin wollte ich mir ja nur etwas zu trinken holen. Schnell schlüpfte ich auch in meinen Slip und verschwand aus dem Schlafzimmer. Im Flur ließ ich das Licht aus, weil der Mond durch die Fenster strahlte und mir genug Licht bot.

Nachdem ich die Treppen heruntergegangen war und nach rechts in die Küche abgebogen bin, öffnete ich den Kühlschrank und schnappte mir ein gekühltes Wasser. Auch ein Glas holte ich aus einem der Schränke und schüttete das Wasser hinein. Mit einem Mal trank ich alles aus und fühlte mich gleich viel besser. Zufrieden grinste ich stellte das Glas in die Spüle.

Plötzlich umarmte mich jemand von hinten, weshalb mein Herz kurz stehen geblieben ist. Ich wirbelte herum und schaute Liam mit großen Augen an. "Bist du verrückt? Ich hatte fast einen Herzinfarkt!", ich legte meine Hand schwer atmend auf meine Brust, um meine Aussage zu verdeutlichen.

Liam lachte aber nur, während er halbnackt vor mir stand und dabei spannten sich seine Muskeln an. Dieser Anblick war es auf jeden Fall wert. Ich verdrehte trotzdem meine Augen und drehte mich von ihm weg. "Sorry, aber es war einfach die perfekte Möglichkeit.", er lachte immer noch, aber versuchte es zu unterdrücken.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und wandte meinen Blick von ihm ab. Natürlich war ich nicht wirklich beleidigt, aber er hatte es verdient bestraft zu werden. Daraufhin legte Liam seinen Finger unter mein Kinn und drehte meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich gezwungen war in seine Augen zu blicken, die sogar in der Dunkelheit hell leuchteten. "Es tut mir leid.", sagte er jetzt mit ernster Stimme, "Komm mit."

Ich runzelte meine Stirn, als er nach meiner Hand griff und mich nach draußen führte. Die frische Luft tat gut, aber lange würde ich es draußen nicht aushalten. Mit schnellen Schritten führte er mich an dem Pool vorbei, nach hinten zu der Hütte, wo wir während dem Ball waren. Er öffnete die Tür und schloss sie schnell wieder hinter uns. Sofort wurde mir wieder wärmer ums Herz, als ich mich an die alten Zeiten mit Liam erinnerte. Als wir uns gerade erst kennengelernt hatten und ich keine Ahnung hatte wohin das führen würde.

Ich schaute mich in der Hütte um und alles war gleich, nur dass Liam und ich jetzt ein Paar waren. Er ging zum Kamin und entfachte ein Feuer, das gleich viel mehr Wärme verteilte.
"Warum hast du mich hier her gebracht?", ich ging zu der Couch und fuhr mit meinen Fingern über die Lehne, während ich mich zurück erinnerte.

Liam sah damals verdammt gut aus. Ich hob meinen Blick und schaute ihn bei dem Gedanken an. Jetzt sah er sogar noch besser aus, wie er da vor dem Feuer stand. Seine Bauchmuskeln wurden von dem orangen Licht angeleuchtet und setzten sie in Szene.

"Während ich geschlafen hab, habe ich davon geträumt, wie wir beide vor einem Kamin liegen und ich dich in meinen Armen halte.", erklärte er und kam mit langsamen Schritten auf mich zu. "Ach so und da machst du deinen Traum gleich mal wahr?", hackte ich interessiert nach und grinste.

"Ja, das mache ich.", bestätigte er flüsternd. Daraufhin küsste er meine Stirn und richtete danach die Kissen und die Decke auf der Couch so, dass es gemütlich war. "Darf ich bitten?", Liam deutete auf die große Couch, auf die ich mich legte. Er folgte mir sofort und deckte uns mit der Kuscheldecke zu. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und meine Hand auf seinen Bauch. Mein Freund legte seinen muskulösen Arm um mich und kreuzte seine Finger mit meinen, die auf seinem Bauch lagen.

"Ist Mr. Kennedy jetzt zufrieden?", mein spielerischer Unterton war nicht zu überhören. "Ja, jetzt bin ich glücklich.", er küsste meinen Scheitel und zog mich noch etwas näher an sich heran.

Ich streckte mich und versuchte die Teller aus dem Hängeschrank zu erreichen. Als ich es  geschafft hatte, war ich stolz und grinste in mich hinein. Der Esstisch war schon fast fertig gedeckt, nur noch die Teller und das Essen fehlte. Nachdem ich die Omeletts auf die Teller gelegt hatte, trug ich sie zum Tisch, wo Liam saß und in sein Tablett starrte.

Ich setzte mich gegenüber von ihm hin und beobachtete wie konzentriert er war, sodass er mich nicht einmal wahrgenommen hatte. "Erde an Liam.", versuchte ich seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er reagierte aber nicht und tippte weiter. Ich verdrehte meine Augen und überlegte was ich machen konnte.

"Oh, da hat mir ja ein Mann geschrieben.", erfand ich und hatte dabei nicht einmal mein Handy in der Hand. "Wer?", Liams Kopf schnellte in die Höhe und er schaute mich grimmig an. "Niemand. Ich wollte nur, dass ich deine Aufmerksamkeit bekomme.", beichtete ich und schürzte meine Lippen, "Leg dein Tablett zur Seite und iss." 

Er folgte meiner Anweisung und legte es weg. "Meine Freundin ist hübsch, klug, humorvoll, einzigartig und verdammt sexy. Aber ob sie auch so gut kochen kann?", redete er vor sich hin und führte seine Gabel zu seinem Mund. "Mmmh ja das kann sie.", fügte er hinzu und strahlte mich mit seinen blauen Augen an. "Schleimer.", ich schüttelte lächelnd meinen Kopf und widmete mich nun auch dem Essen.
"Das habe ich ernst gemeint.", widersprach er und schenkte zuerst mir etwas zu trinken ein, bevor er sich selbst etwas einschenkte. "Danke.", meinte ich und legte meine Hand auf seine.

"Liam, ich werde später in die Arbeit gehen.", der Themenwechsel war schnell, aber das Thema kratzte an mir. "Warum?", mein Gegenüber runzelte seine Stirn. "Ich war lange nicht da und es wird langsam wieder Zeit. Es reicht schon, dass du so lange fehlst.", erklärte ich ihm und trank einen Schluck Wasser.

"Alice du musst nicht in die Arbeit gehen. Dein Boss sitzt gerade vor dir und er ist nicht sauer, wenn du Zuhause bleibst.", widersprach er selbstsicher. "Ich möchte aber ein paar Dinge klären und meinen neuen Arbeitsvertrag dem Stellvertreter geben, weil der Geschäftsführer doch krank ist.", Liam schaute mir stumm in die Augen und überlegte, was er als nächstes sagen würde. "Ich komme mit.", neutral schaute er mich an und aß weiter. "Du kannst doch nicht so dort aufkreuzen.", wendete ich ein und meinte damit seine Verletzungen, "Du bist noch viel zu schwach."

"War ich gestern Nacht schwach?", konterte er und schaute mir erwartungsvoll ins Gesicht. "Eins zu Null für dich.", gab ich zu und grinste. Auch Liam lächelte kurz, als er über letzte Nacht nachdachte. "Aber trotzdem solltest du hier bleiben und dich ausruhen. Ich bleibe ja nicht den ganzen Tag, sondern vielleicht ein bis zwei Stunden.", argumentierte ich weiter.

Mein Freund atmete laut ein und wieder aus. "Dann begleitet dich Zack.", er versuchte wirklich alles, um mich davon abzuhalten. "Ich bin kein Kind, Liam. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich werde schon zur Firma fahren können und von dort wieder hier her, ohne das etwas passiert. Außerdem werden die Leute reden, wenn ich mit deinem Bodyguard in deiner Firma auftauche.", ich wusste seine Besorgnis zu schätzen, aber das Gequassel der Mitarbeiter konnte mir wirklich erspart bleiben.

"Er fährt dich auf den Parkplatz und holt dich dort wieder ab. Ansonsten lasse ich dich hier nicht weg. Ich möchte nicht, dass dir wieder etwas zustößt.", bekräftigte er und spannte seinen Kiefer an. In seinen Augen konnte ich Sorge und Wut erkennen, deshalb stand ich auf und ging zu ihm rüber. Automatisch rückte er mit seinem Stuhl zurück und machte mir so Platz, um mich auf seinen Schoß setzten zu können.

"Okay.", flüsterte ich und legte meine Lippen auf seine raue Wange. "Okay?", wiederholte er mich mit einem fragenden Unterton. "Ja, es ist okay. Ich kann deine Sorge verstehen. Immerhin wurde ich das letzte Mal fast überfahren.", ich fuhr mit den Händen durch seine weichen Haare. "Bitte schreib mir sofort, wenn du dort bist und wenn du wieder kommst.", verlangte er und legte seine Arme um mich.

"Versprochen."

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt