Kapitel 15

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Heute war es soweit. Halloween. Schon als Kind wollte ich nie von Tür zu Tür ziehen. 'Süßer oder Saures', 'Süßes sonst gibt's Saures' ich habe noch nie gewusst welche Variante die richtige war. Naja wie auch immer, ich hatte Angst vor diesen Kostümen und den Horrorfilmen, die in Fernseher liefen. Clowns, die überall herumliefen und den Leuten Angst einjagten. Allein bei den Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken.

Da mein Vater gestern für mehrere Tage weg fuhr, war ich komplett alleine Zuhause und überlegte ob ich zu dieser Party gehen sollte oder nicht. Der einzige Grund warum ich gehen würde, war Liam. Aber war es das wirklich wert? Ich würde mich doch nur blamieren, wenn ich ihm zeigen würde, dass ich Angst hatte.

Mein Handy klingelte, weshalb ich mich vorbeugte und es vom Wohnzimmertisch aufhob. Ich schaute drauf und sah, dass Claire mir eine Nachricht geschickt hatte.
>> Wie findest du mein Kostüm? <<
Ich öffnete die Nachricht und im selben Moment schickte sie ein Bild. "Scheiße!", ich warf mein Handy aus der Hand, weil ich mich so erschrocken hatte. Claire hatte mir ein Bild von einer Figur aus einem Horrorfilm geschickt. >> Ha. Ha. Ha. wie lustig. <<
Nach meiner Nachricht schickte sie ein weiteres Bild und schrieb dazu >> Das hier ist mein wirkliches Kostüm. <<
Sie hatte sich als Hexe verkleidet und hatte eine schwarze Perücke auf. Außerdem trug sie einen spitzigen Hut und ein Kleid, welches gerissen war. >> Sieht gut aus ... für ein Halloween Kostüm. << schrieb ich und legte dann mein Handy beiseite.

Es war bereits 18:00 Uhr und die Aufregung in mir stieg. Ich musste es einfach absagen, es ging nicht anders. Also schrieb ich Liam.
>> Hey Liam, es tut mir wirklich leid, aber ich kann heute nicht zu der Halloweenparty gehen. Ich habe Halsschmerzen und mein Kopf explodiert gleich. << Das stimmte zwar nicht ganz, aber immerhin besser als zu schreiben, dass ich Angst hatte. Einige Minuten später kam auch schon seine Antwort.
>> Das ist wirklich schade! Gute Besserung, jedenfalls. << Hmm, ich hatte mir zwar mehr erwartet, aber ich war froh darüber, dass er mir die Ausrede abgekauft hatte.

Die restliche Zeit lag ich eingekuschelt auf der Couch und schaute Fern. Währenddessen aß ich Chips, Schokolade und alle ungesunden Sachen, die wir Zuhause hatten. Die Wohnungstür hatte ich zur Sicherheit zugesperrt und ich habe überall das Licht ausgemacht. Kinder vor meiner Tür wollte ich erst recht nicht haben.
Ich schaute einen Disney Film nach dem anderen an und konnte nicht genug davon bekommen. Was will ich schon auf einer Halloweenparty, wenn ich ungesundes Essen und Disney Filme haben kann.

Um ca. 19:00 Uhr klingelte es an der Tür und ich erschrak. Ich starrte dir Tür an und überlegte, ob ich sie öffnen sollte. Es könnte ein Clown vor der Tür stehen und mich umbringen wollen. Dennoch stand ich langsam von der Couch auf und machte das Licht an. Dann ging ich in die Küche und holte eine Pfanne aus dem dunkelbraunen Schrank. Nun ging ich zur Haustür und schloss sie langsam auf. Daraufhin öffnete ich sie schnell und hielt die Pfanne im Angriffsmodus. Doch als ich Liam vor mir sah riss ich meine Augen auf.

"Willst du mich etwa erschlagen?", fragte er und lachte dabei. "Ähm..", ich räusperte, "Nein, natürlich nicht." Ich legte die Pfanne zur Seite und bat ihn herein. "Was machst du hier? Solltest du nicht auf dem Weg zur Party sein?", wollte ich wissen und schloss die Tür hinter ihm wieder zu. "Mein Date hat Angst vor Halloween, deshalb dachte ich, ich gehe einfach zu ihr.", er zog Süßigkeiten aus seinem Rucksack hervor und hielt sie mir hin. Aber ich fragte mich einfach nur woher er wusste, dass ich Angst hatte. Bluffte er?
"Ich habe doch keine Angst.", stritt ich seine Aussage ab und machte eine Geste mit meiner Hand. "Alice, du musst es nicht abstreiten. Claire hat es mir gesagt.", Claire also... sie werde ich mir noch vorknöpfen. "Wenn das so ist, dann setz dich doch.", schlug ich vor und zeigte auf die Couch. "Danke.", antwortete er und ging in Richtung Couch.

Liam trug eine schwarze Jogginghose und ein weißes T-Shirt. Ich studierte ihn ganz genau und erwischte mich dabei, als ich mal wieder auf seinen Hintern schaute. Nicht nur Jungs schauen auf Ärsche. Ich schüttelte meinen Kopf und folgte ihm auf die Couch. "Was schaust du da an?", fragte er mit seiner angenehmen Stimme. "König der Löwen.", antwortete ich ihm und setzte mich neben ihn auf die riesige Couch. "König der Löwen?", wiederholte er und schaute mich fragend an. "Du kennst König der Löwen nicht?", ich war geschockt und kuschelte mich unter die Decke. Meine Füße waren mittlerweile wieder zu Eiszapfen geworden. "Nein, was ist das?", fragte er weiter. "Du verarscht mich.", meinte ich und grinste. "Ja natürlich, wer kennt denn König der Löwen nicht.", er legte sich neben mich hin und roch so verdammt gut. Ich sog seinen Duft ein und dachte mir mal wieder, dass Männer Parfums einfach gut riechen. "Möchtest du auch eine Decke?", bot ich ihm an. "Ich glaube wir passen auch unter eine.", antwortete er selbstsicher. "N..Natürlich.", stotterte ich und hob die beige Kuscheldecke, damit er auch darunter konnte. Er rückte näher an mich heran. Und als er mich berührte, spürte ich ein kribbeln in meinem Bauch. Als würden Schmetterlinge darin herumfliegen.

Wir sahen uns gemeinsam Filme an und währenddessen legte Liam seinen Arm um mich. Ich lag nun mit dem Kopf auf seiner muskulösen Brust und konnte seinen Herzschlag hören. Langsam merkte ich, dass meine Augenlider schwerer wurden und zufielen. "Alice?", hörte ich Liam sagen und öffnete sofort meine Augen wieder. "Ja?"
"Warum hast du eigentlich mitten im Jahr die Schule gewechselt?", wollte er wissen. Wie kam er jetzt darauf? "Das ist eine lange Geschichte.", meinte ich und merkte selbst, wie müde ich klang. "Bist du müde?", fragte er mich und sah zu mir. "Nein.", murmelte ich und schloss meine Augen. Liam sagte nichts mehr und strich mir die Haare hinters Ohr. Danach fing er an mich zu kraulen. Ich bekam eine Gänsehaut und genoss den Moment. Schon lange nicht mehr hatte ich mich so wohl gefühlt.

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt