Kapitel 5

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"Und wie genau willst du jetzt dort rein kommen?", fragte ich Claire als wir vor den Toren des Hauses von Liam standen. Zwei Türsteher in schwarzen Klamotten bewachten die Tore. "Sie haben keine Zettel in der Hand, das bedeutet es gibt keine Gästeliste. Also werden wir einfach an ihnen vorbei gehen.", flüsterte Claire entschlossen. "Wie du meinst.", ich richtete meine rote Bluse zurecht und strich durch mein gewelltes Haar.

"Du gehst aber vor.", meinte Claire. "Warum denn ich?", ich riss meine Augen auf. "Einfach so.", wow was für eine tolle Antwort.
Ich schüttelte kurz meinen Kopf und ging dann auf die Türsteher zu. Mein Herz raste, da ich solche Dinge normal nie machte. Gekonnt ging ich an ihnen vorbei, ohne dass sie etwas sagten. Auch Claire stolzierte auf ihren High Heels an ihnen vorbei. Sehr gute Türsteher.
"Das wäre schon mal geschafft und jetzt let the party begin.", sagte sie laut und hob ihren Arm.
Es hörte sie zum Glück keiner wegen der lauten Musik. Hätte das jemand gehört wäre ich jetzt gerne in den Erdboden versunken.

Wir gingen ins Haus, in dem so viele Leute waren, dass man kaum Platz hatte um sich zu bewegen. "Ich hole uns etwas zum Trinken. Was möchtest du?", wollte Claire wissen. "Ich komme einfach mit.", schlug ich vor. Also schlängelten wir uns gemeinsam durch die Menschenmasse, hin zu der Bar. "Zwei Vodka Bull bitte.", bestellte ich für mich und Claire.
"Danke.", meinte meine blonde Freundin nachdem der Barkeeper uns die Getränke gegeben hatte.

Wir begaben uns auf die Tanzfläche und tanzen zur Musik. Ein Betrunkener Junge tanzte mich an, von dem ich schnell weg tanzte. Darauf hatte ich jetzt gar keine Lust. Dennoch verflog die Zeit und die Drinks wurden immer mehr. Irgendwann wurde mir zu heiß, weshalb ich einen Ausgang suchte und hinten im Garten landete. Claire hatte bereits einen Typen gefunden, mit dem sie tanzte ... naja nicht nur tanzte.

Ich machte mich alleine auf den Weg an die frische Luft und freute mich auf ein wenig Ruhe. In der Villa war es so laut, dass ich gedacht hatte ich bekomme Hörschäden. Draußen standen zwar auch viele Leute, aber noch lange nicht so viele wie drinnen. So langsam merkte ich, wie viel ich eigentlich getrunken hatte, da sich alles drehte. Trotzdem konnte ich den großen Pool im Garten erkennen und wollte unbedingt da rein.

Ich taumelte in Richtung Pool und setzte an, noch einen Schluck aus meinem roten Becher zu trinken. Doch als ich mich angestrengt darauf konzentrierte, rempelte ich einen Jungen an und verschüttete das Getränk auf uns beide. "Scheiße!", fluchte ich und blickte auf meine Klamotten. "Das tut mir echt Leid.", wollte ich mich entschuldigen. Doch mein Blick traf ins leere, als ich meinen Kopf hob. Ich runzelte die Stirn und wusste nicht, ob das gerade wirklich passiert war oder ob ich mir das nur vorgestellt hatte.

Ich beschloss ein Badezimmer zu suchen, um meine Bluse zu reinigen. Der einzige Weg führte durch die tanzenden, betrunkenen und nach Alkohol stinkenden Menschen. Konzentriert, damit ich nicht hinfalle, taumelte ich durch das modern eingerichtete Untergeschoss und fand eine Tür, auf der Badezimmer stand. Voller Erwartung drückte ich die silberne Türklinke nach unten und öffnete die Tür. Was ist sah, war ein Pärchen, das wild herum knutschte. Schnell schloss ich die Tür wieder und versuchte das gesehene zu vergessen. Als ich ein paar Schritte weiter ging, führte eine Treppe nach oben. Ich nickte siegessicher und begab mich nach oben. Schon lange nicht mehr musste ich mich so sehr am Geländer festhalten, um nicht zu fallen. Jeder Schritt war ein Risiko das ich überwinden musste.

Nach dem anstrengenden Aufstieg war ich endlich oben angelangt und sah keine Menschen. Schritt für Schritt, schwankte ich durch den Flur, der sich anfühlte als würde er sich drehen. Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer und ich hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Ich stützte mich mit einem Arm an der Wand ab und atmete tief ein und aus. Warum musste ich nur so viel Alkohol trinken? 

Voller Übelkeit und Kopfschmerzen löste ich mich von der Wand und watschelte weiter. Endlich fand ich ein weiteres Badezimmer, in das ich hinein ging. Ohne mich umzusehen suchte ich das Waschbecken auf und versuchte diesen blöden Fleck auf meiner Bluse loszuwerden. Ich drehte den Wasserhahn auf und staunte. Es war kein normaler, sondern einer der wie ein Wasserfall aussah. Ich lies das kalte Wasser über meine Hand fließen und meinen Kopf legte ich in den Nacken, um den Moment zu genießen. Das war so erfrischend, dass ich mir das Wasser am liebsten ins Gesicht geklatscht hätte. Aber dann hätte ich ausgesehen wie ein Panda.

Ich rubbelte an meiner Bluse und verzweifelte, als sich nichts an dem Fleck änderte. Den Wasserhahn drehte ich zu und lehnte mich mit beiden Händen an das Waschbecken. Ich betrachtete mich im Spiegel und erschrak. Mein braunes Haar, welches vor ein paar Stunden noch schön aussah, ähnelte jetzt einem Vogelnest. Schnell löste ich meine Augen wieder von meinem Spiegelbild, das ich doppelt sah.

"Wer bist denn du?", die Stimme eines Jungen erschrak mich. Ich drehte mich um und konnte erkennen wie er auf mich zukam. "Verschwinde.", meinte ich abgeneigt und formte meine Augen zu einem Schlitz, um etwas erkennen zu können. Mein Kopf dröhnte und für einen alkoholisierten, aufdringlichen Typen hatte ich jetzt keinen Nerv übrig.
"Warum denn so unhöflich, Kleines?", fragte er ernsthaft. "Warum denn so aufdringlich?", konterte ich und wollte an ihm vorbei gehen. "Willst du etwa schon gehen?", er streckte seinen Arm aus und versperrte mir den Weg. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken herunter. "Lass mich einfach in Ruhe!", wurde ich lauter und verschränkte gelangweilt meine Arme vor der Brust. Ich versuchte meine Anspannung zu überspielen. "Jetzt wirst du aber ungezogen, Kleines.", nörgelte er und legte seine Hand auf meine Schulter. Meine Nackenhaare stellten sich auf und mir wurde übler als mir sowieso schon war.

"Nick, lass das Mädchen in Ruhe und hau ab!", eine weitere männliche Stimme kam dazu. Das war auch das Letzte, was ich mitbekam bevor alles schwarz wurde. Mir wurde plötzlich schwindelig und alles drehte sich wie auf einem Karussell. Mit einem Mal wurde alles dunkel und ich war weggetreten.

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt