Kapitel 36

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Mir war schwindelig, ich fühlte mich erschöpft, mein Kopf fühlte sich schwer an und pochte wie verrückt. Ich wollte meine Augen öffnen, aber merkte dabei, dass etwas um sie gebunden war. Panik machte sich in mir breit. Mein Herz schlug schneller und ein eiskalter Schauer lief an meinem Rücken herunter.

Als ich meine Arme bewegen wollte, stellte ich fest, dass sie hinten dem Stuhl auf dem ich saß, festgebunden waren. Ein reibender Schmerz entstand, als ich mit versuchte mich zu befreien. Mein Herz schlug immer schneller und ich glaubte es schon fast zu hören. Meine Atmung wurde schneller, aber ich versuchte ruhiger zu werden und die Situation zu analysieren.

Plötzlich hörte ich wie eine schwere Tür zuknallte und Schritte auf mich zu kamen. Es waren zwei Personen, wie ich anhand der Schritte feststellen könnte. Ich schluckte gegen den Knoten in meinem Hals und fragte mich was nun passieren würde. Waren das die letzten Sekunden meines Lebens?

"Soll ich ihr die Augenbinde abnehmen?", ich erkannte die Stimme des Mannes im Aufzug. Es schien so, als würde er jemanden um Erlaubnis fragen. "Nein. Sie bleibt so.", antwortete ein anderer Mann mit einer tiefen Stimme. "Verzieh dich.", fügte er hinzu. Daraufhin hörte ich Schritte, die sich entfernten und eine zufallende Tür.

"Alice Thompson...", die tiefe Stimme kam mir näher, "weißt du wer ich bin?" Ich antwortete nicht, weil ich zu viel Angst hatte. "Ich frage nicht noch einmal!", seine Stimme wurde ernster und lauter. Ich schüttelte zurückhaltend meinen Kopf und verneinte so seine Frage. "Jeder kennt meinen Namen.", er machte eine Pause und lief hin und her, "vor allem die Menschen, die an meinen Straßenkämpfen Teilnehmen."

Jetzt ahnte ich wer er war und bekam noch mehr Angst. "Wärst du doch lieber in Seattle geblieben, dann müsstest du nicht hier sitzen.", es klang so als würde er mich provozieren wollen, "Jetzt musst du aber hier durch."

"Was willst du von mir?", ich nahm all meinen Mut zusammen und stellte ihm diese Frage mit zittriger Stimme. "Ohhh sie spricht.", machte er sich über mich lustig, aber hatte dabei immer noch einen angsteinflößenden Ton in seiner Stimme.

"Du musst einfach nur ein paar Dinge für mich tun.", in diesem Moment wollte ich einfach nur weg von hier. Boden mach dich auf! Es fühlte sich an wie ein Alptraum. "Warum bin ich hier?", fragte ich weiter und versuchte meine zittrige Stimme in den Griff zu bekommen.

"Jetzt wirst du aber gesprächig.", der Mann machte eine kurze Pause. "Ganz einfach aus zwei Gründen. Erstens hat einer deiner Freunde versucht mich zu verarschen und der andere hat meine besten Jungs verprügelt, während ihr Jason befreit habt. Meinen Gefangenen!", er schrie, weshalb ich kurz zuckte. "Und zweitens bist du mit Liam Kennedy zusammen, dem nächsten Geschäftsführer einer Milliarden schweren Firma.", erklärte er mit ruhiger Stimme, zog einen Stuhl vor mich und setzte sich darauf.

Mir wurde warm und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Mit allem was er sagte, hatte er recht. "Du weißt, dass ich recht habe und deshalb sagst du nichts. Das wird sich aber bald ändern, denn du wirst mit Liam Schluss machen.", ich riss meine Augen unter der schwarzen Augenbinde auf und atmete unruhig ein und aus. "Das werde ich nicht.", widersprach ich ängstlich aber entschlossen.

"Oh doch das wirst du!", befahl er laut, "sonst wird deiner lieben Mama in Seattle was ganz Schlimmes passieren und ich glaube nicht, dass du noch einen geliebten Menschen in deinem Leben verlieren willst, oder?"

Das musste ich erstmal verdauen und schluckte gegen den immer größer werdenden Knoten in meinem Hals. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken, indem ich meine Augen zusammen kniff.  "Wer bist du?", ich musste seinen Namen hören, um mir ganz sicher zu sein.

"Dexter, aber mein Name müsste dir ja schon bekannt sein.", meinte er und kam meinem Gesicht näher. Ich spürte die Wärme, die von ihm ausging und seinen Atem in meinem Gesicht. Das Geräusch von Halsketten, die aneinander prallten ertönte in meinen Ohren.

"Was würde dir das bringen?", hackte ich nach und versuchte meine Tränen weiterhin zu unterdrücken. "Du hast es mir zu einfach gemacht. Erst mischt du dich in die Straßenkämpfe ein, wofür du sowieso bestraft worden wärst. Und dann bist du auch noch die Liebe von Kennedy. Booom! Da kam mir eine perfekte Idee. Dein liebes Herzchen wird gebrochen, wenn du mit Liam Schluss machen musst. Und dadurch wirst du lernen dich nicht mit mir anzulegen. Außerdem wird es Liam danach auch scheiße gehen und das ist das Wichtigste.", Dexter meinte es anscheinend wirklich ernst. Ich atmete schwer und konnte nicht fassen, was er von mir verlangte. Es kam kein Wort aus meinem Mund, weil ich einfach nur schockiert und zu tiefst erschüttert war. Was hatte Liam damit zutun?

"Du brauchst erst gar nicht versuchen jemandem von mir zu erzählen, oder versuchen irgendwie davon zu kommen. Ansonsten wird die Person, der du es erzählst plötzlich verschwunden und ich glaube das willst du nicht.", drohte mir der angsteinflößende Mann, "Du wirst ganz normal in die Schule gehen und so tun als wäre nichts passiert. Meine Augen sind überall und ich erwarte von dir Liam zu verletzten. Er soll so verzweifelt sein, wie ich damals." Dexter verstummte und schluckte. Wovon sprach er? Kannten sich die beiden?

"Das kannst du nicht von mir verlangen.", widersprach ich angsterfüllt. "Oh doch, denk immer schön an deine Familie in Seattle!"

Er pfiff, weshalb ich zusammenzuckte. Kurz darauf öffnete sich wieder die schwere Tür und eine weitere Person betrat den Raum. "Schmeiß sie vor ihrer Tür raus und sorg' dafür, dass euch keiner sieht.", befahl er mit eiserner Stimme. "Und du, Kleines. Denk immer an meine Worte. Meine Augen sind überall und ich sehe jeden Schritt den du gehst.", jemand packte mich am Oberarm und ich schreckte zurück. "Steh schon auf!", die Fesseln waren vom Stuhl gelöst und ich konnte aufstehen.

Trotzdem hatte ich immer noch die Augenbinde auf und konnte Dexter nicht sehen. Ich hatte keine Ahnung wie er aussah und das stellte ein großes Problem dar.

Ohne ein Wort sagen zu können, wurde ich in ein Auto geschleppt. Die Tür knallte neben mir zu und ich unterdrückte meine Tränen. Ich dachte über alles nach, was Dexter zu mir gesagt hatte und ich realisierte was ich tun musste. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit und versuchte meine Hände aus diesem blöden Seil zu befreien. Vergebens.

"Halt still da hinten! Wir sind gleich bei dir Zuhause.", der Fahrer war der selbe, der mich betäubt hatte. Ich erkannte seine widerliche Stimme. Einige Minuten später bremste er ab und stieg aus dem Auto. Mein Puls stieg und ich wartete nur darauf von ihm aus dem Auto geschmissen zu werden.

Plötzlich riss er die Tür auf, warf mich aus dem Auto auf den nassen Boden und öffnete mit einem Messer die Seile um mein Handgelenk. Noch bevor ich irgendwas machen konnte, hörte ich wie er mit quietschenden Reifen wieder weg fuhr.

Ich spürte die Regentropfen auf meinen Körper prasseln und ruckartig spürte ich auch die eiskalte Luft um mich herum. Zuerst entfernte ich diese blöde Augenbinde und schmiss sie weg. Ich blinzelte und blickte auf die leeren Straßen vor meinem Wohngebäude. Der brennende Schmerz an meinen Handgelenken entging mir nicht, weshalb ich nach unten schaute und die Seile komplett entfernte. Ein Zischen überkam meine Lippen, als ich meine Handgelenke streifte. Ich betrachtete die Wunden und realisierte was gerade passiert war. Nun schossen die Tränen aus meinen Augen und ich saß verzweifelt und vollkommen hilflos am Straßenrand.

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt