Kapitel 4

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Mein Balkon hatte Vorteile, aber ein nerviger Nachteil war, dass die Sonne noch mehr Möglichkeiten hatte, um mir morgens ins Gesicht zu strahlen. Trotzdem spürte ich nichts außer Kälte. Mein Inneres war kalt, meine Gefühle waren kalt, ich war kalt.

Ich zog mir die Decke über den Kopf und schlummerte weiter in meinem geliebten Bett. Ich dachte über den heutigen Tag nach und mir wurde bewusst, dass ich keine Lust hatte, in die Schule zu gehen. Oh, welch eine Überraschung.

Kurz schloss ich nochmal meine Augen, um zu entspannen. Die Betonung lag auf kurz...
Mein Handy klingelte auf einmal ununterbrochen, weshalb ich mich aufrichtete und auf mein Handy sah. Scheiße! Ich riss meine Augen auf und bekam einen Schock, als es schon 9:20 Uhr war.

Schnell eilte ich zu meinem Schrank und suchte mir Klamotten raus, die ich mir so flott anzog wie noch nie. Ich schnappte meine Tasche und lief ins Badezimmer. Dort putze ich in Rekordzeit meine Zähne und schmiss mir einen Kaugummi in den Mund. In der Küche schnappte ich mir noch einen Müsli Riegel und eilte dann zur High School.

Als ich das Klassenzimmer betrat lagen alle Blicke auf mir, genauso wie gestern. Die Lehrerin schrieb gerade etwas an die Tafel, weshalb ich mich langsam und still auf meinen Platz setzte. Zum Glück bemerkte sie es nicht und erstaunlicherweise verpfiff mich keiner.
"Ich dachte schon du kommst nicht. Es ist immerhin schon fast Mittag.", flüsterte Claire. "Mein Vater wäre enttäuscht gewesen, wenn ich nicht in die Schule gegangen wäre. Und ich konnte nicht schneller kommen, weil ich zu Fuß her rennen musste.", erklärte ich ihr und holte einen Stift und meinen Block aus der Tasche heraus.

"Am Montag erwarte ich von Ihnen einen Aufsatz übers zu spät kommen, Alice.", befahl die Deutschlehrerin und drehte sich um. Ich hab mich wohl zu früh gefreut. Gekicher erschallte im Klassenzimmer. "Wer weiter lacht, kann mir gerne am Montag einen Aufsatz über Höflichkeit abgeben.", drohte sie den anderen. Daraufhin folgte Stille.

"Haben Sie das mitbekommen, Alice?", stichelte die Lehrerin auf mir herum. "Ja, ich habe verstanden.", antwortete ich klar und deutlich. "Und was müssen sie bis Montag machen?", provozierte sie mich. "Ich gebe Ihnen am Montag einen Aufsatz übers zu spät kommen.", konterte ich mit Absicht ganz gelassen.

Der Gong unterbrach zum Glück dieses unangenehme Gespräch. Ich atmete auf und schaute zu Claire. "Na toll, einen Aufsatz muss ich jetzt auch noch schreiben.", meckerte ich und schüttelte meinen Kopf. Wir verließen das Klassenzimmer und gingen in die Cafeteria.

Ich brauchte jetzt erstmal etwas Süßes, um mich zu beruhigen. Ein Schokomuffin bat sich da sehr gut an. Claire holte sich eine Pizza, was ich nicht ganz verstehen konnte, da es erst Mittag war. Wie auch immer suchten wir uns einen freien Platz und setzten uns an einen Tisch. Ich genoss meinen Muffin und bereitete mich seelisch darauf vor, mit Jason zu reden. Irgendwann mussten wir ja das Referat vorbereiten.

"Ich muss noch mit Jason über das Referat reden. Lust hab ich auf jeden Fall keine.", sagte ich zu Claire und wartete auf einen Rat.
"Da musst du wohl durch. Aber mal eine andere Sache. Heute Abend steigt eine Hausparty bei Liam Kennedy. Dort müssen wir hin!", Claire biss von ihrer Pizza ab und starrte mich erwartungsvoll an. "Danke für deine tolle Hilfe.", ich verdrehte meine Augen.
"Ich würde dir gern helfen aber wie sollte ich das tun? Sei einfach neutral und geh nicht auf seine dummen Sprüche ein.", anscheinend beschloss sie mir doch einen Rat zu geben.
"Ja da hast du wahrscheinlich recht."
"Und was ist jetzt mit der Party?", hackte Claire nach und schmatzte während dem Essen. "Erstens, mach deinen Mund zu beim Essen und schmatz nicht.", ich hasste es, wenn jemand schmatzt, "Zweitens, wer ist dieser Liam überhaupt?"
"Liam ist kurz gesagt der heißeste Junge der ganzen Schule und dazu noch stinkreich.", der Sabber lief ihr fast aus dem Mund. Da ich keine Reaktion zeigte, redete sie weiter auf mich ein.
"Er ist im Football Team und schmeißt heute eine Party, weil sie heute das letzte Spiel der Saison haben.", plapperte sie vor sich hin.
"Und was ist wenn sie es verlieren?", wollte ich wissen. "Dann steigt die Party trotzdem."

"Hast du eine Einladung?", seufzte ich. "Nein, aber wir schleichen uns einfach rein.", es schien so, als würde sie echt ernst meinen.
"Du machst doch Spaß oder?", ich zog meine Augenbrauen zusammen.
"Nein, das ist mein voller Ernst.", antwortete sie begeistern. "Okay du bist offiziell verrückt.", sagte ich und verschränkte meine Arme.
"Ist das ein ja?", ihre Augen wurden groß.
"Nein, das ist kein ja. Ich gehe doch nicht auf eine Party, zu der ich nicht eingeladen bin.", wendete ich ein. "Langweilerin.", warf Claire mir an die Stirn. "Ich bin keine Langweilerin!", widersprach ich. "Hmm doch. Sonst würdest du auf diese Party gehen. Es werden lauter heiße Jungs auf uns warten, Alice."
Ich wusste nicht warum, aber ich willigte ein, auf diese Party zu gehen. Wahrscheinlich wollte ich einfach, dass Claire aufhörte zu reden.

Sie lächelte, was sich aber änderte, als sich Jason an unseren Tisch setzte. Natürlich war er nicht allein, sondern seine ach so coolen Freunde waren auch da. "Müssen deine Hunde dir auf Schritt und Tritt folgen?", fragte ich desinteressiert. "Schwirrt ab.", befahl er daraufhin den Jungs, welche sofort verschwanden. "Wann hast du Zeit wegen dem Referat?", fragte er ganz trocken und lustlos. "Am Sonntag.", antwortete ich ebenfalls völlig neutral. "Gut, ich komm um 15 Uhr zu dir.", legte er fest und verschwand. Bevor ich etwas sagen konnte, war er schon weg.

"Was war das denn?", fragte ich Claire irritiert. "Ich habe keine Ahnung.", runzelte sie ihre Stirn. "Er hat nicht einmal etwas beleidigendes gesagt.", stellte ich fest und schnappte mir ein Stück von Claires Pizza.

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt