Kapitel 62

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Drei Tage später war ich wieder fit. Nur noch ein Pflaster klebte auf meiner Stirn, welches meine heilende Wunde verdeckte. Ich fühlte mich nach den paar Tagen alleine mit Liam sehr gut und ich hatte jede Sekunde der Zweisamkeit genossen, doch heute ging es wieder in die Arbeit.

Ich spürte Liams Brust an meinem Rücken und wie er mich in seinen starken Armen fest hielt. Sein Gesicht war in meinem Nacken vergraben und sein heißer Atem traf meine Haut. Behutsam versuchte ich mich von ihm zu lösen, ohne ihn dabei zu wecken. Ich schob seinen Arm zur Seite und rückte ein Stück von ihm weg. Aber er zog mich wieder zu sich zurück und legte seine weichen Lippen auf meine Schulter.

"Wo willst du denn so schnell hin?", seine verschlafene Stimme war rau. "Ich muss zur Arbeit.", meine Stimme war ebenfalls noch verschlafen. Liam brummte und ließ mich los. "Du weißt aber schon, das du nicht musst?", es war keine Frage, sondern eher eine Aussage von Liam.

"Ich kann nicht ewig hier bleiben und mich von dir verarzten lassen.", ich richtete mich auf und saß nun am Bettrand. "Sicher?", obwohl ich ihn nicht sehen konnte, stellte ich mir sein schiefes Grinsen vor. Ich erhob mich von seinem großen Bett und schaute zu ihm. Er hatte sich aufgerichtet, lehnte auf seinen Händen und musterte mich. Die Decke lag auf seinen Beinen und sein perfektes Sixpack stach heraus. Seine Haare waren verwuschelt, wie meine auch.

"Ja, ich bin mir sicher.", er wusste genaue wie er mich bekam, aber ich blieb hartnäckig. Ich verschwand im Badezimmer, sprang unter die Dusche und richtete mich für die Arbeit her. Zack hatte mir weitere Klamotten besorgt, die ich nun anzog. Eine dunkelrote Bluse und eine schwarze Stoffhose zog ich an.

Nachdem ich fertig war, verließ ich das Badezimmer wieder und wollte nach unten gehen. Mein Blick wanderte aber in den Umkleideraum von Liam und dort blieb ich hängen. Er stand halbnackt vor den Anzügen und überlegte welchen er später anziehen sollte. Ich lehnte mich an den Türrahmen und schaute ihm kurz zu bevor ich klopfte, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Liam schaute gelassen zu mir rüber und ließ seine blauen Augen über meinen ganzen Körper wandern, bis sie bei meinen Augen stehen blieben. Mit langsamen Schritten kam ich auf ihn zu und hielt ein paar Zentimeter vor ihm an. Ich legte meine Hand auf seine Wange und gab ihm einen Abschiedskuss. "Wir sehen uns später, Hübscher.", flüsterte ich ihm zu.
"Oh und vergiss nicht, du warst auf Geschäftsreise.", erinnerte ich ihn an die Ausrede für seine Abwesenheit. Wir einigten uns darauf, dass ich früher gehen würde und er später, damit es nicht auffällt. Es bedrückte mich zwar, dass ich mich nicht mit meinem Freund zeigen konnte, aber das war es mir wert. "Und vergiss du nicht, dass ich dich liebe.", ich lächelte erwidernd bei seinen Worten, die jedes Mal aufs neue mein Herz trafen und verschwand in die Arbeit.

"Guten Morgen.", ich begrüßte Sophia und setzte mich an meinen Schreibtisch. "Wünsch ich dir auch.", antwortete die Blondine, "Wie geht es dir?" Ich runzelte meine Stirn und fragte mich ob sie von dem Unfall wusste. "Gut, danke. Wieso fragst du?", ich schaltete den Computer ein und legte mein Handy auf den Tisch. "Du warst doch krank.", Sophia schlürfte ihren Kaffee und schaute mich misstrauisch an.

"Ja, zum Glück geht es mir jetzt besser.", log ich. Naja nicht ganz, ich war wirklich krank, mehr oder weniger. "Während du nicht hier warst, habe ich die Arbeiten erledigt. Nur noch Mr. Kennedy muss drüber schauen, aber er ist seit ein paar Tage nicht hier.", Sophia ahnte etwas und das war mehr als offensichtlich. "Dankeschön, dass du alles gemacht hast. Aber warum ist Mr. Kennedy nicht hier?", ich machte auf ahnungslos und runzelte meine Stirn. "Er ist anscheinend auf einer Geschäftsreise.", erklärte sie und kaufte mir meine Ahnungslosigkeit ab.

Mein Handy vibrierte, weshalb es meine Aufmerksamkeit bekam. Liam hatte mir eine Nachricht geschrieben. >> Ich bin in zehn Minuten da.<< Ich nahm das Handy in meine Hand und wollte ihm antworten, doch dazu kam ich nicht.

"Mr. Clark erwartet dich übrigens im Konferenzraum.", Sophia ließ das Lächeln auf meinen Lippen verblassen. "Wann?", hackte ich nach und öffnete gleichzeitig die E-Mails auf meinem PC, "Oh, in 5 Minuten."

Ich erhob mich von meinem Stuhl und ging von dem Schreibtisch weg. Dann fiel mir ein, dass mein Handy noch da lag. Also wanderte ich zwei Schritte zurück und schnappte es mir. Es war mir nicht geheuer mein Handy hier zu lassen, weil Sophia sowieso schon misstrauisch gewesen war. Da würde sie bestimmt auch mein Handy durchforschen.

Mit einem Grinsen verließ ich das Büro und stolzierte zum Konferenzraum. Mein Chef war noch nicht hier, weshalb ich mich einfach schon Mal setzte und wartete. In der Zwischenzeit schenkte ich mir Wasser in ein Glas und löschte meinen Durst. Ich konnte mir schon denken, weswegen er mich sprechen wollte, doch ich wusste nicht wie ich es ihm sagen sollte. Wird er es schlecht aufnehmen? Fühlt er sich angegriffen? Doch eigentlich hat er den Vorschlag auch unterstütz. Also warum machte ich mir überhaupt Sorgen darüber?

"Ich bin froh, dass Sie wieder gesund sind.", Mr. Clark riss mich aus meinen Gedanken. "Guten Tag, Mr. Clark.", ich stand auf und reichte ihm meine Hand. "Guten Tag.", begrüßte er mich ebenfalls und setzte sich gegenüber von mir hin. "Sie wissen bestimmt, warum wir hier sind.", er hatte einen Tablett dabei und legte es vor sich hin. "Ich denke schon, aber müsste Mr. Kennedy nicht auch anwesend sein?", fragte ich nach. Liam wäre immerhin mein zukünftiger Chef und sollte hier mitreden. "Ja, da habe Sie recht. Er müsste auch jeden Moment zurück kommen von seiner Geschäftsreise.", erklärte der grauhaarige Mann und tippte dann auf seinem Tablett herum.

"Guten Morgen.", sofort füllte sich mein Körper mit Wärme, als Liam in den Raum trat. Ich hob meinen Kopf und hätte ihm bei dem Anblick am liebsten einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Er trug eine dunkle Hose, ein weißes Hemd und einen schwarzen Mantel. Bewusst hatte er sich so schick gemacht, weil ich heute Morgen nicht bei ihm geblieben bin. Er wusste ganz genau wie er mich verrückt machen konnte.

"Guten Morgen Mr. Kennedy.", antwortete ich ihm und schaute tief in seine blauen Augen. Auch Mr. Clark begrüßte ihn und lächelte freundlich. Er schleimte sich regelrecht ein. Liam setzte sich ans Ende vom Tisch zu meiner linken und zog seinen Mantel aus. Er hängte ihn an den Jackenständer und präsentierte so die teure Uhr an seinem linken Handgelenk. Der angenehme Duft von ihm strömte in meine Nase, den ich in mich einsog.

Ich hörte wie Mr. Clark anfing zu sprechen, aber ich nahm ihn nur leise wahr, da ich immer noch total von Liam in den Bann gezogen war. Seinen Bart hatte er ebenfalls frisch gestutzt und seine braunen Haare waren perfekt nach hinten zur Seite gestylt. Seine Aufmerksamkeit lag bei Mr. Clark, aber er war sich darüber im Klaren, dass ich ihn musterte. Er sah einfach so verdammt gut aus.

"Was sagen Sie dazu, Alice?", ich räusperte mich und schaute zu Mr. Clark, der mich aus meinen Träumen riss. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, weil ich nicht zugehört hatte. Mein Blick wanderte kurz zu Liam, der sich sein Lachen verdrückte. So ein Idiot.

"Ich denke ... also ich ...", ich hatte keine Ahnung was ich da quasselte. "Ms. Thompson Sie haben sich doch hoffentlich schon Gedanken über den Wechsel gemacht?", endlich gab mir Liam einen Tipp, wovon Mr. Clark gesprochen hatte. "Oh. Ja natürlich. Ich habe darüber nachgedacht und ich würde den Deal gerne annehmen und zu LK - Business & Technologies wechseln.", ich redete selbstsicher, aber zurückhaltend.

Wir klärten die Einzelheiten und ich bekam den Vertrag von Liam überreicht. Unsere Finger berührten sich und Funken sprühten. "Lesen Sie den Vertrag in Ruhe durch und morgen geben Sie ihn mir einfach wieder.", erklärte er und konnte seine Augen ebenfalls nicht von mir lassen. "Ja. Also dann, ich gehe wieder in mein Büro. Nach meinen Krankheitstagen habe ich einiges nachzuholen.", ich wollte unbedingt weg von hier, weg von dem verdammt gut aussehendem Liam bevor ich noch über ihn her fiel.

Ich stand auf, nahm den Umschlag mit und verschwand aus dem Konferenzraum. Anfangs wollte ich den Deal erst nicht annehmen, weil ich es komisch fand, dass mein Freund gleichzeitig mein Boss sein würde. Aber lieber das, anstatt zurück nach Seattle zu müssen und Liam nicht mehr sehen zu können. Das würde mir das Herz brechen.

You're my bright light in the darkness Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt