»2« | Friend

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»Nessa's PoV«

Es verging kein Tag und keine Sekunde, wo ich nicht an meine Familie denken musste. Vor allem an Maggie, die bereits auch ihr Kind hat, was es wohl geworden ist? Ich frage mich jeden Tag auf's neue, wie die Lage in Alexandria oder in Hilltop aussieht. Leben sie in Armut oder nicht? Lebt noch jeder, den ich früher kennen und geliebt habe oder nicht?

Vielleicht war ich dumm diese Entscheidung vor fünf Jahren getroffen zu haben. Vielleicht hätte ich Negan vor allen Gesichtern einfach töten sollen und mich dann von den ganzen Saviors umbringen lassen sollen, in der Hoffnung, dass keiner von uns jeden Morgen mit Problemen und Gedanken aufwachen muss - die sich darum handeln, ihn essen und andere Vorräte zu besorgen die ihn glücklich machten.

Doch würden die Gedanken tatsächlich wahr sein, dann würde auch jetzt nicht Ellie leben, also hatte ich keine andere Wahl.

Die Sommersprossen die ihr Gesicht zerrten. Die kleinen Augen und die selbe Augenfarbe, die mich an Daryl erinnerte und mich somit nicht vergessen ließ, was ich ihn alles angetan hatte. Das strahlend blonde Haar, was ihr Gesicht noch fröhlicher wirken ließ. Und das Lachen.. das Lachen was Daryl selten lachte, denn auch das hatte sie von ihm.

"Möchtest du wieder zu deiner Mama?", lachte Sheery in einer kindlichen Stimme und hielt Sie im Arm. Ich hasste es so sehr, jeden Tag hier zu sein und darauf zu warten, was Negan als nächstes von mir will oder verlangt. Ellie bekam zwar die volle Aufmerksamkeit von fast jeden hier geschenkt, doch eigentlich wollte ich nur unter mich sein mit ihr.. und Daryl.

"Nein, die kleine Ellie hat jetzt die volle Verantwortung und bleibt bei Sherry, bis ich wieder zurück bin. Mama muss kurz zu Doctor Carson," erwiderte ich selbst mit einer kindlichen Stimme und strich ihr die blonden Strähnen aus dem Gesicht. "Wäre nett, wenn du kurz auf sie aufpassen könntest." fügte ich hinzu und sah in die Augen von Sherry, die genauso aussahen wie bei jeder anderen Frau hier. Leer und kaputt

Alle wollten raus aus diesem furchtbaren Albtraum. Der Albtraum, der leider wahr wurde und keine Sicht zum guten hatte. Keiner hier wollte mehr leben oder weiter so zu tun, als würde das hier richtig sein. Alles hier war falsch und es ekelte mich immer an..

Mit einem stumpfen nicken und einem falschen Lächeln auf den Lippen, nickte sie und ich konnte endlich zu Doctor Carson, um mich kontrollieren zu lassen.

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"Nessa, du hast es also doch geschafft.", begrüßte mich die nette Stimmlage von Doctor Carson, als ich den Raum von ihm betrete. Ob die Stimmlage gespielt war, wusste ich nicht. Aber ich wusste, das er auch hier raus wollte. Mit einem falschen Lächeln auf dem Gesicht, nahm ich die Worte entgegen.. doch es war zu falsch, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass er es merkte.

"Wie oft habe ich dir noch gesagt, das du in diesem Raum du selbst sein kannst. Du brauchst nicht falsch Lächeln oder so zu tun, als würde es dir gut gehen, hier. Sei du selbst!", mahnte er in einen etwas strengeren Ton.

Sofort ließ ich meine Miene im Gesicht traurig wirken. Das Gesicht was zeigte, wie ich mich wirklich seit fünf Jahren hier fühle. "N..nein, den brauch ich nicht." murmelte ich schnell und sofort legte er den Schwangerschaftstest beiseite und nickte zufrieden. "Sicher?", hinterfragte er. Wiederholend nickte ich zu seiner Frage.

"Negan...er.." - "Dann ist ja gut.", unterbrach er mich lächelnd.

"Isst du immer noch nichts?" Fragte er und sah sich mein Rücken an, wo meine Wirbelsäule schon heraus stach, weil ich zu wenig aß. "Ja, i..ich habe in letzter Zeit.. kein Hunger." stotterte ich etwas verlegen von seiner Reaktion, weil ich es peinlich fand, das er genau wusste warum ich nichts aß.

"Dann brauch ich mich nicht wundern, dass dir eisig kalt ist bei einem voll erwärmten Raum." Flüsterte er und sah mir besorgend in die Augen. "Du musst was essen, sonst können deine Organe nicht richtig arbeiten und es kann dann zum Tod führen!"

"I..ich versuche es, aber ich kann es nicht." - "Wegen Daryl? Du kannst nichts essen, weil du nicht weiterleben möchtest mit den Schuldgefühlen?" unterbrach er mich wieder und runzelte die Stirn. Traurig seufzte ich und nickte nur darüber, denn es war wahr.

"Was passiert dann mit Ellie? Soll sie in den Armen einer anderen - fremden Frau aufwachsen?", fragte er und schüttelte den Kopf. "Vielleicht gibt es da eine Lösung. Rede doch einfach mit Negan und erklär ihn deine Situation, das..." - "Als würde es ihn kümmern, wie es uns allen hier geht!", unterbrach ich ihn und lachte spöttisch darüber.

"Tun sie doch nicht so. Sie sind kein Psychologe und ich bin schlau genug um zu sehen, dass sie selbst ihren Bruder Wiedersehen möchten und nie den Mund vor Negan aufbekommen würden, wenn es darum geht. Wir alle sind gefangen hier und Selbstmord ist halt die einzige Lösung." zischte ich und sah ihn wütend an.

"Ja, da hast du recht.. ich bin kein Psychologe, aber dafür ein Freund."

Daryl Dixon: Nobody's You [FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt