3: Seth

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Cindy schaute genervt auf, als jemand zu uns trat und auch ich hob meinen Blick. Dort stand Seth. Mir fiel erst jetzt auf, dass er irgendwie elfenhafte Gesichtszüge hatte, die auch Cindy's Gesicht zierten. Seine Augen waren ausdruckslos, genauso wie sein Mund. Er war genau wie seine Schwester ziemlich blass. ,,Cid, Mum hat eben angerufen. Sie meinte, du sollst später das Katzenklo sauber machen und einkaufen gehen. Achte das nächste Mal drauf, ob dein Handy klingelt.", murrte er. Cindy verdrehte die Augen und schaute ihn mit einem Killerblick an. ,,Danke für die Nachricht, Setherius. Gehst du jetzt wieder?", erwiderte sie genervt. ,,Nein. Hast du Geld dabei?", fragte er und schob seine Hände lässig in seine Hosentaschen. ,,Ja, aber wieso sollte ich es dir geben?", erwiderte Cindy. ,,Weil ich dein Bruder bin und es haben will.", erwiderte er. ,,Na und? Geh doch zu den Jungs aus der Clique. Die haben ja immer mehr als genug Geld. Vor allem Jamie.", meinte Cindy. ,,Ich könnte auch deine neue Freundin entführen und sie mal Jamie oder Derek vorführen. Also, gib mir das Geld.", knurrte Seth. ,,Vergiss es.", zischte Cindy. Seth zuckte die Schultern, packte mich am Handgelenk und zerrte mich von der Mauer. Ich wurde erbarmungslos von ihm mitgezogen. Doch ich wehrte mich nicht, da ich eh zu schwach war und traute nicht, mich etwas zu sagen. Seth zerrte mich weiter und um die Ecke. Dort in der Ecke lümmelte der Rest der Jungs und alle waren am Rauchen. ,,Seth, was machst du mit ihr?", fragte Jason verwirrt. ,,Sie ist mein Druckmittel. Cindy gibt mir ihr Geld nicht.", antwortete Seth, aber er ließ mich nicht los. Jamie stand mir gegenüber lässig an die Wand gelehnt. Er bließ den Rauch aus und ich verzog angewidert das Gesicht, als mir der Geruch in die Nase stieg. Riley hielt Seth eine Zigarettenschachtel hin. ,,Willst du eine?", fragte er. ,,Nein, ich hatte doch eben schon eine.", erwiderte Seth. ,,Du?", fragte Riley und hielt mir die Schachtel hin. Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Dafür ist sie doch viel zu brav.", spöttelte Jamie. Warum auch immer, packte mich plötzlicher Mut. Ich riss ihm mit angriffslustigem Blick seine Zigarette aus der Hand und zog daran. Hustend bließ ich den Raum wieder aus. ,,Na los, rauch sie fertig. Ich nehm 'ne Neue.", meinte Jamie, doch ich schüttelte schnell den Kopf. ,,Also bist du doch das kleine brave Petersfield-Mädchen.", meinte er so angriffslustig, wie ich ihn angeschaut hatte. Mit einem Killerblick zog ich erneut an der Zigarette und bließ den Rauch diesmal nur mit einem kleinen Hüsteln aus. Jamie grinste und nahm sich eine Neue aus der Schachtel von Riley. Er zog ein schwarzes metallenes Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete seine Zigarette an. ,,Toll, als nächstes bringt ihr sie noch dazu Drogen zu nehmen!", fauchte eine Stimme hinter mir. Ich wollte mich umdrehen, konnte das aber nicht komplett, da mich Seth immer noch am Arm festhielt. Hinter mir stand Cindy. Sie riss mir die Zigarette aus der Hand und schmiss sie auf den Boden. Mit sichtbarer Wut trat sie drauf und funkelte die Jungs an. ,,Lass Madison jetzt endlich los.", fuhr sie ihren Bruder an. Doch dieser schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. ,,Süß, wie du wütend wirst.", meinte er nur belustigt. ,,Lass jetzt sie los.", fauchte Cindy. ,,Lass mich überlegen... Nö.", entgegnete Seth. ,,Setherius Jones, du lässt Madison jetzt sofort los!", schrie sie ihren Bruder an und ich zuckte sofort zusammen, als sie anfing zu schreien. Ungewollt stiegen mir Tränen in die Augen. ,,Du hast mir noch nicht dein Geld gegeben.", erwiderte Seth grinsend. ,,Setherius...", wollte Cindy gerade wieder losschreien und ich zuckte wieder zusammen. ,,Jetzt hört doch auf!", brauste plötzlich Derek dazwischen. Riley, Jason, Cindy, Seth und ich schauten ihn überrascht an. Jamie sah mich an, doch ich starrte auf den Boden und versuchte meine Tränen wegzublinzeln. ,,Zieht Madison nicht in eure Zankerei.", sagte Derek nun ruhiger. Alle Blicke lagen nun auf mir und es wurde mir noch unangenehmer. Ich entriss Seth meinen Arm, weswegen mein Pulli hochrutschte. Meine Ritznarben kamen kurz zum Vorschein, doch ich vedeckte sie schnell und rannte davon.

-Jamie-

Geschockt starrte ich Madison hinterher. Die Anderen schauten ihr auch hinterher, aber niemand außer mir hatte es gesehen. Niemand von den Anderen hatte diese Narben auf ihrem Arm gesehen. Ich war so geschockt, dass ich mich nicht bewegen konnte. Kein bisschen. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht mal blinzeln, gespräche denn wo anders hinstarren, als dort, wo Madison vor wenigen Sekunden noch war. Nicht mal, dass Derek und Riley etwas sagten, bekam ich mit. Ich erwachte erst aus meinem Schock, als ich mit einem Zischen meine Zigarette fallen ließ, an der ich mich soeben verbrannt hatte. Als ich aus der Schockstarre erwacht war, bemerkte ich, dass Seth ihr anscheinend hinterher war. Cindy sah echt verwirrt aus. Riley und Jason schauten mich aufgebracht an, während Derek's Blick eher besorgt war. ,,Du bist so weiß, als hättest du gerade einen Geist gesehen.", meinte Derek. ,,Ich fühle mich auch so.", murrte ich nur und fragte mich dann, wieso Seth ihr hinterher war.

-Madison-

Ich saß zusammengekauert in einer Ecke und starrte vor mich hin. Mühsam hielt ich die Tränen zurück und schluckte den Kloß, der in meinem Hals war, während die Erinnerungen hochkamen. Die Erinnerungen an eine ganz bestimmte Schule. Um genau zu sein, die letzte in der ich war. Es war eine High School in Weston und ich musste jeden Tag 3 Stunden mit dem Auto dort hin fahren. Und dort wurde ich am schlimmsten gemobbt. Es gab dort einen Jungen namens Luca, dem es außerordentlich Spaß machte mich vor den Anderen bloß zu stellen und zu beleidigen, wann es nur ging. Oft hatte er mich angeschrien. Er hatte mich geschlagen und angeschrien, jeden Tag. Seitdem fing ich fast an zu weinen, wenn man mich anschrie oder generell rumschrie. Nur wegen Luca. Jemand ging vor mir in die Hocke. ,,Madison?", fragte eine männliche Stimme vorsichtig. Meine Sicht wurde wieder klar und ich erkannte Seth. ,,Was ist los?", fragte er sanft. ,,Nur Erinnerungen. Blöde Erinnerungen.", wisperte ich. ,,Oh okay.", murmelte er und lächelte mich vorsichtig an. ,,Mal eine Frage. Warum nennt Cindy dich immer Setherius?", fragte ich leicht lächelnd. ,,Seth ist nur ein Spitzname. So heiße ich eigentlich. Aber ich hasse es.", antwortete er. Ich lächelte kurz, bevor wir dann aufstanden und wieder zum Untericht gingen. Irgendwie konnte Seth ja anscheinend doch nett sein.

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