Ich sog scharf die Luft ein. Jamie saß in seinem eigenen Blut und starrte mit leeren Augen vor sich hin. Auf seinen Wangen die Spuren von getrockneten Tränen. Nun sah er noch mehr aus, wie eine Leiche. Er trug kein Oberteil und ich hatte freien Blick, auf seinen abgemagerten Oberkörper. Seine Handfläche war aufgeschnitten und das Messer lag blutig im Waschbecken. Ich seufzte und holte mein Handy raus. Dann ließ ich Jamie kurz im Bad alleine. Ich wählte die Nummer des Krankenwagens und wartete das jemand dran ging. ,,Ja hallo. Hier ist Derek Davis. Ich bin im Appartment von meinem Freund und habe ihn im Bad gefunden. Er hat sich selbst die Hand aufgeschnitten und sitzt in seiner eigenen Blutlache. Anscheinend steht er auch unter Schock.", meinte ich, als jemand ran ging. Ich sagte noch die Straße und in welchem Stock Jamie wohnte. Dann sagten sie, dass ich bei ihm bleiben sollte und sie sofort kamen. Ich legte auf und ging wieder zu Jamie. Dieser saß immer noch so da und ließ mich nicht an seine Hand. Er reagierte überhaupt nicht auf mich, es sei denn ich wollte nach seiner Hand greifen. Dann zog er diese weg, aber immer noch mit leerem Blick. Ich wählte Cindy's Nummer. ,,Ja?", fragte sie. ,,Ich bin bei ihm und habe ihn im Bad in seiner eigenen Blutlache gefunden. Er hat sich die Hand aufgeschnitten und steht unter Schock. Der Krankenwagen ist schon auf dem Weg, aber Jamie lässt mich nicht an seine Hand.", erklärte ich. ,,Er hat sich selbst die Hand aufgeschnitten?!?", fragte Cindy histerisch. ,,Ja.", meinte ich und betrachtete Jamie nachdenklich. ,,Hat er sich irgendeine wichtige Ader aufgeschnitten?", fragte sie dann. ,,Dem ganzen Blut nach zu urteilen schon.", seufzte ich, musste danach aber auflegen, weil der Notarzt kam. Dieser versuchte vergebens, Jamie anzusprechen. Sie spritzen ihm irgendein Mittel, sodass er das Bewusstsein komplett verlor. Dann hieften sie ihn auf eine Trage und brachten ihn in den Krankenwagen. Sie fuhren zum Krankenhaus und ich fuhr mit meinem Auto hinterher.
-Madison-
Jemand klopfte an meiner Zimmertür. Ich reagierte nicht. ,,Madison, du bist jetzt hier alleine zu Hause. Ich fahre zu Jamie ins Krankenhaus. Derek ist schon dort.", vernahm ich die sanfte Stimme von Cindy. Jamie war im Krankenhaus? Ich riss die Augen auf. Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte war Cindy schon weg. Ich lief in meinem Zimmer auf und ab. Wieso war er im Krrankenhaus? Was war mit ihm passiert? Als ich es nicht mehr aushielt, stürmte ich aus dem Haus und fuhr zum Krankenhaus. Es war schon abends. Ich lief durch die Gänge. Irgendwann sah ich jemanden, mir sehr bekannten auf einem Plastikstuhl sitzen. Er hatte sich vornüber gebeugt und stützte den einen Ellenbogen auf sein Knie. Seinen Kopf hatte er auf diese Hand gestützt und in der anderen Hand hielt er einen dampfenden Pappbecher. ,,Riley?", fragte ich überrascht. Dieser blickte auf und sah mich. ,,Madison...", meinte er ebenso überrascht. Ich setzte mich neben ihn. ,,Was ist mit ihm?", fragte ich leise. ,,Er hat sich selbst die Hand aufgeschlitzt und sehr sehr viel Blut verloren. Außerdem ist er total geschwächt und hat gefährliches Untergewicht. Die Ärzte dachten schon, er wäre magersüchtig. Als sie ihn an der Hand genäht haben, hat auf einmal ein Apparat Alarm geschlagen und sie haben einen Ultraschall bei ihm gemacht. Er hat nicht nur gefährlich viel Blut verloren sondern auch Tabletten geschluckt. Direkt nach dem Ultraschall musste er reanimiert werden. Und jetzt ist er gerade im Not-OP.", antwortete Riley. Sofort stiegen mir Tränen die Augen. ,,Derek und Cindy reden gerade mit einem der Ärzte. Seth ist in der Cafeteria und holt uns allen Kaffee. Jason ist momentan in Australien. Wir haben ihn aber angerufen und er kommt auch wieder nach England.", fügte er noch hinzu. Wow. Es war fast unsere ganze Clique anwesend. Als ich mit Jamie zusammengekommen war, gehörte ich automatisch mit zur Clique und irgendwann hatte dann auch Seth murrend nachgegeben, dass seine Zwillingsschwester ebenfalls dazugehören durfte. Mir lief ohne, dass ich es merkte eine Träne die Wange runter. Riley schaute mich mitleidig an. Er nahm mich ohne groß zu zögern in den Arm. Kurz später kam Seth und ließ sich neben mich fallen. Er nahm mich auch kurz in den Arm. Dann reichte er mir einen Kaffee. Ich nahm ihn dankend an. Irgendwann ging eine Tür auf und Derek und Cindy kamen raus. Sie setzten sich auch zu uns und nahmen die Kaffee's von Seth an. ,,Und?", fragte Seth nach einer Weile Schweigen. ,,Er wird durchkommen. Sie haben ihm den Magen ausgepumpt und er ist an insgesamt drei Infusionen angeschlossen und braucht einen Batmungsschlauch, aber er wird durchkommen.", antwortete Derek. Wir alle atemten erleichtert auf. Kaum hatte Derek das ausgesprochen, ging die Tür vom OP auf und Jamie wurde rausgeschoben. Er wurde in das Zimmer geschoben, vor dem wir saßen. Jamie sah schrecklich aus. Er war leichenblass und hatte tiefe Augenringe. Außerdem war er total mager und seine Wangenknochen stachen extrem hervor. Die Tür war noch offen und ich hatte freien Blick in sein Zimmer. Ihm wurde der Beatmungsschlauch angelegt und die drei Infusionen. Dann kam der Arzt wieder raus und schloss die Tür hinter sich. Wir saßen weiter alle schweigend auf dem Gang und jeder hing seinen Gedanken nach. Jamie wäre heute beinahe gestorben. Wäre er allein gewesen und nicht hier im Krankenhaus, wäre er jetzt tot. Und ich war daran Schuld. Als mir das so schmerzhaft bewusst wurde, fing ich wieder an zu weinen. Riley nahm mich in den Arm. Cindy stand auf und kam auch zu mir. Riley ließ mich los und Cindy nahm mich in den Arm. Dann legten auch noch Riley, Seth und Derek ihre Arme um uns. Als ich mich wieder beruhigt hatte, setzten wir uns alle wieder normal hin und hingen weiter unseren Gedanken nach. ,,Jemand sollte bei ihm sein, wenn er aufwacht.", meinte Seth dann leise. ,,Madison sollte bei ihm sein.", meinte Derek und Cindy stimmte ihm zu. ,,Er hasst mich.", murmelte ich traurig. ,,Nein, er liebt dich.", widersprach Derek. Plötzlich zog er Jamie's Handy aus seiner Hosentasche. Er machte es an, sodass man den Sperrbildschirm sah. Jamie hatte ein Bild von mir als Sperrbildschirm. Derek gab mir sein Handy. ,,Entsperr es.", meinte er. Ich gab den vertrauten Pinn ein und schaute dann wieder auf das Bild von mir und Jamie, welches er als Hintergrund hatte. ,,Geh auf Whatsapp.", befahl mir Derek weiter. Ich klickte auf die App und sah, das unser Chat angepinnt war. Mit wässrigen Augen klickte ich auf den Chat. Er hatte unseren Chatverlauf nicht ein einziges Mal gelöscht. Auch der Anfang vom Chat war noch da. Ich musste leicht lachen, als ich sah, wie stumpf wir da geschrieben haben. ,,Schau doch, wie er dich eingespeichert hat.", meinte nun Seth sanft. Ich schaute auf meinen Namen. Doch dort stand nicht mein Name. Da stand: Prinzessin👑❤🔐 Mir kullterte eine Träne über die Wange. ,,Jamie liebt dich, seit du auf unsere Schule gekommen bist. Und er hat nie damit aufgehört. Du weißt gar nicht, wie oft er uns in den Ohren gehangen ist, wegen dir. Wie er immer von dir geschwärmt hat. Und du weißt auch nicht, wie wütend er war, wenn einer von uns dich zum Weinen gebracht hat.", fügte nun Riley hinzu. Ich nickte und steckte Jamie's Handy ein. ,,Ich geh dann mal zu ihm.", murmelte ich und stand auf. Die anderen Vier nickten und ich ging in Jamie's Zimmer. Dort setzte ich mich auf den Plastikstuhl neben seinem Bett. Ich nahm seine Hand und legte meinen Kopf auf das Bett. So beobachetet ich ihn dann. Ich saß bis tief in die Nacht hinein bei ihm und wollte auch da noch nicht gehen. Riley, Seth und Derek brachten mir abwechselnd Kaffee, wenn ich kurz davor war einzuschlafen. Irgendwann schlief ich auch fast ein, aber dann träumte ich etwas schlechtes und wachte sofort wieder auf. Jamie lag unverändert da. Auch ich bewegte mich nicht mehr, sondern beobachetete ihn einfach weiter. Stundenlang blieb ich so sitzen.
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It's been a little while now, since I last saw your face
FanfictionMadison ist neu auf ihrer Schule. Sie ist ein ruhiges Mädchen, da sie eine heftige Vergangenheit hinter sich hat. Mobbing, Ritzen und so weiter. Das alles war Teil ihres Lebens. Doch sie glaubt nicht, dass das auf ihrer neuen Schule anders ist. Sie...