26: Schock

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-Jamie-

Ich knallte die Badezimmertür wütend hinter mir zu. Vor Wut schlug ich mit der Faust in den Spiegel, der sofort zerbrach. Kurz später hörte ich Madison mein Appartment verlassen. Ich sank auf die Knie. Heiße, salzige Tränen liefen über meine Wangen. Eine Mischung aus Wuttränen und normalen Tränen. Es tat weh, was sie mir vorwarf. Es tat weh, wie sie von mir dachte. Ich ließ meinen Frust und meine Wut mit einem lauten Schrei aus mir raus. Meine Knöcheln waren aufgeplatzt und mein Blut lief in feinen Rinsalen über meine Finger. Schluchzend ließ ich mich auf dem Mamorboden nieder. Der Schmerz in meinen Knöcheln war im Gegensatz zu meinem Herz sogar noch ertragbar. Als ich mich irgendwann halbwegs beruhigt hatte und meine Tränen auf meinen Wangen getrocknet waren stand ich langsam auf. Mich interessierte meine Hand immer noch nicht. Ich ging gelähmt ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Mein Herz war wie abegstumpft und meine Gefühlswelt kaputt. Ich nahm nichts mehr richtig war und fühlte nichts, was gut war. Denn ich wollte nichts mehr fühlen. Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr fühlen. Dieser Schmerz den ich das erste Mal mit siebzehn gespürt hatte, als Madison unsere Freundschaft oder was auch immer das war, beendet hatte. Dieser Schmerz, der mich dazu getrieben hatte mein Zimmer in seine Einzelteile zu zerlegen. Der Schmerz, der mich zum Alkohol und den Drogen gebracht hatte. Der Schmerz, der erst aufgehört hatte, als Madison mir gesagt hatte, dass sie mich liebte und mit mir zusammen sein woltle. Genau diesen Schmerz wollte ich nicht wieder fühlen. Ihn eben kurz zu fühlen war schlimm genug. Mich aber weiter damit quälen zu müssen wollte ich nicht. Also war ich heilfroh, nichts mehr zu fühlen. Ich schaltete gelähmt den Fernseher an und starrte auf den Bildschirm, ohne mitzubekommen, was da eigentlich lief und was die Leute sagten. Stattdessen sah ich vor meinem inneren Auge immer und immer wieder Madison. (Oben ist Jamie's Blick) Ich starrte weiter auf den Bildschirm und nahm nur ein bisschen, die sich dauernd ändernden Farben wahr. Selbst als mein Handy klingelte, war ich nicht fähig zu reagieren. Es war mir aber auch egal. Wer auch immer anrief, konnte warten. Ich war zu demotiviert um meine Hand zu verarzten, doch irgendwann fing sie an, unangenehm zu pochen und zu brennen. Ich stand auf und nahm mir meine Jacke. In diese schlüpfte ich und verließ mein Appartment. Unten knipsten mich die Paparazzi, doch es war mir egal. Ich hörte gedämpft ihre Stimmen. ,,Jamie, was ist zwischen dir und Madison passier?" ,,Jamie, was ist das an deiner Hand?" ,,Jamie, wohin gehst du?" ,,Jamie, was wollte Madison bei dir?" ,,Jamie, wieso ist Madison weinend aus deinem Appartment rausgerannt gekommen?" ,,Jamie, hörst du uns überhaupt?" Natürich hörte ich sie, doch ich war unfähig zu reagieren. Stattdessen lief ich, wie ferngesteuert einfach weiter. Ich wusste nicht, wohin mich meine Beine trugen. ,,Jamie, verstehst du uns?" ,,Ist er überhaupt ansprechbar?" ,,Ich glaube, er steht unter Schock." ,,Er ist überhaupt nicht ansprechbar." ,,Jemand sollte Hilfe holen!" ,,Der Kerl steht komplett unter Schock!" Die Stimmen wurden immer leiser, bevor ich gar nichts mehr davon wahrnahm. Ich lief trotzdem zielstrebig weiter, ohne zu wissen wohin. Irgendwann stand ich dann vor dem Krankenhaus. Ich lief rein und wurde von einer Frau empfangen. ,,Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte sie, doch ich schaute nur an ihr vorbei und war immer noch unfähig zu reagieren. ,,Ich denke, er steht unter Schock. Seit er aus seinem Appartment gekommen ist, ist er nicht mehr ansprechbar und starrt ins Leere. Außerdem hat er eine ziemlich heftige Verletzung an der Hand.", meldete sich eine Stimme neben mir zu Wort. Doch auch auf diese konnte ich nicht reagieren. Stand ich wirklich unter Schock. ,,Wie heißt er denn?", fragte die Frau nun und ich spürte ihren besorgten Blick. ,,Jamie!", rief nun eine Stimme schwach. Mein Kopf fuhr herum. Madison wurde gerade von Notsanitätern auf einer Trage reingeschoben. ,,Mads...", murmelte ich schwach. Meine Beine setzten sich in Bewegung und schon stand ich bei ihr. Sie setzte sich schwach auf. Ich legte meine Hand an ihre Wange. Sie war eiskalt. So sah sie auch aus. Sie war blass und ihre Lippen bebten und waren blau. ,,Mads...", wiederholte ich mich fast flüsternd und schloss sie in die Arme. Sie drückte sich an mich und ihre zuckte bei ihrer Kälte kurz zusammen. Ihr Körper sog meine Wärme, wie ein Schwamm auf. Sie fing an zu schluchzen und auch mir lief eine Träne über die Wange. Ich schloss sie noch fester in meine Arme. ,,Mister, Sie sollten mal Ihre Hand verarzten lassen.", meinte einer der Sanitäter vorsichtig. ,,Das sieht so aus, als wäre es böse entzündet.", meldete sich nun der Andere zu Wort. Kaum hatten sie das ausgesprochen, spürte ich meine Hand wieder pochen und brenne. Vor Schmerz zischte ich auf. ,,Okay, der Schock meint sich langsam wieder zu legen. Er fängt an, etwas zu spüren.", meinte nun die Frau, die mich empfangen hatte. ,,Beide in die Notaufnahme.", ordente plötzlich die Stimme eines Arztes an. Und schon wurden Madison und ich auseinander gerissen. Sie wurde auf dem Bett weiter geschoben und ich wurde in einen Rollstuhl gedrückt. So wurde dann auch ich in die Notaufnahme gebracht. Madison war schneller fertig als ich und war dann in einem Zimmer untergebracht. Mir wurden etliche Splitter aus der Hand gezogen und meine Hand wurde mehrfach gereinigt und wieder mit einer Salbe beschmiert. ,,Eigentlich müssten wir das nähen, aber das ist so entzündet, dass wir es vorerst nicht nähen können.", meinte der Arzt. ,,Wann ist das denn passiert?", fragte er mich dann. ,,Heute...", brachte ich brüchig hervor. ,,Und wie ist das passiert?", fragte er vorsichtig. ,,Habe glaube ich einen Spiegel zerschlagen...", murmelte ich und meine Augen verloren sich im Nichts. ,,Okay, das müssen wir noch mehr behandeln und er muss auf jeden Fall noch hier bleiben. Er steht immer noch unter Schock.", ordente der Arzt an. Ich wurde auf ein Bett gelegt und dann in das Zimmer, in dem auch Madison war gebracht. Diese lag im Halbschlaf auf ihrem Bett und in eine Wärmefolie gehüllt. Kaum war die Krankenschwester draußen, stand ich auf und lief zu Madison. Meine Hand war in ein dickes Verband gewickelt. Ich hob sie sanft an und legte mich neben sie. Sie machte die Augen einen Spalt auf und kuschelte sich dann an mich. Ich schloss sie fest in die Arme und deckte uns zu. So blieben wir dann liegen und kurz darauf schlief ich ein.

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