-Jamie-
Als ich wieder aufwachte, griff ich als erstes neben mich, wo Madison vor ein paar Stunden noch gelegen hatte. Doch meine Hand fuhr nur über ein kaltes Bettlaken, also war sie wohl schon eine Weile weg. Es überraschte mich nicht, dass sie weg war. Meine Augen waren noch wie zugenäht. Vor meinem inneren Auge sah ich wieder, wie das Messer über ihre Haut glitt. Ich spürte, wie sie gegen meine Schulter sank. In diesem Moment hatte ich riesige Angst gehabt. Ich wusste, dass Blutverlust müde machte, aber in diesem Moment hatte ich einfach nur Panik, dass sie zu viel Blut verloren hatte und das Bewusstsein verloren hatte. Doch als ich ihren Puls gefühlt hatte, hatte ich einen regelmäßigen und kräftigen Herzschlag gespürt. Also hatte ich sie weiter verbunden und sie danach in mein Bett getragen. Als sie zwei Stunden später immer noch nicht wieder wach war und ich fast im Sitzen eingeschlafen war, hatte ich mich umgezogen und neben sie gelegt. Es hatte geschlagene fünf Sekunden gedauert, bis sie sich zu mir gerollt hatte und ihre Hand auf meinen Bauch gelegt hatte. Ich hatte meine Arme bei mir behalten. Es wäre wohl nicht so schlau, sie in den Arm zu nehmen. Zwischen uns war es immer noch seltsam und ich wusste nicht, wie ich mit ihr umgehen sollte. Durch ihr Streicheln auf meinem Bauch war ich dann noch müder geworden und schließlich eingeschlafen. Langsam öffnete ich meine Augen. Mein T-shirt war an meinem Bauch zerknittert, also hatte sie sich anscheinend festgekrallt. Müde stand ich auf und fuhr mir über's Gesicht. Ich schaute zu meinem Schreibtisch und ungeheure Erleichterung packte mich, als ich das Messer noch dort liegen sah. Ich war ein absoluter Morgen-Muffel, aber wenn das Messer nicht mehr da gewesen wäre, wäre ich innerhalb von zwei Sekunden feritg gewesen und auf dem Weg zu Madison gewesen. Schlurfend verließ ich mein Zimmer und gähnte herzhaft, als ich die Treppe runterstieg. In der Küche saß mein Vater und las Zeitung. Meine Mutter lief in der Küche umher und schien aufzuräumen. Keiner von Beiden sagte etwas, da sie wussten, dass ich morgens zu nichts zu gebrauchen war. Nicht mal zu einem simplen Gespräch. Ich nahm mir eine Tasse raus und machte mir einen Kaffee. Nachdem ersten Schluck strahlte meine Mutter mich an. ,,Guten Morgen!", strahlte sie. ,,Morgen.", murrte ich und trank den nächsten Schluck Kaffee. ,,Ist Madison noch da?", fragte mein Vater. ,,Nein. Sie ist vor einer Weile gegangen.", murrte ich und warf ihm einen funkelnden Blick zu. Er verstand, dass keine weiteren Fragen über Madison erwünscht waren. Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, stellte ich die Tasse in die Spülmaschine. Ich lief die Treppe hoch und lief dabei an meinem kleinen Bruder Sam vorbei, dem ich beim Vorbeigehen durch die Haare wuschelte. ,,Jamie!", beschwerte er sich maulend. Ich lachte leise, weil er ansonsten für einen elfjährigen immer sehr ernst war. Schnell ging ich in mein Bad und duschte. Ich machte meine Haare und lief dann in mein Zimmer. Schnell zog ich mir frische Sachen an und machte mein Bett. Dabei stieg mir Madison's Geruch in die Nase. Nein, so schnell würde ich mein Bett nicht frisch beziehen. Schnell nahm ich noch mein Handy und meinen Autoschlüssel und sprang die Treppen wieder runter. ,,Ich bin dann mal weg!", rief ich und verließ das Haus. In meinem weißen Audi TT fuhr ich direkt zu Caleb's Haus. Ich klingelte Sturm und er riss genervt die Tür auf. ,,Jamie?", fragte er überrascht. ,,Der einzig Wahre.", erwiderte ich grinsend und wir umarmten uns brüderlich. ,,Was machst du hier?", fragte er. ,,Ich will ein neues Tattoo.", meinte ich. ,,Gut, komm rein.", murrte er. Ich folgte ihm in sein Homestudio und ließ mich auf den Sessel plumpsen. ,,Was möchtest du und wohin?", fragte er, während er sich die Handschuhe überstreifte. ,,Ist mir egal, du kennst mich und weißt, was mir gefällt. Aber bitte auf den Bauch.", meinte ich grinsend und streifte mein T-shirt ab. Er seufzte und nahm die Maschine. Das vertraute Sirren ertönte und er beugte sich über meinen Oberkörper, nachdem er meine Haut desinfiziert hatte. Ein genießerisches Stöhnen entkam meiner Kehle, als sich die Nadel in meine Haut bohrte. Caleb lachte leise. ,,Wer oder was hat dich jetzt wiede so wütend gemacht, dass dir dieses Stöhnen entfährt?", fragte er dann grinsend. ,,Meine Eltern.", murrte ich und schloss genießerisch die Augen. Die Nadel stach wieder und wieder in meine Haut und ich genoss es. ,,Du hast dir von mir jetzt schon 13 Tattoos und einen Piercing von mir stechen lassen. Wo führt das hin, Jamie? Du bist gerade mal 17 und ich steche dir gerade dein 14. Tattoo.", meinte Caleb nun wieder ernst. ,,Das ist das Letzte.", murrte ich. ,,Sag keine Sachen, die du nicht ernst meinst.", widersprach er. ,,Ich meine das ernst.", murrte ich. ,,Nein, tust du nicht. Aber was ich jetzt sage, meine ich tausendprozentig ernst. Bis du volljährig bist, bekommst du von mir kein einziges Tattoo und keinen einzigen Piercing mehr.", meinte er. Ich schnaubte entrüstet. ,,Klar, Papa.", schnaubte ich beleidigt. Nach einer Weile war er fertig. Ich öffnete die Augen und schaute auf meinen Bauch. Zufrieden grinsend betrachtete ich die große Spinne mit dem kleinen Totenkopf drunter. Genau mein Stil. Dann folgte die festgelegte Prozedur nach dem Tattoo-stechen. Caleb schmierte mir Salbe auf das Tattoo und wickelte ein Verband um meinen Bauch. Dann streifte ich mein T-shirt wieder über und nahm das Päckchen Salbe. ,,Du weißt, erstmal keine Reibungen und kein Duschgel drauf. Jeden Tag frisch Salbe drauf machen, Verband zum Schutz nicht vergessen und wenn möglich nichts draufkommen lassen. Die nächsten drei Tage solltest du das Tattoo noch morgens und abends desinfizieren.", ratterte Caleb die altbekannte Leier runter. ,,Jaja, ich weiß Caleb. Ist nicht mein erstes Tattoo.", schnaubte ich. Caleb grinste kurz schelmisch. ,,Hättest du das jetzt nicht gesagt, wäre es mir nie aufgefallen.", meinte er ironisch. ,,Hahaha.", murrte ich nur. ,,Danke, für's Tattoo. Ich muss dann jetzt los.", meinte ich, umarmte ihn nochmal brüderlich und verließ ihn wieder. Bei meinem Weg nach draußen legte ich einen Fünfziger auf die Fensterbank. Ich fuhr wieder nach Hause und schmiss mich auf's Bett. Abends desinfizierte ich das Tattoo nochmal und haute mich dann nach dem Abendessen hin. Mit Madison's Geruch in der Nase schlief ich dann ein. Morgen konnte ja ein Spaß werden...
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It's been a little while now, since I last saw your face
Fiksi PenggemarMadison ist neu auf ihrer Schule. Sie ist ein ruhiges Mädchen, da sie eine heftige Vergangenheit hinter sich hat. Mobbing, Ritzen und so weiter. Das alles war Teil ihres Lebens. Doch sie glaubt nicht, dass das auf ihrer neuen Schule anders ist. Sie...