Was wird dann aus uns?-Johannes Golla

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6.12.2017 Zeitungsartikel

Johannes Golla verlässt die MT Melsungen in Richtung unbekannt.

Fassungslos starre ich auf den Artikel in der Zeitung. Johannes würde was machen? Er würde seinen Vertrag bei der MT nicht verlängern okay, dass er darüber nachdachte, hatte er mir gesagt, aber dass das schon fix war? Darüber war ich definitiv nicht von ihm in Kenntnis gesetzt worden. Das hört sich vielleicht ein bisschen kontrollsüchtig an...Trotzdem wäre es schön gewesen von meinem Freund persönlich über sein fortgehen informiert zu werden. Ich lege die Zeitung nieder und atme einige male tief durch. Da gab es jetzt wohl einiges an Gesprächsbedarf zwischen uns darauf freue ich mich noch weniger als auf den Schultag, welcher gleich noch ansteht.

Nach einem sowieso schon ermüdeten Tag stand mir jetzt noch eine weitere Anstrengende Sache bevor: Das Gespräch mit Johannes. Schon während dem Unterricht habe ich mit ihm geschrieben und wir haben ein Treffen ausgemacht. Ob ich Angst vor dem Gespräch habe? Vielleich ein wenig. Bin ich wütend auf ihn? Naja, eher enttäuscht von dem was passiert ist.

Als ich bei Johannes ankomme, empfängt dieser mich mit einem glücklichen Lächeln und will mich in seine Arme schließen. Unter diesen tauche ich geschickt durch und betrete die Wohnung, ohne ihn wirklich anzusehen.

„Was...?" murmelt Johannes leise und auch ein wenig unsicher, bevor er mir ins Wohnzimmer folgt. Dort setze ich mich auf das Sofa, schlinge meine Arme um meine Beine und lege meinen Kopf auf meinen Knien ab.

„Du hast es gelesen, oder?" fragt er mich und setzt sich mit etwas Abstand neben mich, wohlwissend das ich nicht gut auf ihn zu sprechen bin.

„Warum?" flüstere ich, da ich meiner Stimme nicht vertraue „Du hättest auch einfach mit mir reden können. Wir konnten uns doch sonst auch immer über alles unterhalten.

Johannes seufzt tief „Ich wollte es dir ja sagen, aber..." er stockt und als auch nach einer kurzen Pause nichts kommt, erhebe ich meine Stimme wieder.

„Hat dir das Vertrauen gefehlt oder wolltest du es mir einfach nicht sagen?" gebe ich leicht verletzt von mir und hebe meinen Kopf. Er starrt allerdings weiter nur auf den Holzboden unter seinen Füßen. Da die Ungeduld ein Teil von mir ist, hake ich gleich mit einer weiteren Frage nach.

„Und wohin gehst du?" „Das steht noch nicht fest." Gibt er mir schließlich eine Antwort auf eine der so vielen Fragen und so langsam steigen mir die Tränen in die Augen.

„Was wird dann aus uns, wenn du gehst? Ich kann nicht mit dir umziehen, wenn du von hier weg gehst, und das weißt du..." Auch wenn ich mich dagegen wehre, schlingt Johannes seinen Arm um mich und zieht mich an seine Brust. Erschöpft sacke ich zusammen und streiche mir fahrig über die Augen, um die blöden salzigen Tropfen loszuwerden.

„Shh." Murmelt er leise und wiegt unsere Körper ein wenig hin und her, um mich zu beruhigen.

„Also wars das jetzt zwischen uns?" Stelle ich die Frage die eigentlich schon die ganze Zeit wie eine graue Wolke über unseren Köpfen schwebt. Erschrocken rückt Johannes ein Stück von mir weg. „Du willst uns einfach so aufgeben? Denkst du nicht wir würden das hinbekommen, unsere Beziehung über die Distanz zu halten? Also natürlich nur bis du dien Abi hast, dann kannst du ja zu mir kommen."

Jetzt bin ich diejenige mit dem entsetzten Blick. „Ich gebe einfach so auf? Wer war denn die Person von uns beiden die verheimlicht hat das sie Melsungen verlässt? Du oder ich?" Fauche ich ihn förmlich an und als er ansetzt, um mir zu antworten, unterbreche ich ihn direkt. „Außerdem, wie kannst du von mir erwarten das ich dir folge? Hättest du mit mir darüber geredet, hätten wir uns über solche Dinge einig werden können, aber so geht das doch nicht Johannes!" Rede ich mir nun meinen Frust von der Seele und Johannes setzt direkt zu seiner Verteidigung an.

„Wie, du kommst nicht zu mir nach dem Abi? Es war doch klar, dass ich Melsungen irgendwann verlasse und du musst dann eben mitkommen, sonst hat die Beziehung doch gar keinen Sinn."

„Vielleicht hat unsere Beziehung wirklich keinen Sinn mehr..." gebe ich zu und erhebe mich von dem Sofa. „Vielleicht machen wir uns auch einfach nur noch etwas vor. Anscheinend können wir ja auch nicht mehr miteinander reden. Das Vertrauen scheint schon verpufft zu sein." Beende ich meinen Monolog und verlasse den Raum.

„Vielleicht hast du recht." Höre ich noch vom Sofa aus und das war der letzte Satz, den ich für lange Zeit von ihm hören würde. Unter Tränen verlasse ich die Wohnung, wollte nur noch weg von hier und auch nicht mehr zurückkommen.

6.02.2018

Johannes Golla wechselt zur SG Flensburg-Handewitt

Diese Überschrift hat mich heute in der Zeitung begrüßt. Johannes und ich haben uns nach unserem Gespräch nicht mehr gesehen und gingen von da an auf verschiedenen Wegen. Auch wenn wir nicht im Guten auseinander gegangen sind, hoffe ich dennoch, dass er sich in Flensburg gut entwickeln würde und das finden könnte was ihm in Melsungen gefehlt hat. 

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