Wunsch von handball1Dfreak
POV Isabel
So leise wie möglich öffne ich die Tür der Wohnung, in der Timo und ich gemeinsam wohnen. Wenn ich Glück habe, schläft er noch und hat gar nicht mitbekommen das ich die halbe Nacht nicht zu Hause war. Dann könnte ich jetzt schnell die löchrige und blutige Jeans loswerden und dann schnell zu ihm ins Bett kriechen. Doch kaum habe ich die Tür leise wieder geschlossen, ertönt ein Räuspern aus der Dunkelheit. Resigniert fallen meine Schultern nach unten, da habe ich mich wohl zu sehr in Sicherheit gewogen.
Das Licht im Flur wird angeschaltet und ich kneife kurz die Augen wegen der Helligkeit zusammen. Dann drehe ich mich um und sehe Timo mit verschränkten Armen und eisiger Miene im Türrahmen lehnen.
"Wo warst du?" fragt er misstrauisch und sieht mich dabei fest an, denn er erkennt leider genau, wenn ich lüge."Hast du meine Nachricht nicht gesehen?" frage ich ihn zunächst, um von seiner Frage abzulenken. Timo schnaubt verächtlich.
"Natürlich habe ich sie bekommen, du hast sie an meine Stirn geklebt, während ich geschlafen habe." sagt er dann und hält unterstützend den kleinen Post-It hoch, welchen ich tatsächlich vor meinem Verschwinden auf seiner Stirn hinterlassen habe."Dann weißt du ja das ich nur ein bisschen draußen war." sage ich und hoffe das er noch nicht allzu lange wach ist. Allerdings entmutigt mich sein Gesichtsausdruck direkt, denn er zieht nur die Stirn kraus.
"Es ist vier Uhr morgens, ich bin bestimmt schon eine Stunde wach und warte auf dich. Deine Bettseite war komplett ordentlich, du hast also nicht hier geschlafen. Deshalb frage ich dich noch mal. Wo warst du?""Nirgendwo." murmele ich und senke den Blick, um Timo nicht ansehen zu müssen. Mit einem leisen Seufzen kommt er näher auf mich zu und dann fällt sein Blick wohl auf meine aufgerissene Jeans.
"Du hast Blut an deinen Knien. Niemand geht nirgendwo hin und hat Blut an den Knien." sagt er dann ein wenig aufgebracht und fährt sich durch die Haare."Ich mache mir doch nur Sorgen um dich. Du warst offensichtlich die halbe Nacht draußen und jetzt hast du blutige Knie." sanft greift er an meine Schultern und sieht mir bittend in die Augen. Haltsuchend schlinge ich meine Arme um ihn und drücke mein Gesicht fest an seine Brust. Kurz zögert Timo noch, dann umarmt er mich ebenfalls und streicht mir leicht über den Rücken.
"Hey, was ist denn los?" murmelt er leise und drückt mich ein bisschen stärker an sich ran. Ich atme noch einmal tief durch, dann beginne ich zu sprechen.
"Es war mal wieder Zeit für das Ritual." murmele ich leise in seine Brust. Timo hält kurz inne, wie als ob er nicht so ganz weiß wovon ich spreche."Erinnerst du dich daran? Ich habe das schon am Ende von unserer Schulzeit einmal im Jahr gemacht. Immer an ihrem Todestag." Ja, Timo und ich sind gemeinsam zur Schule gegangen, haben uns dann allerdings aus den Augen verloren, bis wir uns vor knapp einem Jahr wieder über den Weg gelaufen sind und uns anschließen ineinander verliebt haben.
"Ich weiß das du um diese Zeit immer total übernächtigt in die Schule kamst und du wegen deiner verstorbenen Freundin nachts irgendwas gemacht hast, aber ich weiß nicht was." informiert er mich über seinen Wissensstand und ich nicke leicht. Das stimmt, ich war immer vollkommen fertig in der Schule erschienen und habe den ganzen Tag lang mit niemandem geredet, denn nachts habe ich eine Tradition von ihr und mir ausgeübt, einfach um mir beim Trauern zu helfen und um die Erinnerung an sie nicht gänzlich zu verlieren. Natürlich würde ich sie nie vergessen können, schließlich waren wir Jahrelang unzertrennlich, aber irgendwann verblassen die Erinnerungen und alles wird ein wenig leichter.
Kurz lasse ich die Stille noch auf mich wirken, dann beginne ich Timo zu erklären was ich gemacht habe.
"Weißt du, wir haben uns früher gerne mitten in der Nacht rausgeschlichen und sind dann Sterne beobachten gegangen. Wir sind am liebsten auf abgelegene Wiesen oder auf einen Berg gegangen. Dann haben wir uns ins Gras gelegt, die Sterne beobachtet und der Stille der Nacht gelauscht. Das mache ich jetzt immer in der Nacht ihres Todestages, einfach um mich ihr nah zu fühlen." damit schließe ich meine Erklärung und hebe meinen Kopf leicht an."Tut mir leid, dass ich dir das nicht gesagt habe. Also wo ich hingehe, dann hättest du dir nicht so viele Sorgen machen müssen." entschuldige ich mich bei Timo und sehe ihm schuldbewusst in die Augen. Liebevoll streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du musst dich nicht entschuldigen, nicht dafür. Danke das du es mir erzählt hast" sagt er leise und greift nach meiner Hand.
"Und jetzt gehen wir uns mal um deine Knie kümmern." bestimmt er und zieht mich vorsichtig hinter sich her ins Bad.Während er Pflaster und Desinfektionsmittel such, entledige ich mich meiner verdreckten Hose und wasche mir die Erde von meinen verkratzten Händen.
"Wie ist das passiert?" fragt Timo dann doch noch, als er sich vor mich gekniet hat und beginnt meine verschrammten Knie zu säubern. Kurz zucke ich von dem brennenden Gefühl des Desinfektionsmittels zusammen, habe mich aber schnell wieder gefangen."Ich bin auf dem Rückweg irgendwo hängen geblieben und gestürzt, konnte mich aber zum Glück noch abfangen. Im dunklen ist der Weg von dieser Lichtung im Wald zum Parkplatz runter definitiv schwieriger als im hellen." erkläre ich ihm wie mein Missgeschick passiert ist und verziehe noch einmal kurz das Gesicht als ich an den Schrecken denke, den ich vorhin bekommen habe.
"Tollpatsch." sagt Timo nur und grinst zu mir hoch, was ich leicht erwidere. Timo steht auf und hält mir die Hand hin.
"Komm, wir legen uns hin, damit wir wenigstens noch ein bisschen Schlaf bekommen." sagt er liebevoll und ich lasse mich von ihm ins Schlafzimmer führen.Eng aneinander gekuschelt liegen wir schließlich im Bett, während draußen die Sonne langsam aufgeht und die Vögel anfangen zu zwitschern.
Irgendwas stört mich an diesem One-Shot, ich kann aber nicht sagen was :/
Hoffentlich hat es euch wenigstens gefallen :)Auch hier weiß ich nicht ob nächste Woche ein Kapitel kommt. Das kommt drauf an wie meine Sehnenscheidenentzündung verläuft...
Schönes Restwochenende noch
WOLKE <3
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Handball One-Shots
FanfictionOne-Shots mit unseren Lieblingen in den verschiedensten Situationen. Wünsche und Kritik werden gerne angenommen. Viel Spaß WOLKE