Franz Semper-Das ist alles deine Schuld

558 24 8
                                    

Wunsch von handballgirl7

Erschöpft bleibe ich nach der Hälfte der Treppenstufen stehen und lege eine Hand haltsuchend auf das Geländer. Tief durchatmend lege ich meine zweite Hand auf meinen stark gewölbten Bauch, in welchem mein Baby gerade akrobatische Turnübungen durchführt. Wer hätte gedacht das einfache Treppensteigen mal so anstrengend wird? Einen Moment verharre ich noch und versuche das kleine Wesen in mir mit sanften Streicheleinheiten zu beruhigen und als mir das endlich gelungen ist, laufe ich vorsichtig die letzten Stufen hinauf.

Vollkommen fertig komme ich schließlich in der zweiten Etage an und klingele an der Tür von meiner Freundin Anna. Diese öffnet mir freudenstrahlend die Tür und zieht mich so gut es geht in ihre Arme.
"Ist der Bauch noch größer geworden?" fragt sie mich lachend, während ich mir umständlich die Schuhe von den Füßen streife.
"Glaub mir, das Gefühl habe ich auch." gebe ich leicht leidend zu und lege, wie eigentlich meistens, eine Hand auf meine Kugel.

"Wann ist es denn so weit? So lange kann es doch gar nicht mehr dauern." Anna sieht mich fragend an und ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse.
"Es kann jeden Moment so weit sein." gebe ich zu. "Deshalb bin ich auch hier. Franz dreht zu Hause förmlich durch und macht mich einfach nur noch kirre. Jedes Mal, wenn ich zusammenzucke oder auch nur anders atme, fragt er mich sofort, ob es losgeht."

Die Mimik von Anna ist eine Mischung von belustigt und besorgt. Ja, die Vorstellung von einem aufgeregtem Franz ist gar nicht mal so unlustig.
"Es ist doch schön, wenn er sich Sorgen um dich macht."
"Naja, eigentlich schon, aber er übertreibt es eben ein wenig." Franz war seit dem Begin der Schwangerschaft besorgt um mich, aber gerade in den letzten Wochen wurde es mir dann doch zu viel.

"Darf ich dir mal eine Frage stellen?" damit durchbricht Anna irgendwann die Stille.
"Hast du zwar gerade, aber ja darfst du." antworte ich ihr mit einem frechen Grinsen und Anna verdreht über meinen doofen Humor die Augen.
"Weiß er von dem Baby?" stellt sie dann eine Frage, die dazu führt, dass sich eine unangenehme Gänsehaut über meinen Körper zieht.

"Nein und das ist auch gut so." sage ich mit frostiger Stimme und fixiere einen Punkt an der Wand.
"Aber sollte dein Vater nicht wissen das du ein Kind bekommst?" versucht Anna es noch einmal, aber ich bleibe kalt.
"Er hat das Recht dazu verloren als ich noch ein Kind war. Ich war kein Junge und somit nicht gut genug für ihn. Also nein, er soll nicht wissen das ich einen kleinen Sohn bekomme." mache ich meinen Standpunkt klar und jetzt schweigt auch Anna.

Irgendwann beginnt mein Handy dann zu klingeln und ohne darauf zu schauen, weiß ich das Franz anruft.
"Hallo Franz." sage ich mit einem schmunzeln und auch Annas Mundwinkel zucken.
"Wie geht es meinen beiden Liebsten?" fragt Franz und eigentlich finde ich es schon süß von ihm das er uns so umsorgt.

"Uns geht es super. Willst du was bestimmtes?" stelle ich ihm dann auch eine Frage und von Franz kommt ein leises Lachen.
"Du kennst mich einfach zu gut. Ich bin gerade einkaufen und wollte fragen, ob du noch auf irgendwas bestimmtes Lust hast was ich dir mitbringen soll." Der geborene Gentleman, oder? Wobei, vermutlich hat er aus meinen Hormongesteuerten Anfällen der letzten Monate gelernt. Der arme Kerl musste sich teilweise schön was anhören, weil wir nichts zu Hause hatten, was meine Gelüste erfüllen konnte.

"Musst du nicht. Wir beide sind vollkommen zufrieden." beruhige ich ihn und er atmet erleichtert auf.
"Alles klar. Kommt ihr dann bald heim." fragt er dann fast schon schüchtern nach. Mir huscht ein kleines Schmunzeln über die Lippen. Ich war jetzt ungefähr zwei Stunden weg und ihn hat wohl die Sehnsucht gepackt.
"Ja, ich mache mich gleich auf den Weg. Aber nur wenn du schon mit dem Kochen anfängst." stelle ich noch eine Bedingung.

"Mache ich." sagt Franz vergnügt und nach einer kurzen Verabschiedung lege wir schon auf.
"Er hat Sehnsucht nach mir." sage ich grinsend und Anna nickt verstehend.
"Dann lass deinen Liebsten mal nicht länger warten." sagt sie und hilft mir anschließend beim Anziehen meiner Schuhe, denn ich kann meine Füße nicht mal sehen, geschweige denn selbst erreichen.

Mit einer liebevollen Umarmung verabschieden Anna und ich uns voneinander und dann geht es für mich an den schrecklichen Treppenabstieg. Dieser nimmt tatsächlich fast den längsten Zeitraum meines Heimweges ein, auch wenn ich mehr watschele als laufe.

Daheim angekommen, empfängt mich schon der leckere Duft nach Essen und ich habe gleich bessere Laune.
"Hallo schöne Frau." Franz kommt lächelnd auf mich zu und drückt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Essen ist gleich fertig, du kannst dich also schon mal hinsetzen, wenn du möchtest. Wie war es bei Anna." während Franz spricht ist er schon wieder zurück in die Küche gewuselt und ich habe mich in der Zwischenzeit an den Tisch gesetzt.

"Es war eigentlich ganz schön mal wieder ein bisschen mit ihr zu quatschen." gebe ich eine wage Auskunft über den heutigen Nachmittag.
"Aber?" sagt Franz und stellt mir einen Teller mit Nudeln hin. Er hat genau gehört das wohl irgendetwas vorgefallen ist.

"Sie hat gefragt, ob mein Vater über die Schwangerschaft bescheid weiß und dass er ja ein recht darauf hätte davon zu erfahren. Ich habe ihr dann klar gemacht, dass er da definitiv kein Anrecht draufhat, weil er mich als Kind wie Luft behandelt hat." rede ich mich in Rage und Franz ist augenblicklich an meiner Seite. Sanft legt er seine Hände auf meine Schultern und versucht mich so ein wenig zu beruhigen.

"Shhh, du sollst dich doch nicht so aufregen." murmelt er leise und ich greife nach seiner Hand, um diese sanft zu drücken.
"Du hast recht, er muss nichts von unserem kleinen Wunder erfahren." sagt er und allein der Klang seiner Stimme gepaart mit seiner Anwesenheit beruhigt mich. Entspannt lehne ich meinen Kopf gegen seine Brust und kann spüren, wie sich mein Herzschlag wieder beruhigt.

Nach dieser kleinen Aufregung essen wir zunächst und dann legen wir uns zusammen auf die Couch. Unser Sohn turnt wieder in meinem Bauch herum und boxt das ein oder andere Mal unsanft gegen Organe oder Knochen. Als seine Faust oder sein Fuß, ganz sicher bin ich mir das nicht, meine Rippen trifft, zucke ich gequält zusammen.

"Das ist alles deine Schuld!" murre ich ihn Franz Richtung.
"Nur wegen dir passe ich nicht mehr in meine Lieblingsklamotten, kann meine Füße nicht mehr sehen und werde von innen verprügelt." jammere ich weiter und Franz fängt an zu schmunzeln.
"Ich hoffe doch, dass es meine Schuld ist, sonst würde ich gerne wissen wer der Vater von dem Knirps ist." sagt er und grinst mich spitzbübisch an.

Belustigt verdrehe ich die Augen.
"Du bist ein Idiot, weißt du das?" frage ich ihn, aber mit liebevollem Unterton.
"Tja, du hast mich ausgesucht und wusstest auf was du dich einlässt." sagt er und streckt sich ein wenig auf dem Sofa aus. Ein paar Minuten liegen wir stumm da, dann erhebe ich mich. Franz sieht mich aus halbgeöffneten Augen fragend an und ich zeige in Richtung Badezimmer.

Der kleine drückt, wie so oft auf meine Blase und deshalb mache ich mich auf den Weg zu Toilette. Erleichtert bin ich wieder auf den Weg zurück zu Franz, da läuft etwas feuchtes mein Bein hinab. Ein wenig geschockt beobachte ich wie sich der Fleck auf meiner hellen Jeans ausbreitet und bin einen kurzen Moment wie erstarrt.

"Franz?" rufe ich dann "Kleine Planänderung für heute Abend."
Man kann die Verwirrung in seiner Stimme förmlich hören als er zu mir in den Flur getapst kommt.
"Wie meinst du das? Was machen wir denn?" als er meine nasse Jeans erblickt weiten seine Augen sich ein ganzes Stück.

"Ich würde sagen wir bekommen ein Baby. Meine Fruchtblase ist geplatzt."



Hoffentlich hat es euch gefallen und bis zum nächsten mal :)
WOLKE <3

Handball One-ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt