Pass doch auf!-Franz Semper

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Endlich ist Sommer, also fast. Eigentlich ist es erst Mai und nur das Wetter fühlt sich so an, als wäre schon der heißeste Sommer. Dem ist aber nicht so. Dennoch, um zumindest ein wenig der Hitze zu entfliegen, halte ich mich gerade im Wasser auf und schwimme so meine Runden im Meer. In dieses Meer kann ich auch nur entfliehen, da ich mich mit einiger meiner Freunde im Urlaub befinde. Zu Hause hätte ich kein Meer vor der Haustür und auch ein Pool bleibt mir verwehrt. Aber glücklicherweise kann ich diesen Luxus nun im Urlaub genießen.

So schlendere ich auch heute gemütlich durch den Sand und blicke ein wenig verträumt durch die Gegend. Dadurch bekomme ich nicht mit, wie ein Jogger, welcher seinen Blick stur Richtung Boden gerichtet hat, mir entgegenkommt und bin so auf den Zusammenstoß nicht vorbereitet. Von dem Aufprall auf die Brust meines Gegenübers erschrocken, taumele ich einen Schritt zurück, stolpere natürlich und lande im Sand. Keine Sekunde später beginne ich schon meinen perplexen Gegenüber zu beschimpfen.

„Pass doch auf! Wo hast du denn deine Augen? Du kannst doch hier nicht einfach so rumrennen und nicht mal schauen, wer dir entgegenkommt!"

„Ähm." Gibt mein Gegenüber zunächst wenig Geistreich von sich, fängt sich dann aber doch und streckt mir seine Hand entgegen. „Hier." Murmelt er leise „Entschuldigung, ich hätte tatsächlich au den Weg achten sollen." Gibt er dann zu und ist nicht im Geringsten von meinem Ausbruch beleidigt.

Leicht lächelnd ergreife ich seine Hand und lasse mir von ihm aufhelfen. "Ich muss mich dann wohl auch entschuldigen" gebe ich wieder stehend zu. "Entschuldigung fürs Anmotzen und ich hätte genauso gut wie du mehr auf den Weg achten können."

Das erste Mal blicke ich ihm bewusst ins Gesicht und bin erstaunt. Ein gebräuntes Gesicht, welches mit blonden Haaren umrahmt und mit blitzenden, blauen Augen geschmückt ist, sowie von einem strahlenden, weißen Lächeln abgerundet wird, macht meinen Gegenüber ungewöhnlich attraktiv. Nervös streiche ich mir eine Locke hinters Ohr und blicke schüchtern zu ihm rauf. Immer noch lächelnd. Hörte der jemals damit auf? Für einen Moment sehen wir uns noch an, dann setzt er zum sprechen an.

"Ich bin übrigens Franz und wie heißt du?"

Lächelnd sage ich ihm meinen Namen. "Und was machst du so wenn du nicht gerade arme Mädchen am Strand umrennst?" Setze ich dann noch keck hinterher.

Nun muss er lachen und ich bin ziemlich verzückt von diesem Geräusch. Vielleicht lag ich heute zu lange in der Sonne und halluziniere mir jetzt diesen perfekten Jungen vor, denn so makellos wie er scheint, kann das nur ein Traum sein. Unauffällig zwicke ich mir in den Arm, aber Franz steht immer noch vor mir und deshalb beschließe ich das jetzt einfach zu genießen und nicht weiter über einen möglichen Sonnenstich nachzudenken. Inzwischen hat Franz schon zu einer Antwort angesetzt, durch meinen inneren Monolog bekomme ich aber nur das Ende mit und blicke ihn nur zerknirscht an.

"Ähm, ich habe dir eventuell nicht zugehört" lache ich dann doch und signalisiere ihm sein gesagtes noch einmal zu wiederholen.

Doch er zieht nur eine Schnute und zwickt mich leicht in die Seite, was mich einen großen Schritt von ihm abrücken lässt.

"Was soll das bloß noch mit dir geben, wenn du ständig in deinen Gedanken versinkst. Vielleicht sollte ich einfach bei dir bleiben und aufpassen das du nicht am Ende noch vor ein Auto läufst" sagt er dann frech grinsend.

"Sagt der, der nicht auf den Weg achtet und Leute über den Haufen rennt" grinse ich zurück.

"Touché" meint er und redet direkt weiter "Wie wäre es, wenn wir uns ein bisschen hinsetzen und uns unterhalten?"

Nickend gebe ich meine Zustimmung und ziehe ihn ein paar Schritte hinter mir her, bis ich mich schließlich an einer Stelle in den Sand fallen ließ. Franz setzt sich schon relativ nah neben mich und somit beginnen wir uns zu unterhalten. Irgendwann kamen wir auf unsere Berufe zu sprechen. Nach etwas rumdrucksen sagt er dann schließlich:

"Naja, ich bin Handball-Profi und spiele bei Leipzig in der Bundesliga." Mir fallen bei diesem Satz die Schuppen förmlich von den Augen.

"Du bist Franz Semper. Oder?" murmle ich dann. Leicht erschrocken rückt er von mir ab.

"Jaaa" gibt er mit einem misstrauischen Blick von sich" Du kennst dich mit Handball aus?" fragt er dann.

"Ich schaue es ziemlich gerne, aber ich habe dich tatsächlich nicht erkannt. Naja, und selbst wenn, ihr seid ja auch nur ganz normale Menschen" meine ich lächelnd. Nun entspannt er sich wieder etwas und blickt mir beruhigt in die Augen.

"Schön, dass du das so siehst" lächelt er und steht auf. Verwundert blicke ich zu ihm auf und ziehe fragend eine Augenbraue nach oben. "Los, steh auf, wir gehen jetzt ins Wasser."

Grinsend erhebe ich mich und ziehe mir mein Strandkleid über den Kopf. Heiß glüht Franz Blick auf meinem Körper und ich erröte leicht, verstecke dies, aber indem ich ihn an der Hand packe und in Richtung Wasser ziehe. Gemeinsam stürzen wir uns in die Fluten und toben wie kleine Kinder durchs Wasser. Einige Zeit später, eigentlich wollte ich gerade aus dem Wasser heraus, zieht Franz mich vorsichtig mit dem Rücken an seine Brust. Trotz der Wärme, die er ausstrahlt bekomme ich eine Gänsehaut, welche er ignorierte oder einfach nicht bemerkt, denn sein Finger zeigt in Richtung Horizont.

"Schau mal, die Sonne geht unter" sagt er leise und mir läuft ein wohliger Schauer den Rücken hinunter, während ich mit den Augen seinem Fingerzeig folge und das Farbenspiel genieße. Ich seufze leise und beobachte wie die Sonne immer weiter verschwindet, aber mit dem Verschwinden der Sonne wird es kälter und so fröstelte ich etwas. Diesmal bemerkt er es, legt einen Arm um mich und schreitet gemeinsam mit mir aus dem Wasser heraus.

"Ich habe leider weder einen Pulli noch ein Handtuch dabei das ich dir leihen könnte" murmelt er beschämt und kratzt sich am Kopf.

"Hey, ist schon in Ordnung, so kalt ist es nicht" sage ich aufmunternd, kann aber ein kurzes Kälteschütteln nicht vermeiden. Franz zieht daraufhin nur eine Augenbraue hoch und drückt mich wieder an sich. Meine Haut brennt an den Stellen, an welchen wir uns berühren förmlich und ich entspanne mich durch seine Wärme etwas. Langsam laufen wir aneinander gekuschelt zurück zu meinem Kleid und nachdem ich dieses über meinen nassen Körper gezogen habe, zieht er mich direkt wieder an sich.

"Soll ich dich zu deiner Unterkunft bringen?" fragt er und zieht mich noch ein Stückchen näher zu sich.

"Das wäre schön" sage ich leise und wir setzen uns in Bewegung. Trotz nasser Klamotten und Kälte wollen wir nicht wirklich schnell laufen, aber irgendwann mussten wir ja ankommen. Vor dem Haus, welches ich mir mit meinen Freunden teile, halten wir schließlich an.

"Das war ein schöner Tag" lächle ich, Franz erwidert das Lächeln und nickt zustimmend.

"Ich sollte wohl mal reingehen" sage ich und trete zu Boden guckend einen Schritt zurück.

Franz greift nach meinen Händen und lächelt sanft zu mir herab.

"Können wir uns wieder sehen" fragt er dann schüchtern und legt den Kopf leicht schief.

"Ich bestehe darauf. Irgendwer muss doch aufpassen das du keine Mädchen mehr umrennst" lache ich und blicke zu ihm hinauf.

Franz zieht mich ein weiteres Mal an sich und murmelt in meine Haare:

"Dann hole ich dich morgen Mittag hier ab. Okay?"

"Okay" erwidere ich nur und kuschle mich leicht gegen ihn.

Als wir uns schließlich lösen, sehen wir uns lange in die Augen. Franz beugte sich langsam zu mir herunter und ich habe schon leichte Panik das er mich küssen will, denn das wäre mir definitiv zu früh gewesen. Doch entgegen meiner Befürchtung haucht er mir nur einen sanften Kuss auf die Wange und tritt spitzbübisch grinsend einen Schritt von mir zurück. Errötend senke ich meinen Blick und höre ihn noch

"Bis morgen" sagen, dann ist er auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Dümmlich, andere würden verliebt sagen, grinsend gehe ich ins Haus und freue mich auf den morgigen Tag mit Franz.

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